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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0244
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

auch nierget, das je jeman widerteüffet worden sey, den Johannes geteüffet hatt,
von dem der Herr auch selb geteüffet worden ist und, wie mans achtet, auch die
Apostolen, von welchen wir doch nit haben, das sy hernaher widergeteüffet seyen.
593Darumb konden wir zwischen dem tauff, den Johannes gabe, dem wir gleich
halten, den die jünger gaben vor dem leyden des Herren und den der Herr her-
naher in seiner kirchen hatt ufgericht, keinen anderen underscheidt in der schrift
dargeben sein ersehen, dan eben so fil underscheids under der predig Johannis ist
und deren, die hernaher in der kirchen angangen, welcher underscheid in dem
stoht, das die kraft des geysts Christi sich hernaher in predigen und sacramenten
gewaltiger erzeiget hatt dan bey der predig und tauff Johannis. Noch dieweil auch
Johannes von Gott bede, zu predigen und teüffen, gesandt ware und uff Christum
in beden gewysen hatt, wurdt der geyst Christi do auch gewurcket haben, aber
noch nit so gwaltig. Wurdt also der dienst Johannis ein vorbereytung gewesen
sein zu dem herlichen reich Christi, das nach der uffart Christi angangen ist, wie er
dann selb sagte: Er were vor dem herren gesandt, im den weg zu bereyten, welchs
warlich on glauben, verzeihung der sunden und also on ein ware Evangeli nit
sein kan. Bleybt also ymer war, das Johannes in seinem grad das ware, einige,
rechte Evangeli geprediget habe.
Dise unser lieben Herren und brüder zu Marpurg und unsere haltung wöllen
Ewere Prediger fur unrecht haben, sagen, Johannes habe nur die büß geprediget
und in die büß geteüffet, also haben wirs Matth. 3 [2] und niergen anders, und nit
das Evangelion, das da ist verkundegung verzeihung der sunden, dan diß Evan-
gelium sey den Apostolen befolhen und sey nit zeit gewesen, das recht Evangeli zu
verkundigen, eer dan Chri | A1 b | stus an dem creutz fur die sünd bezalet und das
reich eingenomen hat.
Nun ewere liebe hatt in jetz furgesetztem unseren grund, dogegen wöllen nun
halten den grund ewerer prediger. Erstlich wenden sy fur: Matth. 3 [2] haben wir,
das Johannes allein buß geprediget und in die buß geteüffet habe, und niergen
anders. Das ist aber gar nit. Mar. 1 [4] steht also: Johannes hatt geteüffet in der wüste
und verkündiget den tauff der buß zu verzeihung der sunden. Deßgleychen hat auch
Lucas 3 [3]. Die zeugnuß Pauli Acto 19[3] haben wir erst eingefüret, der von
Johanne zeüget, das er die leute habe geleret, uff Christum glauben. Zudem so ist
allweg die buß genant, ein widerkerung zu Got, welch nit hatt seyen mögen
on vergebung der sund, Exod. 34, Deut. 10. Aber Johannes hatt zugleich uff
Christum gewysen mit seiner predig der buß.
Sind dan die so herlich zeugnuß Johannis vom Herren, die wir Johan. 1 [16]
und 3 [34] lesen, nit rechte, ware Evangelia? Er sagt, unser H. Jesus sey, von des
fulle wir alle empfahen gnad umb gnad, durch in komen alle gnad und warheit. Er sey
der eingeboren son, der in der schoß des vatters ist und uns alles götliches verkundiget, teüffet
mit dem heyligen geist, gibt das leben allen, die an in glauben, nymmet die sund
der welt uff sich, bezalet sy, ist der breütgam der gleubigen gemein, hatt in seiner
hand alles. Sind ja diß nit rechte, ware Evangelia? Ist hie allein die buß geprediget

593. Unterscheid des tauffs Christi und Johannes. [Marg.].
 
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