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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0294
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Gotp.: Also ist im160. Es bekennen aber gar vil leut dise artickel, die den
rechten, waren, lebendigen glauben nit haben.
Goth.: Ich habe aber auch nit gesagt, das die christliche kirch dise syen, die
christlichen glauben bekennen, sonder die in haben. Gedenck, mein Gotprächt,
unser vorigen reden, was man glaubet, daran zweifflet man nit, das haltet man für
gewiß. Darumb, welche an Gott Vatter, Schöpffer aller dingen, und an unseren
Herren Jesum Christum, der für uns gestorben, und in Heyligen Geist, durch den
wir den Vatter und Son erkennen und glider Christi werden, wie das bey dem
Tauff fürgehalten wurdt, glauben, die seind yetz on zweyffel, dem allen |D2b|
sie161 also, halten von Got, wie dise artickel und alles Evangeli außweyset und er
sich in aller schrifft anbeutet, seind schon new geporen und selig. Die glauben
haben an Christum on liebe und gute werck, dieselbigen glauben nur etwas von
Christo wie die teuffel162 und nimmermehr alles, oder das er ir heylandt sein
wölle an leib und seel, hie und ewiglich.
Gotp.: Ey, man findet auch, die sich selb nit anders halten dann das sy diß
glauben und leben doch nit darnach.
Goth.: Sie mögens also fürgeben. Es ist aber ye nicht163. Glaubet man an
Christum dem Evangeli nach, so haltet man on zweiffel, das er eben der sye und
uns sein und thun wölle, wie in uns das Evangeli fürtregt. Söllicher glaube kan dann
anders nit, dann liebe zu im und willen, seines willens zu geleben, bringen. Das ist
wol war, diser glaub ist bey einem stercker dann by dem anderen, demselbigen
nach würcket er auch by einem mehr liebe und guter werck dann by dem anderen.
163aGotp.: So höre ich wol, du haltest allein die gemein deren, so rechten und
lebendigen glauben an Christum haben, für die kirch Christi?
Goth.: So ist im.
Gotp.: Da werden wir, förcht ich, nit überein kommen.
Goth.: Wieso? Ich setze, du soltest einem alten164 auff sein begeren den tauff
geben, hettest in nun nach gemeinem brauch gefraget, ob er die artickel Christlichs
glaubens auch glaubet, er sagte ja, du aber wissest, das er kein waren, satten,
lebendigen glauben hette, were on liebe Gottes und rechtes fürhaben165, christelich
zu leben.
Gotp.: Wann ich von einem wissen solte, das er dem bösen feind und allen
seinen wercken nit von hertzen absagte und sich Christo in der warheyt begebe166,
warumb wolt ich in teuffen? Philippus sagte zu dem Moren: wo du glaubest auß
gantzem hertzen, Act. 8 [37].
Goth. :166aEs ist ye der tauff ein bad der widergeburt und ernewerung des H.geysts,

160. Es. 161. Sei.
162. Jak 2,19.
163. Doch nicht.
163a. Wer von der kirchen oder die kirch sey. [Marg.].
164. Erwachsenen.
165. Vorsatz.
166. Hingebe.
166a. Ephes.5[30]. Titum. 3[5]. Ro.6[4]. [Marg.].
 
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