KASSELER GESPRÄCH (I 5 34)
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schlecht87 saget »nemet, esset«, °so muß man gemeldte reden, in denen dem leib des
| 3 3 a | herren wurdt zugeben, das88 dem brott geschicht, zu gutem verstandt89 lossen
recht sein°. Welchs sich dan auch in worten pauli also befindet, so er saget: »Das brott,
das wir brechen, ist die gemeinschafft des leibs christi<r90. Dan in disen seinen worten sagt er ia
5 frey, das mit dem brot, desP man da leipliche gemeinschafft durch das brechen vnd
außteylen empfahet, auch des leybs christi gemeinschafft vbergeben vnd empfangen
werde.
So redet die schrifft in anderen sacramenten auch der massen: Detn tauff heysset sy
ein bad der widergepurf1, begrabung in todt christi92, anziehung christi93, abweschung
10 der sunden94, in welchen reden das teuffen, badr vnds weschen so eigentlich leiplich ist
vnd dem leib geschicht, auch vff die widergepurt, gemeinschafft christi vnd reynigung
von sunden gezogen wurdt, das die beyde mit einem wort, teuffen, waschen oder
baden, dargeben werden.
Der heihg geist war auch den leiplichen augen Iohannis meer vnsichtbar dann der
15 leib des herren sey, noch95, do die besonder beywohnung des h. geyst in christo dem
Iohanni mit der gestalt der tauben, die herab vff den herren kame, anzeiget warde96,
sagt der Euangelist, er habe den h. geist gesehen vff den herren herab kommen97, vnd
wurdt das, sor da der tauben gestalt geschahe, dem h. geist zugeben, an welchen doch
Iohannis augen das herabfaren vnd verenderung der stet98 so wenig hatt reychen
20 mogen als an den leib des herren vnsere hendt, mundt vnd alle leipliche bewegnuß vnd
handlung reychen mogen.
Wie dem aber ist, so erfordret doch die einfalt der christen, die selbige“99 nit wider-
umb in yrthumb dises sacraments halb zu furen, wie | 3 3 b | die bey den papstleren nun
so fil iar gewesen sindv, das man soliche reden, in denen dem leib vnd blut des herren
25 die leiplichen werck100 werden zugeben, die doch eigentlich nur dem brot vnd wein
beschehen, wol erkläre vnd allweg genugsam außtrucke, das der leib des herren an im
selbs weder von synnen noch vernunfft moge erreichetw vnd begriffen werden, sonderx
das der glaube da handlen musse. Das auch christus leib vnd blut mit brot vnd wein nit
o) von B korr. aus: das B. — p) korr. aus: den. — q) — q) add. am Rand B.
r) korr. aus: baden. — s) add. am Rand. — t) gestr.: der. — u) selbigen E.
v) seien E. — w) gestr.: werden. — x) gestr.: alleyn durch die gleubige B.
87. Schlicht.
88. Das, was; vgl. oben S. 60, Z. i4ff.
89. Richtigem Verständnis, richtiger Auslegung.
90. 1 Kor 10,16.
91. Tit 3,5.
92. Vgl. Ro 6,4; Kol 2,12.
93. Vgi. Gal 3,27.
94. Vgl. Apg 22,16.
95. Dennoch.
96. Vgl. Mt 3,16 Par.
97. Vgl. Jo 1,32.
98. Durch die sinnliche Wahrnehmung der Herabfahrens und die räumliche Veränderung.
99. Nämlic’n die Redeweise oder die biblischen Aussagen über die Sakramente.
100. Nämlich das Zerkauen, Essen und Trinken.
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schlecht87 saget »nemet, esset«, °so muß man gemeldte reden, in denen dem leib des
| 3 3 a | herren wurdt zugeben, das88 dem brott geschicht, zu gutem verstandt89 lossen
recht sein°. Welchs sich dan auch in worten pauli also befindet, so er saget: »Das brott,
das wir brechen, ist die gemeinschafft des leibs christi<r90. Dan in disen seinen worten sagt er ia
5 frey, das mit dem brot, desP man da leipliche gemeinschafft durch das brechen vnd
außteylen empfahet, auch des leybs christi gemeinschafft vbergeben vnd empfangen
werde.
So redet die schrifft in anderen sacramenten auch der massen: Detn tauff heysset sy
ein bad der widergepurf1, begrabung in todt christi92, anziehung christi93, abweschung
10 der sunden94, in welchen reden das teuffen, badr vnds weschen so eigentlich leiplich ist
vnd dem leib geschicht, auch vff die widergepurt, gemeinschafft christi vnd reynigung
von sunden gezogen wurdt, das die beyde mit einem wort, teuffen, waschen oder
baden, dargeben werden.
Der heihg geist war auch den leiplichen augen Iohannis meer vnsichtbar dann der
15 leib des herren sey, noch95, do die besonder beywohnung des h. geyst in christo dem
Iohanni mit der gestalt der tauben, die herab vff den herren kame, anzeiget warde96,
sagt der Euangelist, er habe den h. geist gesehen vff den herren herab kommen97, vnd
wurdt das, sor da der tauben gestalt geschahe, dem h. geist zugeben, an welchen doch
Iohannis augen das herabfaren vnd verenderung der stet98 so wenig hatt reychen
20 mogen als an den leib des herren vnsere hendt, mundt vnd alle leipliche bewegnuß vnd
handlung reychen mogen.
Wie dem aber ist, so erfordret doch die einfalt der christen, die selbige“99 nit wider-
umb in yrthumb dises sacraments halb zu furen, wie | 3 3 b | die bey den papstleren nun
so fil iar gewesen sindv, das man soliche reden, in denen dem leib vnd blut des herren
25 die leiplichen werck100 werden zugeben, die doch eigentlich nur dem brot vnd wein
beschehen, wol erkläre vnd allweg genugsam außtrucke, das der leib des herren an im
selbs weder von synnen noch vernunfft moge erreichetw vnd begriffen werden, sonderx
das der glaube da handlen musse. Das auch christus leib vnd blut mit brot vnd wein nit
o) von B korr. aus: das B. — p) korr. aus: den. — q) — q) add. am Rand B.
r) korr. aus: baden. — s) add. am Rand. — t) gestr.: der. — u) selbigen E.
v) seien E. — w) gestr.: werden. — x) gestr.: alleyn durch die gleubige B.
87. Schlicht.
88. Das, was; vgl. oben S. 60, Z. i4ff.
89. Richtigem Verständnis, richtiger Auslegung.
90. 1 Kor 10,16.
91. Tit 3,5.
92. Vgl. Ro 6,4; Kol 2,12.
93. Vgi. Gal 3,27.
94. Vgl. Apg 22,16.
95. Dennoch.
96. Vgl. Mt 3,16 Par.
97. Vgl. Jo 1,32.
98. Durch die sinnliche Wahrnehmung der Herabfahrens und die räumliche Veränderung.
99. Nämlic’n die Redeweise oder die biblischen Aussagen über die Sakramente.
100. Nämlich das Zerkauen, Essen und Trinken.