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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0011
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Vorwort

In unserer Ausgabe gibt es Bände, die einen geschlossenen Charakter tragen, andere
wieder, die der Wirksamkeit Bucers entsprechend seine vielfältigen theologischen
Bemühungen durch Gutachten und Sendschreiben verdeutlichen, ohne ein abgegrenz-
tes Ganzes zu erbringen. Bei Band 6 liegt beides vor. Das nötigt uns, auch um der Fülle
des Materials willen, den Band in drei Teiibände zu gliedern. Im Mittelpunkt des i.
Teilbandes steht das wichtige Ereignis der Wittenberger Konkordie (1536), ohne daß
es möglich wird, alle dazugehörenden Texte zu bringen. Die Vorgeschichte ist lang
und umfassend. Entscheidend ist dabei Bucers Begegnung mit Luther, die stärker als
alle früheren ihn zum venerabilis inceptor hinzog.
Walther Köhler hat einen Überblick über dieses Geschehen im 2. Bande seines
beachtlichen Werkes »Zwingli und Luther« gegeben. Es wurde von ihm vor seinem
Tod im Jahre 1948 abgeschlossen, ist aber erst 1953 veröffentlicht worden. Wie unsere
Edition zeigt, gibt Köhler ein theologisch unzutreffendes Bild von Bucers Bemühun-
gen. Weitere Einsichten in alle Einzelheiten wird die von Hans-Georg Rott betreute
Bucer-Briefausgabe vermitteln, während wir im Einvernehmen mit ihm nur die in
Briefform gehaltenen Gutachten bringen. Wie groß die Rückwirkung der Verständi-
gung Bucers mit Luther war, und zwar ebenso in Straßburg wie in anderen oberdeut-
schen Städten, wird aus der Zusammenschau all dieser Begegnungen und brieflichen
Vereinbarungen deutlich!
Die Tatsache, daß Bucer bei der Behandlung der Abendmahlsprobleme sich oft
wiederholen mußte, liegt auf der Hand, konnte auch nicht anders sein. In unserer
Edition war es aber nicht möglich, jede von Bucer stammende Zeile aufzunehmen bzw.
alle Wiederholungen zu vermeiden. Da mußte eine sachliche Auswahl erfolgen. Was
Bucer in dieser Zeit in Straßburg, in Augsburg oder anderwärts geschrieben oder
verhandeit hat, welche verschiedenartigen Aufgaben auf ihn zukamen, ersieht der
Leser vor allem aus den Dialogi (Bd. 6,2) und den drei Katechismen (Bd. 6,3). Ihre
Entstehungszeit fällt in die Periode, in der der Protestantismus einen starken Auftrieb
erhält und zu notwendigen Ausweitungen führt. Die Erfahrungen, die Bucer in dieser
Zeit macht, wirken sich auch in der Gestaltung seiner Schriften aus.
Den Gedanken, durch ein Religionsgespräch zu einem Ausgleich zu gelangen, hatte
Bucer bereits in seiner Apologia (1526) und im Dialog »Vergleich D. Luthers mit
seinem Gegenteil« (1528) geäußert. Seit dem Augsburger Reichstag 15 30 wird er nicht
müde, diesen Gedanken zu wiederholen, und dies trotz des Mißlingens in Marburg
1529 (vgl. BDS 2, S. 303 f.). Hans v. Schubert (»Bekenntnis-Bildung und Religionspo-
litik«, 1910) konnte daher sagen: »Der Gedanke, die Abendmahlsdifferenz durch ein
Religionsgespräch der Nächstbeteiligten zum Austrag zu bringen, ist fast so alt wie
diese Differenz selbst.« Die Pflicht, den Dissensus aufzuheben, empfand niemand
stärker als Bucer.
In Band 6,1 geht es um den Weg, der zur Wittenberger Konkordie führte, und um
diese selbst. Die Zeitgenossen hatten es schon erkannt, daß diese Verhandlungen eine
Fortsetzung bzw. der Abschluß der abgebrochenen Marburger Gespräche von 1529
sein sollten, und haben auch schmerzlich empfunden, daß dieser Weg nicht zum Ziel
 
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