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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 5): Strassburg und Münster im Kampf um den rechten Glauben, 1532 - 1534 — Gütersloh, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.29142#0495
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DOKUMENTE ZUR SYNODE VI

491

Richten alle fromme christenn.
Jtem so Paulus geschriben, das das gesatz noch stande wider alles, das der heyl-
samen lere Christi zuwider ist313, wie das es dann nit auch stohn solle inn dem,
das man falsche lere mit dem schwert straffe, Deutero. 13 [6] ? Staht dann das
gesatz inn diesem noch, warumb solten die oberen, denen befolhen, das böß zu-
straffen, das gesatz auch nit wider solicheq üben! Diß hat D.Capito christlich an-
zogen. es ist aber d.Antonj gar ein schimpffliche, vnchristliche red. richten E. gn.
vnnd alle christen. D.Antoni meynet, er habe dis gar dapffer abgelehnet, so er
schreibt, Paulus habe dis nit zun öbern | 688 | geschriben314 gleichsam konde
man darumb nit hierauß leren, was der oberkeyt gepüret.
Das ander ist, das er vns vffrupffet315, wir haben d. Luthers buch von der ober-
keyt nit wöllen lesen lassen; Dann wirs filicht besehen vnnd gefunden, das
D. Luther seiner meynung seie316. Dazu sagen wir, das wir solich büchlin woll
anfangs, als es außgangen, seithar aber nit gelesen haben, biß vff dise schrifftliche
antwort. Wir erbieten vnns aber, des vff d. Luther selb zu bekomen, ob ers inn
disem seinem büchlin mit d. Antonj halte. Er leret, das glaub vnnd vnglaub, der
imm hertzen stecke, gehöre nit vnder das leiplich schwert. Das sagen wir auch,
sunst so leret er, dieweil wir mit den alten einerley geystliche speis vnnd tranck,
einen Christum vnnd glauben haben, so sollen wir der oberkeyt halb auß dem
gesatz leren, was got gefalle. Da staht aber nun, das mann falsche lere mit dem
schwert straffen solle. Richten nun E. gn., was meynung d. Luther seye. Der
schreibt auch imm büchlin von der visitation in Sachßen, da er fürgibt, wie man
in den kirchen leren vnnd rdie gemeyndenr versehen solle, dise wort317:
»Wa abers etliche sich mutwilliglich dawider setzen wurden vnnd on guten
grundt ein sonderlichs wolten machen, wie man dan findet wilde köpff, die auß
lauter boßheyt nicht konden etwas gemeyns oder gleichs tragen, sonder vngleich
vnd eygensinnig sein ist jr hertz vnnd leben, müssen wir die selbigen sich lassen
von vnns wie die sprew von der tennen sönderen vnd vmb jrer willen vnser gleichs
nit lassen, Wiewol wir auch hierinn vnsers gnädigsten herrn hilff vnnd raht nichtt
wöllen vnbesucht lassen, den ob wol S.K.F. g. zu leren vnd | 689 | geystlich zu
regieren nicht befolhen ist, So seind sie doch schuldig, als weltliche Oberkeyt
hierob zuhalten, das nicht zwytracht, rotten vnnd auffrur sich vnder den vnder-
thanen erheben, wie auch der keyser Constantinus die Bischoffe gen Nicea vor-
dertu318, da er nicht leiden wolt noch solt die zwytracht, so Arius hatte vnder den
christen imm keyserthumb Christi angerichtet, vnd hielte sie zu eintrechtiger lere
vnnd glaubenn«.

q) gestr.: auch. - r)-r) add. -von B. am Rand. - s) Text: abet.
t) gestr.: lasse[n]. - u) korr. aus: bordert.
313. Vgl. I Tim 1,9.
314. Bericht, S. 53f. 315. Vorwirft.
316. Von weltlicher oberkeit, WA11, S. 229-281. Vgl. Bericht, S.44-63.
317. Unterricht der Visitatoren zu Pfarhern ym Kurfurstenthum zu Sachsen, WA 26, S.200f.
318. S. RGG4, Sp. 1453 f.
 
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