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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0392
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IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

aDie gemeldten Artickel, inn welchen vffs kürtzist begriffen ist,
was mann hie als christliche leere füret, seind dießea:
1. Wir glauben vnnd bekennen, das ein eyniger Got am wesen ist vnnd keynen
dan der personen vatters, Suns vnnd h. geysts vnderscheid haben mag, Erkennen
also vnchristlich vnnd der schrifft entgegen alles, | 29b | was dieser bekantnüß zu
wider ist, vnnd mit namen, bdas newlich ein Hispanier1 2 geschribenb, das das ewig
wort Gottes nichs dan ein vorbildungc vnnd schatten sye des menschen, vnsers
h. Jesu Christi inn creaturem vnnd allerley erscheinungen Gottes vnnd der Engel
fürgangen.
2. Dieser einiger, ewiger Got hat die menschen zu seinen ehren geschaffen,
welche hernaher durch die teüffel inn die sünd vnnd todt verfüret sein, darumb
die Got der lugen straffen alle, die sagen, das nit teuffel vnnd böse geyster seindd,
die die menschen wie imm anfang zun sünden reitzen vnnd anstifften.
3. Jn Adam seind wir alle gestorben, das ist, der sünden so verpflichtet vnnd zu
geeygnet, das vnnser sinn vnnd danckene2 von jugent vff nur zum argen vnnd
also von got, ders leben ist, inn ewigen todt gerichtet vnnd gantz verdammet
seind. Derhalb erkennen wir aller schrifft vnnd der erfarnüs3 zu widder sagen, das
wir nit inn erbsunden geporen vnnd von vnns selb etwas guts vermögenn.
4. Vnns von diesem todt zu helffen hat der almechtig Got sein ewigs wort, durch
das er alles gemacht, wöllen fleisch vnnd vnns armen sünderen aller dingen, die
sund allein außgenommen, gleich werden; der ist nun warer Got vnnd warer
mensch, vnser her Jesus Christus, bede götlicher vnnd vnser menschlichen natur
vnnd eygenschafft, hat durch sein leiden für vnns genug gethon vnnd vnns dem
vatter versönet, alle, die an inn glauben vnnd also zu im komen. Erkennen also,
das der höchsten gotslesterung eine ist sagen, wie fietz eyn newer yrthumb vff-
gestandennf, das das ewig wort Gottes nit habe menschliche natur auß Maria, der
junckfrawen, durch den h. geyst geschwengeret, an sich genommen, gsonder ein
himlisch fleysch nit vnnser art vnd naturg.
a) -a) Artickel, inn ... begriffenn, was ... füret C. so auch D, dort ein Zusatz Bucers: vnd furen
solle.
b) -b) Bucer korr.: das ienige, so newlich geschriben B, C,D übernehmen die Korrektur.
c) verbildung B,C,D.
d) seyen B,D. seien C.
e) gedancken(n) C,D.
f) -f) korr. von Bucer aus: der Melchior Hoffman sich berühmet, das ers inn Niderlanden inn
schwanck bracht habe, vnnd schon ietz hie auch leyder etliche verfuret[?].
g) -g) korr. von Bucer aus: sonder hab ... fleysch. Bucer korr.: sonder sye das wort an ymm selb
ein ... natur worden, das ietz die Gottheyt geenderet seye, dann sie ynn Christo nur ein natur be-
kennen B. diese Worte add. Hubert C, in D übernommen.
1. Michael Servet aus Tudela in Spanien war 1531 in Straßburg Gast Capitos; gab im selben
Jahr bei Johann Setzer in Hagenau seine Hauptschrift »De Trinitatis erroribus« in Druck. Bucer
griff ihn in seinen Vorlesungen an und riet ihm, die Stadt zu verlassen. Servet zog sich über
Hagenau nach Frankreich (Lyon) zurück.
2. Gedanken; Willen. 3. Erfahrung.

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