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AN DEN RAT VON KONSTANZ (23. II. 1536)
verhutet vnd abgeleinet83 seie. Darumb der fromme, recht gotgelerte man M. Johan
Bader84, pfarrer zu Landaw, der sich inn dieser sachen gar hoch bemuhet hat vnd fil
Jare billich85 gesagt hat, es seie ein schwere vndanckbarkeyt gegen got, an solcher
bekantnüs vnd zu geben86 D. Luthers inn disen articelen init wöllen sichi ersettigen
lassen vnd die so notwendige Concordi der kirchen nicht von hertzen vnd mit allen ;
freüden annemen.
Was dan ergernüs vnd anstos hiehar87 entstehen werde, hat E.F.E.W. auch wol zu
bedencken, das nemlich E. F. E. W. prediger inn vnser versamlung, bei euch gehalten
Anno 3488, inn beisein Junckher Thoman Blaurers, vnsers üeben herren vnd bruders,
vnd so filer getrewer diener Christi, der prediger von Schwebischen kirchen, sich io
haben frei erleüteret vnnd das nach zeitigem89 bedacht, das sie inn alle soliche bekannt-
nüssen vnd Concordj bewilügen köndenk, durch die sie bei dem gelassen werden, das
inn gedachter Confession vnd Apologi der 4 Stetten, item1 in vnseren schrifften ann die
zu Münster vnd contra Abrincensem begriffen seie. Vnd wir dise ewerer predigernm
bekantnüs haben beinv.gn.h. Landgrauen vnd Phiüppo Melanchthoni zu Cassel90 vnd i;
durch sie vnd vnsere schrifften bei | 315 b! menigüch91, da des vrsache gewesen ist,
gerhümet vnd daher die lere vom h. Sacrament der kirchen zu Costentz alweg mit der
vnseren gleichhellig sin bezeüget92. Dann sonder zweifel niemand sein wurt°, der
konde sagen, das eins wortüns mehr inn disen articulen were, dannP inn gedachten
schriften ausdruküch gelesen wurts. Derhalben, so jr nun diser articul so gar nit mö- 20
gent, werden alle verstendige von ewer prediger bekantnüs vnd von vnserem rhümen
vnd zeügen, rdas wir1' von eweren predigern vnd kirchen gethons, je nit wol halten
mogenn93.
k) konten C. — 1) add. ü. d. Z. — m) prediger B, C, D. — n) add. ü. d. Z.
o) wirt B. — p) daz nit D. — q) wirdt D. — r) —r) add. ü. d. Z. - s) add. am Rand.
83. Abgelehnt, abgewiesen.
84. Johannes Bader, der Reformator von Landau, von B. erwähnt in »Getrewe warnung
gegen Jacob Kautz« (1527); BDS 2, S. 243, Z. 30. Reformatorenlexikon s. n. Recht früh hatte
Landau die Wittenberger Konkordie angenommen. Vgl. WA Br 7, Nr. 3050, S. 471—473 (B.s
Brief an Luther vom 22. Juli 1536). Woher die hier erwähnte Aussage v. Bader stammt, konnte
nicht nachgewiesen werden.
85. Mit Recht. 86. Hier überspitzt gesagt für Entgegenkommen.
87. Hierher, deswegen.
88. Gemeint ist der Konstanzer Konvent vom 16.—22. Dezember 1534, der unmittelbar dem
Kasseler Gespräch voranging und bei dem B. die Prediger auf die »Articulj propositj in Con-
ventu Constantiae« festlegen konnte. W. Köhler bewertet diesen Erfolg als eine »generalis
concordia«; Köhler 2, S. 373. s. oben das betr. Dokument, S. ;off. Zu den von B. immer wieder
herangezogenen Schriften »Bericht auß der heyligen geschrift« (1534); BDS 5, S. 109 ff. und der
»Defensio adversus axioma catholicum« (1534; Bibl. Nr. 45) vgl. oben S. 88, unten S. 304. Der
Widerstand von Thomas Blarer gegen die Abendmahlskonkordie mit den Lutheranern bedeutete
für die freundschaftliche Beziehung B.s zu dieser Konstanzer Familie eine schwere Belastungs-
probe. s. unten Anm. 95.
89. Reifem. 90. Das Kasseler Gespräch; s. oben S. 63 ff. (bes. S. 70, Z. 4ff.).
91. Jedermann; vgl. Lexer 1, Sp. 2034 (s. v. manne-gelich).
92. Zu dieser Darstellung B.s vgl. Köhler 2, S. 419 —421. 480-487.
93. Sie können davon nichts Gutes halten.
AN DEN RAT VON KONSTANZ (23. II. 1536)
verhutet vnd abgeleinet83 seie. Darumb der fromme, recht gotgelerte man M. Johan
Bader84, pfarrer zu Landaw, der sich inn dieser sachen gar hoch bemuhet hat vnd fil
Jare billich85 gesagt hat, es seie ein schwere vndanckbarkeyt gegen got, an solcher
bekantnüs vnd zu geben86 D. Luthers inn disen articelen init wöllen sichi ersettigen
lassen vnd die so notwendige Concordi der kirchen nicht von hertzen vnd mit allen ;
freüden annemen.
Was dan ergernüs vnd anstos hiehar87 entstehen werde, hat E.F.E.W. auch wol zu
bedencken, das nemlich E. F. E. W. prediger inn vnser versamlung, bei euch gehalten
Anno 3488, inn beisein Junckher Thoman Blaurers, vnsers üeben herren vnd bruders,
vnd so filer getrewer diener Christi, der prediger von Schwebischen kirchen, sich io
haben frei erleüteret vnnd das nach zeitigem89 bedacht, das sie inn alle soliche bekannt-
nüssen vnd Concordj bewilügen köndenk, durch die sie bei dem gelassen werden, das
inn gedachter Confession vnd Apologi der 4 Stetten, item1 in vnseren schrifften ann die
zu Münster vnd contra Abrincensem begriffen seie. Vnd wir dise ewerer predigernm
bekantnüs haben beinv.gn.h. Landgrauen vnd Phiüppo Melanchthoni zu Cassel90 vnd i;
durch sie vnd vnsere schrifften bei | 315 b! menigüch91, da des vrsache gewesen ist,
gerhümet vnd daher die lere vom h. Sacrament der kirchen zu Costentz alweg mit der
vnseren gleichhellig sin bezeüget92. Dann sonder zweifel niemand sein wurt°, der
konde sagen, das eins wortüns mehr inn disen articulen were, dannP inn gedachten
schriften ausdruküch gelesen wurts. Derhalben, so jr nun diser articul so gar nit mö- 20
gent, werden alle verstendige von ewer prediger bekantnüs vnd von vnserem rhümen
vnd zeügen, rdas wir1' von eweren predigern vnd kirchen gethons, je nit wol halten
mogenn93.
k) konten C. — 1) add. ü. d. Z. — m) prediger B, C, D. — n) add. ü. d. Z.
o) wirt B. — p) daz nit D. — q) wirdt D. — r) —r) add. ü. d. Z. - s) add. am Rand.
83. Abgelehnt, abgewiesen.
84. Johannes Bader, der Reformator von Landau, von B. erwähnt in »Getrewe warnung
gegen Jacob Kautz« (1527); BDS 2, S. 243, Z. 30. Reformatorenlexikon s. n. Recht früh hatte
Landau die Wittenberger Konkordie angenommen. Vgl. WA Br 7, Nr. 3050, S. 471—473 (B.s
Brief an Luther vom 22. Juli 1536). Woher die hier erwähnte Aussage v. Bader stammt, konnte
nicht nachgewiesen werden.
85. Mit Recht. 86. Hier überspitzt gesagt für Entgegenkommen.
87. Hierher, deswegen.
88. Gemeint ist der Konstanzer Konvent vom 16.—22. Dezember 1534, der unmittelbar dem
Kasseler Gespräch voranging und bei dem B. die Prediger auf die »Articulj propositj in Con-
ventu Constantiae« festlegen konnte. W. Köhler bewertet diesen Erfolg als eine »generalis
concordia«; Köhler 2, S. 373. s. oben das betr. Dokument, S. ;off. Zu den von B. immer wieder
herangezogenen Schriften »Bericht auß der heyligen geschrift« (1534); BDS 5, S. 109 ff. und der
»Defensio adversus axioma catholicum« (1534; Bibl. Nr. 45) vgl. oben S. 88, unten S. 304. Der
Widerstand von Thomas Blarer gegen die Abendmahlskonkordie mit den Lutheranern bedeutete
für die freundschaftliche Beziehung B.s zu dieser Konstanzer Familie eine schwere Belastungs-
probe. s. unten Anm. 95.
89. Reifem. 90. Das Kasseler Gespräch; s. oben S. 63 ff. (bes. S. 70, Z. 4ff.).
91. Jedermann; vgl. Lexer 1, Sp. 2034 (s. v. manne-gelich).
92. Zu dieser Darstellung B.s vgl. Köhler 2, S. 419 —421. 480-487.
93. Sie können davon nichts Gutes halten.