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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0478
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474

IM KAMPF UM DEN RECHTEN GLAUBEN

Er rhümet sich noch lenger vnnd gegrundter reden wider vns, dann wir gethon;
die thüe er dare! Das er aber, so man red vnd gegen red gegen eynander füret, ein
vergeben222 frosch geschrey, dem Synoden vnbreuchlich, dargibt, sicht E.gn.
wol, was es ist, so |660| er vnns so ernstlich widersprichet, inn dem wir die
götliche warheyt leren, solten wir jm dan für die lere gottes nit antworten. Freilich,
so er die warheyt fur sich hette, wurde er sich nit beschweren223, die selbige dar
zu thun. Es ist auch der brauch inn allen Synoden gewesen, wo mißhelligung, das
man die mit red vnnd gegen red also erörteret hat.
Das er dann seine schrifft wil lassen die zu Wittemberg, Zürich vnnd anderen
kirchen erörteren, gefallet vnns seer wol vnnd bitten, E.gn. wöllen sein vnnd
vnser schreiben zu disen vnnd anderen kirchen schicken vnnd sie die vrtheilen
lassen.
E. gn. lassen furtlesen, das D. Antonj meldet wider D. Capito geredet habenn224.
D. Capitof hat zu erklärung aller diser disputation vnd sich selb auch zu erklären,
dieweil d. Antonj jn vnderstanden, in den verdacht zubringen, als obe er des orts
nit redet, wie es bei jm imm hertzen stünde, ein soliche red gethon. Dann auch
Wolff Schultheiß jm, D. Capito, entgegen geworffen hat, doch mit kurtzen worten,
das er solte vorzeiten inn der schul, warumb kein eisen zum gebew der hütten der
zeugnüs vnnd des tempels Salomons benant were, dise vrsach geben haben, das der
innerlich tempel mit keinem eusserlichen gewalt vffgericht würde. Auch haben
dergleichen geschriben ann den Bischoff von Straßburg etc. Auß solichem allem
vervrsachet redet d.Capito vngeferlich225 vff die weis: Das ist war, zum inner-
lichen tempel an jm selb gehöret alleyn die gottes genad, der das gedeien gibt,
welches auch die Hebreer gestond, ja Moses selb, der nach |661| allem fleiß
sich klaget, das volck habe noch kein hertz, das got verstehe, Deutero. 29[3].
Wiewol er, wie wir auch, vff die innerliche vnnd hertzlich frombkeyt vnnd nit
alleyn vff eusserliche werck treibet. Dazu er etlich ortg auß Mose verlase als dis,
neben anderen orten, Deutero. am 9., jr sollen beschneiden die vorhaut ewer
hertzen, welche beschneidung got allein gibt Deutero. 30[6], wiewol er dazu er-
manet vnnd treibet, Daneben aber habe gott von falschen propheten gepotten, das
man sie todten solle, Deuteronomij am 13 [6]; jtem von den kinderen Belial, so vff
frombde götter weisen, wa das kundtbar würt, das man sie erwürgen vnnd jr stat
verbannen vnd alles drinn vmbbringen solte, des gleichen von der bitter wurtzel
vßzureuten, Deutero. 29[17]. So hab Moses vnd seine nachuolger imm gesatz
auch niemand zum glauben gezwungen, hsonder den frei gelassenh, vnnd also den
tempel nit mit eysen gebawen, als wol als die Christen, des er sich vff jre historien
e) dann [?]. — f) unterstrichen. - g) korr. aus: wort. - h)-h) add. am Rand.
222. Nutzloses.
223. Schwer tun.
224. Bericht, S. 38-40. Engelbrecht erinnert Capito an dessen vorherige Äußerungen: »So bitt
jch jr wölt besehen was jr von söllichem zwang jn sachen des gloubens geschriben an den hoch-
wurdigen fursten vnsern gn.herren Bischoff von Straßburg ...« (S. 39f.).
225. Ungefähr, etwa.
 
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