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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0029
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VOM AMPT DER OBERKAIT

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herrn Bonifacius ins Deutsche zu übersetzen, weil Ehem in Wiederholung der Gedan-
ken Francks diesen Brief so verstanden hatte, als hätte Augustin Toleranz gegenüber
den Donatisten und Circumcellionen gefordert 33 .
Bereits die »Confutatio« war auf dieses Verständnis Augustins eingegangen, aber
trotzdem hielt Bucer es für erforderlich, eine deutsche Übersetzung des Briefes anferti-
gen zu lassen, zu der er ein Vor- und Nachwort schrieb. Dabei weist Bucer weder auf
die vorangegangene Widerlegung der Gedanken Francks und Ehems durch die
»Confutatio« hin, noch macht er eine Andeutung, daß Musculus ihr Verfasser ist. Die
Übersetzung selbst will den Nachweis erbringen, daß Augustin gewaltsames Ein-
schreiten gegen die Donatisten gefordert habe. Damit soll das Argument von Franck
und Ehem widerlegt werden, die Kirche habe bis ins vierte Jahrhundert gegen Häreti-
ker nie die Obrigkeit angerufen. Der Hinweis auf dieses Verhalten Augustins richtet
sich an den Augsburger Rat und will ihn zur Durchführung der Kirchenreform bewe-
gen.
Musculus trifft mit seiner Übersetzung den Sinn des Briefes Augustins gut, wenn
natürlich auch in einer freien Wiedergabe des Originals. Paraphrasierende Erweiterun-
gen vor allem, aber auch grammatische Umstellungen formen die lateinische Schrift zu
einer deutschen um, ohne daß es dabei zu tiefergehenden Sinnverschiebungen kommt.
Doch werden bei Musculus die Akzente, die dem Anliegen seiner Arbeit entsprechen,
schärfer gesetzt, was vor allem bei seiner Hervorhebung des obrigkeitlichen Strafam-
tes und der Ermächtigung der Obrigkeit durch die kaiserlichen Gesetze auffällt. Die
vom Übersetzer geschaffenen Überschriften dienen schließlich dem gleichen Zweck.
Sie fassen zusammen, was im folgenden Abschnitt gemeint ist, und interpretieren es
dabei durch die Hervorhebung dieser Momente im Lichte der eigenen Situation.

4. Druckausgabe
Vom Ampt der ober//kait / in sachen der religion vnd Gots-//diensts. Ain bericht auß
gotlicher schrifft// des hailigen alten lerers vnd Bischoffs Au = //gustini / an Bonifa-
cium den Kay=//serlichen Kriegs Grauen // inn Aphrica. // Ins Teütsch gezogen /
durch Wolfgangum // Meüßlin / Prediger beym Creutz // zü Augspurg. // Mit ainer
Vorrede / vnd zü end des Büchs // mit ainem kurtzen bericht / von der allge = //mainen
Kirchen / Marti: // Buceri.
[Hga]: Getruckt zü Augspurg / durch Philip Vlhart. [ 15 3 5 ] 34 -
Druckbeschreibung: 4 0 . 30 Bl. Aij — Hiij. Marginalien zum Teil kursiv. Keine Kopfti-
tel. Kustoden am Ende des Bogens B-F. 36 Zeilen, Schwabacher Typen. Die erste Zeile
des Titels ist sehr groß und fett gedruckt. Initiale auf Aija. Bucers Vorrede ist datiert:
[Agb] »Augspurg / auff den 10. tag des Mertzen. 1535.« Ihr folgt (B-G) die Überset-
zung des Briefes Augustins an Bonifacius comes (De correctione Donatistarum liber)

33. M. de Kroon, a.a.O., S. 84ff.
34. Bibl. Nr. 49.
 
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