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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0278
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274

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

gesatz. Dann heyter45 am tag ligt, das kein standt ernstlicher46 reformation be-
darffe; zu deren aber haben sie sich durch das wort Gottes und christliche ver-
manung, die an sie von DC jaren her geschehen, gar nit bewegen lassen, sonder
deren fil hyngericht, die in solichen vermanungen etwas ernsthafftd gewesen47.
Und sie sollen nun selb zum Concili berüffen, wen und wahin sie wöllen, selb
sprechen und schliessen48 und alles nach irem gefallen verhandlen und auß-
richten? Nein, der almechtig Got hat die oberkeiten Keyserlicher Königlicher
Majest[ät], anderer Königen, potentaten, fürsten, herren und Stetten jede uber
die iren also gesetzet, das inen sollen alle seelen gehorsamen, »und nit allein die
leyen, sonder auch die priester und münch«, spricht der heylig Chrysost[omus]
uber dis ort Pauli49. »Ja«, sagt er, »wann du gleich ein apostel, ein Evangelist
werest.« So dann diß die ordenlichen oberkeiten seind uber meniglich50, gepüret
ihnen allein, versamlungen zu machen und dazu zu berüffen, die zu der sachen
davon zu handlen tauglich seind. Uns ist jetzund zuthun umb die lere unsers
herren Jesu Christi und rechte folge derselbigen bey allen stenden; solten wir nun
dise sachen an die lassen, die sich also bewesen51, das niemand uff erden weniger
lust darzu habe, were das nit |A4a| Got versuchet, ja getratzet52? Die namen
Bischoff, Cardinel und dergleichen geben niemand den H.geyst, und ob söliche
schon weissagen wie Cayphas53, verstehn und richten sie es doch dahin, das sie
Christum damit ans Creutz bringen. Gottes sachen müssen durch die, so Got
kennen, angestellet und außgefüret werden. Dieweil aber eben vil seind, die den
öbristen häupteren immer einbilden, es helffe in diser sachen kein disputieren, son-
der starcke feust54,man seie so weit voneinander, das vereinigung nit zu ver-
hoffen, dann auch furgeben, was man im namen des lauteren Evangeli jetz prediget
und handlet, seie alles stracks wider das, so die eltere kirchen und heyligen vätter
gehalten55. Dann auch uff diser seiten seind, die, was in gemeinen breuchen der
kirchen under dem Bapst gehalten würt, alles als unchristlich verdencken. Diser
ursachen halb hab ich gedacht, in gesprechs weis, damit alles von gemeinem ver-
stand desto baß56 vernommen werde, von den fürnemen puncten unser heyligen
d) ernschafft.
45. Hell klar.
46. Komparativ: dringlicher.
47. Offenbar denkt B. an die kluniazensische Reformbewegung des 10. Jahrhunderts und weiter
an Männer wie Huß (1415 verbrannt) und Savonarola (1498 gehenkt und verbrannt).
48. Beschließen.
49. Roma.xiii [1—7]. [Marg.]. - Commentarius in epist. ad Romanos, hom. 23,I; MSG 60, Sp.615.
50. Jeden.
51. Erweisen.
52. Getrotzt.
53. Vgl. Jo 11,49h
54. Diese Worte: Non verbis et consiliis, sed forti manu opus est, vom Kaiser auf dem Augs-
burger Reichstag 1530 an den Kardinal von Mainz gerichtet, riefen im evangelischen Lager
Besorgnis hervor; vgl. Pol. Cor. I, S. 501 f.; Jedin I, 8.537, Anm. 50.
55. Vgl.Einleitung, S. 268.
56. Besser.
 
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