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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0276
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

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licher und weltlicher policyen22 worden ist. Daher dann auch alle laster im
schwanck gohn müssen. Nun aber der gutig Got nit immer zürnet und seine er-
bermde23 on end ist24, hat er uns dise jar einher zur bus und rechtem glauben an
unseren heyland Jesum, durch welchen wir allein zu recht frommen und seligen
leben kommen, wider mit vilfeltiger weiß berüffet und erwecket. Da thut sich
aber ebenso starck herfür der erbfeind unsers heyls, füret mit ein so vil mißver-
stands irthumen und allerley uner-| A 2 b | hörte ergernüssen, domit falschen leren,
damit uffrur und anderen übel, dadurch die einfeltigen jämerlich verwirret, die
bösen zu irem mutwillen gewaltig gefürderet, die rechten kinder Gottes an dem
guten in alle weg schwerlich verhinderet werden. So wir dann diß so grausam
wieten des Satans also befinden und greiffen, das wir nit nur mit blut und fleisch,
sonder mit den ergisten bösen hymmlischen geysteren zu fechten haben25, solten
wir ja alle, denen der allmechtig gütig Got seinen Son, unseren Herren Jesum,
etwas zu erkennen geben, mit ernstlichem gebet, getrewer und ernstlicher für-
dernus26 des H.Evangeli, das er uns geoffenbaret ein yeder, dem nach im Got
heran zuhelffen immer verluhen27, anhalten, damit doch die er weiten kinder
Gottes ir haupt und einigen28 hirten Jesum Christum recht erkennen und sich im
einmal gantz ergeben könden, daher dann alle erbarkeyt, ware liebe und alles guts
volgen wurde. Und wie der feind, nachdem er weißt, das diser glaub auß dem
gehör kommet29 des göttlichen worts, nichts underlasset, das er dasselbige ent-
weders mit gwalt gar abtreibe oder mit falschem verstandt under dem schein
grösserer heiligkeyt vermisch und verwüste, also solten wir fil mer alles versuchen,
das wir den lauff und rechten verstand des seligmachenden worts allethalben für-
derten und uffbrechten. Zwar unser Herr Jesus Christus hat sein H.Evangeli nit
den klugen und scharff verstendigen, sonder den kindischen und einfaltigen, die
aber gern wolten recht thun, gegeben30. Es soll daran niemand zweifflen, seitmal
der Herr selb gesagt, das der sein lere erkenne, der begeret den willen zu thun
seins vatters31; aller miß verstandt und zanck unser heyligen religion halb, mit dem
diser zeyt nit allein teutsche nation, sonder vast alle land, so sich christliches
namens rhümen, behafftet sind, enstaht und haltet sich allein daher, das leyder vil
allenthalb seind, die den namen Christi und der kirchen | A 3 a | zum teyl irem
pracht und mutwillgem leben, zum teyl irem selbsgefallen und eersucht furwen-
den32, wenig aber, die Christum von hertzen suchen und allein meinen. Wille also
ein teyl under dem titel christlicher lere und gepreüch erhalten, der ander ein-
22. Ordnungen.
23. Erbarmen.
24. Vgl. Kl L 3,22.
25. Vgl.Eph6,12.
26. Förderung.
27. Verliehen.
28. Alleinigen.
29. Vgl.Ro 10,17.
30. Vgl.Mt 11,25.
31. Vgl.Mt 7,21; 12,50.
32. Vorschieben, als Vorwand benutzen.
 
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