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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Stupperich, Robert [Bearb.]; Kroon, Marijn de [Bearb.]; Rudolph, Hartmut [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,1): Wittenberger Konkordie (1536) — Gütersloh, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.29831#0317
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RETRACTATIONES DEUTSCH (1537)

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gebe den sacramenten nit meer zü, dann das sie zeichen sein solten christlicher gemein-
schafft.
Nun sage ich aber vnd behalte es der kirchen christi vor dem herren christo39, des ich
den auch gütte zeugen habe, meine bucher im trück zu Deutsch und latein außgangen,
5 das ich der meinung nie gesein bin, das im h. abentmal nichts dann brot vnd wein solten
außgeteylet vnd entpfangen werden40. Der gleichen ob ich wol, wann ich von den
sacramenten geschriben, von dem als dem fundament41 gehandelt habe, das die sacra-
menten zeichen sin vnser bekantnuß vnd gemeinschafft des glaubens42, | 220 a | so habe
ich doch nie widersprochen, das sie nicht vom herren gleich wol auchP dar zu geordnet
10 seind vnd gebrauchet werden, das er damit vns seiner barmhertzigkeit vertroste vnd
die gaben des lebens vberreiche. Ja, ich habe auch dises nit nur an einem ort geleret43.
Das habe ich allein angefochten, das die sacramenten solten vß inen selb den glauben
stercken, welches aber das werck des h. Geistes ist44.
Als aber dise disputation ein zeit lang getriben warde vnd D. Luther alle leere von
15 den Sacramenten weitleuffiger dar gegeben vnd erklaret hatt45, habe ich gesehen, das er
den leib vnd das blüt des herren mit brot vnd wein gar keiner naturlichen vereinigung
anhefftet, noch auch in brot vnd wein reumlich einschleusset, Auch den sacramenten
kein eigen Krafft zügibt, auß deren sie das heil brechten46 denen, die sie empfahen,
sonder das er zwischen dem leib vnd blüt des herren vnd dem brott vnd wein allein ein
20 sacramentliche einigkeit setzet. Item, das er die stercke47 des glaubens, so sie den
sacramenten zu geben, nit wille an der krafft stohn, die den eusseren dingen in den
sacramenten irethalben anhanget, sonder die die krafft christi ist vnd wurt ausgespen-
det durch seinen geist, wort vnd zeichen. Als ich dann dises von D. Luther vnd den
seinen erkennet habe, do habe ich mich mit grossem fleiß daruff gelegt, das ich | 220 b |
2; solichs anderen auch anzeigete vnd zu erkennen gebe48. Wille derhalben dises orts
p) add. ü. d. Z.
39. Vor dem Herren (coram Domino) bezeuge ich es seiner Kirche ...
40. Die Realpräsenz will B. immer vertreten haben. Hierbei beruft er sich auf seine Schriften.
Vgl. oben Anm. 7.
41. Der Ausdruck klingt stärker als das lateinische Pendant praecipuum.
42. Vgl. etwa den Bericht (1534); BDS 5, S. 242, Z. 26 — 28.
43. Etwa a.a.O., S. 249, Z. 33: »Das die ubergabe des leibs und blüts Christi im heiligen
abentmal das furnemest —«.
44. ex se, ex opere operato; vgl. G. Hamman: Entre la secte et la cite. Le projet d’Eglise du
Reformateur Martin Bucer (1491—1551). Histoire et societe 3. Genf 1984. S. 195—197. (bes.
S. 196, Anm. 113 —115).
45. Luthers Schrift Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis (1528); WA 26, S. 261—509 leitete
für B. eine Wende in seinen theologischen Vorstellungen bezüglich der Realpräsenz Christi im
Abendmahl ein. Der Ausdruck »sacramentlich Einicheit« (unio sacramentalis) eröffnete für ihn
die Möglichkeit, unter Zurückweisung jeglicher Form von Räumlichkeit die Realpräsenz neu zu
definieren. Statt des belasteten »in« und »sub pane« der lutherischen Formulierung spricht B.
seitdem aufgrund dieser sacramentalis unio von »cum pane«. Vgl. I. Hasßett, The Development,
S. 227 — 257. Vgl. B.s Brief an Bullinger Mai/Juni 1535; s. unten Anm. 61.
46. Konjunktivform der Vergangenheit (von bringen).
47. Stärkung.
48. Zeugknuß von D. Luthers lehre vnd haltung. [Marg.].
 
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