DOKUMENTE ZUR SYNODE VI
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vnnd der juden zeugnüs berüffe. aber dannocht hat das judenthumb kein frömbd-
ling bey jr gemeyn wonen lassen, der zur ergernüß der kirchen leben, den Sabath
vnd jre feirtag nit halten wolte vnnd andere gepot vnderliessei, so natürliche er-
barkeyt offenlichenj erforderet226. Also zwingt man niemand zum glauben; vnnd
ist aber dennocht jede oberkeyt schuldig, solchen jren bekanten glauben nit lassen
lesteren offentlich, vnd musse als ein dienerin gottes ergernüs furkomen227 jres
vermogens, wie Moses vnd seine nachvolger gethon haben. Dazu die prediger er-
manen sollen als zu eim gepurenden ampt, wie vor vnns die propheten. Die Apostel
hatten kein gotselige oberkeyt nyndert, darumb haben sie kein oberkeyt jres
ampts yndert ermanet. Aber dieweil sie den gewalt ein dienerin gottes nennen228
vnnd inn warhaftigem | 662 | glauben der gewalt got dienen mag, ist on zweifel
jre meynung, das sie, die oberkeyten, niemand sollen gestatten, gottes eer, das ist
den glauben, bey der einfaltigen gemeyn zu hinderen, sonder, dem almechtigen zu
eren, furkommen die groben ergernüssen, so jrer erkantnüs furkomen229, welches
wir auß der Epistel zum Timotheo scheinbar230 anzeyget haben. Dan zwar des
gesatz verwaltigung vnder der oberkeyt bliben ist vnd von Christo ninder jn ge-
enderet würt, Dann da es inn den geist gefuret, vnd durch sein gnad, das selbig zu
halten, das hertz selb willig vnnd begürig würt. Die wort Paulj seind dise: Dem
gerechten ist kein gesatz gegeben, sonder den vngerechten vnnd vngehorsamen, den gotlosend
vnnd sunderen, den vnheyligen vnd vngeystlichen etc. vnnd so etwas mehr der heilsamen lere
zuwider ist, nach dem Euangelio der herlicheyt des seligen gottes, welches mir vertrawt ist231.
Dieweil nun das gesatz inn verwaltigung der oberkeit ist vnnd vnleugbar, das
das selbig straffet, was der heilsamen lere des Euangeli entgegen, wie auß Paulo
offenbar, so folget, das die oberkeyt straffen solle die lesterer des Euangeli laut
vnd vermög des gesatzes. Warumb solte nun zu solichem der prediger nit ermanen,
der zu allen guten dingen vnd ein jeden christen seins ampts ermanen solle, man
wolte dann die oberkeyt nit lassen christen pleiben? Es folget nit, der glaub ist
gottes gab vnnd mag von keynem menschen geben werden, darumb sol man
jedem frei den selbigen lesteren zulassen. Es hebet Christus nichs vff, das gut ist
vnnd sein himmlischer vatter verordnet hat. Der gütig got hat sich der welt er-
kläret zum ersten durch die natur, zum anderen durch burgerliche regierung.
Dann es ein götlicher handel, das so fil böser gemüter | 663 | inn friden bei ein-
ander leben mögten. das geschicht durchs gesatz vnnd zu letst durch die genad
oder den geyst der ernewerung, so Christus mitteylet. Das gesatz enderet die
natur nit, sonder hilffet jr. Drumb die wort Esaie: der lew werde bei dem kalb
wohnen fur ein gleichnüs angenommen232,Dann iedes thier würt sein natur be-
i) add. von B. über der Zeile. - j) gestr. von B.: underliesse.
226. Anspielung auf 4 Mos 15,1-15.
227. Zuvorkommen, soweit es in ihrer Macht steht.
228. Ro 13,4.
229. ..., die ihnen bekannt werden.
230. Klar, augenscheinlich.
231. I Tim 1,9-11. 232. Vgl. Jes 11,6.
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vnnd der juden zeugnüs berüffe. aber dannocht hat das judenthumb kein frömbd-
ling bey jr gemeyn wonen lassen, der zur ergernüß der kirchen leben, den Sabath
vnd jre feirtag nit halten wolte vnnd andere gepot vnderliessei, so natürliche er-
barkeyt offenlichenj erforderet226. Also zwingt man niemand zum glauben; vnnd
ist aber dennocht jede oberkeyt schuldig, solchen jren bekanten glauben nit lassen
lesteren offentlich, vnd musse als ein dienerin gottes ergernüs furkomen227 jres
vermogens, wie Moses vnd seine nachvolger gethon haben. Dazu die prediger er-
manen sollen als zu eim gepurenden ampt, wie vor vnns die propheten. Die Apostel
hatten kein gotselige oberkeyt nyndert, darumb haben sie kein oberkeyt jres
ampts yndert ermanet. Aber dieweil sie den gewalt ein dienerin gottes nennen228
vnnd inn warhaftigem | 662 | glauben der gewalt got dienen mag, ist on zweifel
jre meynung, das sie, die oberkeyten, niemand sollen gestatten, gottes eer, das ist
den glauben, bey der einfaltigen gemeyn zu hinderen, sonder, dem almechtigen zu
eren, furkommen die groben ergernüssen, so jrer erkantnüs furkomen229, welches
wir auß der Epistel zum Timotheo scheinbar230 anzeyget haben. Dan zwar des
gesatz verwaltigung vnder der oberkeyt bliben ist vnd von Christo ninder jn ge-
enderet würt, Dann da es inn den geist gefuret, vnd durch sein gnad, das selbig zu
halten, das hertz selb willig vnnd begürig würt. Die wort Paulj seind dise: Dem
gerechten ist kein gesatz gegeben, sonder den vngerechten vnnd vngehorsamen, den gotlosend
vnnd sunderen, den vnheyligen vnd vngeystlichen etc. vnnd so etwas mehr der heilsamen lere
zuwider ist, nach dem Euangelio der herlicheyt des seligen gottes, welches mir vertrawt ist231.
Dieweil nun das gesatz inn verwaltigung der oberkeit ist vnnd vnleugbar, das
das selbig straffet, was der heilsamen lere des Euangeli entgegen, wie auß Paulo
offenbar, so folget, das die oberkeyt straffen solle die lesterer des Euangeli laut
vnd vermög des gesatzes. Warumb solte nun zu solichem der prediger nit ermanen,
der zu allen guten dingen vnd ein jeden christen seins ampts ermanen solle, man
wolte dann die oberkeyt nit lassen christen pleiben? Es folget nit, der glaub ist
gottes gab vnnd mag von keynem menschen geben werden, darumb sol man
jedem frei den selbigen lesteren zulassen. Es hebet Christus nichs vff, das gut ist
vnnd sein himmlischer vatter verordnet hat. Der gütig got hat sich der welt er-
kläret zum ersten durch die natur, zum anderen durch burgerliche regierung.
Dann es ein götlicher handel, das so fil böser gemüter | 663 | inn friden bei ein-
ander leben mögten. das geschicht durchs gesatz vnnd zu letst durch die genad
oder den geyst der ernewerung, so Christus mitteylet. Das gesatz enderet die
natur nit, sonder hilffet jr. Drumb die wort Esaie: der lew werde bei dem kalb
wohnen fur ein gleichnüs angenommen232,Dann iedes thier würt sein natur be-
i) add. von B. über der Zeile. - j) gestr. von B.: underliesse.
226. Anspielung auf 4 Mos 15,1-15.
227. Zuvorkommen, soweit es in ihrer Macht steht.
228. Ro 13,4.
229. ..., die ihnen bekannt werden.
230. Klar, augenscheinlich.
231. I Tim 1,9-11. 232. Vgl. Jes 11,6.