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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0277
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FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO

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fieren, das doch stracks dawider istc. Nun, wann hievor in christlicher gemein der
Satan solich zerrüttung auffbracht, ist der heiligen brauch allemal gewesen, das sie
und furnemlich, die an götlicher lere zu dienen besonders verordnet, sich zu-
samengethan und nach angerüfftem heyligen geyst in aller Gotsforcht die heyligen
schrifften ersuchet33 und den willen Gottes erforschet haben34. So hat dann der
herr, wie er zugesagt35, was man in gepetten, gegeben und sich, die in gesuchet,
finden lassen, ja mitten under inen gewesen. Dann ers auch mit den seinen also
haltet, das er seine gaben und verstand keinem allein, sonder filen, jedem seine
maß, außteilet, damit er sie auch baß36 zusamen wie glider an einem leyb treibe
und behalte37. Diß mittel christlicher versamlung, irthumb und spaltung abzu-
wenden, haben auch die christlichen Keyser, als die iren gewalt, wie das Got ge-
ordnet, uber alle, auch die Bischöff, noch hatten, allemal gebrauchet und damit nit
kleine frucht geschaffet, wiewol der böse feind sich auch allweg mit eingeschlagen
und das sein nit versaumet hat38. So dann nun zu disen unseren zeiten der miß-
verstand in christlicher ler und trennung der kirchen Christi so groß und schwer
ist, als es je gewesen, und aber doch on zwyfel allethalb in allen stenden vil schäfflin
Christi seind, die die stimm ires hirten, was man joch39menschlicher leren neben
derselbigen gedondret40hat, dennocht erhöret haben und zu im on underlaß er-
seüfftzen, auch uff erden nichts lieber erlebten, dann rechte vergleichung und an-
stellung41christlicher lere und lebens, solten ja alle christen höchstes ernsts ihn,
unseren einigen hirten und ertzbischoffen unser selen42, bitten, das er unsern
fürsten und Herren, | A 3 b | seinen amptleuten, dann im der vatter ye43 allen gewalt
gegeben, dahin bewegete, das sie ein recht christlich Concili versamleten und ver-
schuffen, das man da in aller gotsforcht die heyligen schrifften erörteret und sich
der einfaltigen, lauteren lere Christi vergleychete. Der Bapst wille, im stande allein
zu, ein Concilium zu berüffen, demselbigen vorzusein und sampt seinen Bischöff
und prelaten darin beschlußlich zu sprechen. Das ist aber nit allein wider das
götlich und alle geschribne gesätz, bede, der Keyser und der Bischofen, außge-
nommen, die inen die Bäpst selber gemacht, da sie schon dahin kommen waren
das sie mit der warheit nit mer bestehn konden, sonder auch44 wider das naturliche
c) est.
33. Ergründet, durchsucht.
34. Vgl.Apg 13,5-21.
35. Vgl.Mt 7,7; 18,20.
36. Besser.
37. Vgl.Ro 12,3-6.
38. B. denkt wohl an die von den byzantinischen Kaisern einberufenen Synoden der Alten
Kirche. Zuletzt hatte noch Sigismund (1410-1437) aus eigener kaiserlicher Autorität das Kon-
stanzer Konzil ausgeschrieben; vgl.Jedini, S.224.
39. Auch immer.
40. Gedonnert, getönt.
41. Festlegung.
42. Vgl. I Petr2,25.
43. Doch, immer.
44. Satzbau: nit allein ... sonder auch ...
 
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