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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0074
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KASSELER GESPRÄCH (I 5 34)

Sye haben mir* auch alle einhellig versprochen, was dem, so wyr an die von Mun-
ster 79 vnd dem nach Contra Abrincensem 80 vom h. sacrament geschriben haben, sey yri
aller glaub vnd leere.
Daruff bin ich hingeritten vnd haben sy die vorgemelten prediger zu Costentz
versamlet, ferner von allem, so disen handel beruret, auch von etlichen anderen kir- 5
chen hendlen mit einander Christlich gesprach gehalten, bin on zweyffel, sye werden
sich in solchem allem auch gleychhellig erfunden haben. So hatt mir der herr geholffen,
das ich vff den xxvij. Decembris, das war der tag Iohannis Euangelistae, vff den ymbs 81
zu Cassel ankommen bin. M. Philippus ware ankomen am k weynacht abent.
Dises tags, den xxvij. Decembris nach essen vnd nachgonden 1 morgens fru haben 10
M. phihppus vnd ich mit einander gehandlet vnd m vns nit allein | 32b | im articel vom
h. sacrament, sonder aller stucken christlicher leere gantz einhelhg vnd gleychs ver-
standts gefunden.
Als aber M. philipp auch hatt von D. Luther bringen sollen, weß er sich zur Con-
cordi schicken vnd von dem h. sacrament reden wolle, hatt er bracht, das D. Luther im 15
wol gefallen losset, das wyr die ware darreychung vnd empfahung des leybs christi im
h. abentmal bekennen, aber er hange noch als daran, das die wort des herren erforde-
ren, das man auch sage, der leyb des herren werde in handt vnd mundt gegeben vnd
was bewegnuß vnd leiplicher handlung dem brot geschahe, als tragen, essen vnd
dergleychen, das diß alles auch dem leib christi beschehen, solle bekennet werden 82 . 20
Von solichen reden, das sy der massen geprauchet vnd auch n erklaret wurden, das
sye keinen anstoß ierget 83 , sonder in alle weg furdernuß der warheit brechten, haben
M. philipp vnd ich vff allerley wege vnd stelle der worten gedacht, do mit D. Luther
vns doch nit zu verdencken 84 hette, als handleten wir betruglich 85 vnd bekanten noch
nit vollig vnd gnug, das der herre vns im abentmal vbergeben wurde, vnd wir aber 25
auch weder den alten Papstlichen yhrthumben vom h. sacrament noch andern ein
eingang mächten oder vns des bey anderen in verdacht einfierten vnd also newe er-
gernuß anrichteten.
Nun ist ein mal war, die weil vnser lieber herre selb in seinen worten »nemet, esset,
Das ist mein leib<r 86 , seinen leib vnd das brot also zusamen gefasset, das er von beden 30

i) korr. aus: wir. — j) von B. korr. aus: ye.
k) auff den E. — 1) von B. add. ü. d. Z.
m) korr. aus: vns. — n) add. ü. d. Z.
79. s. oben S. 63, Anm. 5. Dies bildet auch den Hintergrund für die Aussage in Zwicks
Schreiben am 11. Januar 1535 an Vadian; vgl. Köhler 2, S. 373, Anm. 6.
80. s. oben S. 67, Anm. 42.
81. Imbiß, d. h. also zur Mittagszeit.
82. Vgl. oben S. 60, Z. i4ff.
83. Irgendwo, an irgendeiner Stelle.
84. Verdächtigen.
85. Vgl. etwa die Besorgnis Luthers, wie sie Melanchthon am 16. September 1534 in seinen
Briefen an Philipp von Hessen und an B. zum Ausdruck gebracht hat; vgl. oben S. 64, Anm. 11.
86. Mt 26,26.
 
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