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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0271
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AN DEN RAT VON KONSTANZ (23.II.i536)

267

c Weiter haben wir dises auch zu bedencken, wollen E. F. E. W. je jren eignen bericht
zu D. Luthern schicken, das solcher freilich geschehen würt, wie vnser lieber Herr vnd
freund, der vest Junckher 94 Thoman hieuon schreibet vnd redet 95 , wa dann solichs ann
D. Luther gelanget, so ist schon alle hoffnung der Concordj ewerthalb dahin vnd
5 gewißlich vorhanden ein schwere anklag, als ob jr im annemmen vnd bewilligen der
jren vnd der vnseren Confession nit redllich gefaren weren, so glaubt der Churfjürst]
vnd andere D. Luthern. Auch so wir selbs vor Got zeugen sollen von solchem bericht,
wa er anders 96 gohn solle vff gedacht Junker Thomans meynung, so vil wir die von jm
aus seinem schreiben vnd mündlichem bericht haben u vernemen mögen, müssten auch
10 wir bekennen, das jr die ware gegenwürtigkeyt vnd ubergabe Christi imm h. Abetmal
nit bekenneten vnnd also nit genug theten weder der vnseren noch der Fursten Confes-
sion vnd Apologi. Wir bitten alhie den vesten Junckher Thoman, vnseren lieben
herren vnd freund, vmb vnsers herren Jesu willen, er wölle vns zu gut haben, das wir
inn diser so wichtigen götlichen sachen on ansehen der personen schrei | 316a | ben das
15 jenige, so Got von vnserm gewissen erforderet. Dan der man v vns sunst seiner gotse-
ligkeyt halb, verstands vnd klugheyt, gros vnd theüren in vnseren augen ist 1 .
So nun die sachen also stehen, fromen lieben Herren, bitten vnd ermanen wir euch
imm herren vmb vnsers lieben Herren Jesu vnd seiner heiligen kirchen willen, deren
dise zwyspalt so vnseglichen nachteyl gepuret 97 , wollet alles getrewlich erwegen vnnd
20 bedencken vnd eüch w sorg des kunfftigen x , ony wissen vnraths 98 nicht dahin treiben
lassen, das ir z gegenwürtigen vnd gewissen vnraht in abschlagung diser Concordj vff
euch vnd die liebe a kirchen Christj one vrsach ziehenn.
Jn articulen ist ie nichs boses fur sich selb; so wir vns dan nun so theüren bezeügen,
das wir mit disen articulen vnd aller vnser lehre kein solche gegenwürtigkeyt Christi
t) —t) add. auf einem gesonderten Blatt (von anderer Hand) D.
u) add.: können D. — v) add. am Rand. — w) ouch D. — x) gestr.: vnd.
y) add. ü. d. Z. — z) ir D. — a) lieben D.
94. D. h. [Ehrenjvester als Anrede für die Ratsherren. Jungherr als Titel für die Söhne der
Edelleute auf den väterlichen Gütern; Grimm 4,2, Sp. 2399 ff. (s. v. Junker).
95. Vgl. den Briefwechsel der Brüder Blarer in Schieß 1, Nr. 691, S. 791 (B. an Thomas und
Margaretha Blarer, ca. i^.März 1536), Nr. 692, S. 791—793 (Thomas Blarer an Ambrosius
Blarer, 17. März 1536), Nr. 699, S. 800 (Thomas Blarer an H. Bullinger, 12. Mai 1536), Nr. 708,
S. 805 (Thomas Blarer an Ambrosius Blarer, 3. Juli 1536); vgl. Köhler 2, S. 469. 482ff. Der
Unmut der Konstanzer gegen B.s Konkordienbestrebungen hatte auch wichtige politische
Gründe, die vor allem im Zusammenhang mit dem Annäherungsversuch des Straßburgers an
den franz. König, Franz I., standen. B.s Memorandum ging den Konstanzern, besonders in
Hinblick auf B.s Ausführungen über die päpstliche und bischöfliche Gewalt, entschieden zu
weit. Sie fürchteten die Wiederherstellung der bischöflichen Gewalt in ihrer Stadt. Thomas
Blarer schrieb am 22. Januar 1535 seinem Bruder von diesem Ratschlag B.s: »O preposterum et
immaturum concordie studium, o ignem et aquam!«; Schieß 1, Nr. 524, S. 635; vgl. die ausführli-
che Rechtfertigung B.s im Brief vom ca. 8. Januar 15 36 an Thomas und Margaretha Blarer; Schieß
1, Nr. 672, S. 772 — 776. Vgl. Pollet 2, S. 488 — 518; de Kroon, Studien, S. 57 — 69. Vgl. auch B.
Moeller: Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz. QFRG 28. Gütersloh 1961. S. 172ff.
96. Doch, nur, allein (s. oben Anm. 27).
97. Gebäret; Grimm 4,1,1, Sp. 1887h (sub Ib).
98. Unheils, Schadens; vgl. Fischer 6,1, Sp. 208.
 
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