VOM AMPT DER OBERKAIT
33
und Christum allain zum fundament 52 gelegt haben, als auf den sy all ir vertrawen
setzen, ware gemainschafft im Herren zu haben, sy als unsere bruder und glider in
Christo zu halten, wa sy joch seind und was brauch, Ceremonien und andre haltung sy
ymmer haben 53 , auch unangesehen, ob sy schon auff diß fundament holtz, hew, stupf-
len bawen 54 , das ist in | [H ib] | leere und leben annemen, das von menschlichem
anfechten und nit dem gaist Christi herrkommet, So ferr doch, das Christus, der Herr,
ymmer ir ainige zuversicht bleibe.
Wir erkennen ye und ruffen an Christum, unseren Herren, als unseren ainigen
hayland und erloser Und begeben uns in gehorsam des hailigen Evangelii, das wir uns
menigklich 55 , der sich deß nur undernemen will, wollen straffen und züchtigen lassen,
wa wir ymmer handlen oder fürhaben, das der leer Christi entgegen seye 56 ; Wollen
auch gern alle die zucht und ordnungen annemen und halten, so zur gotsaligkait
warlich dienen, Verwerffen auch überal nichts von allen gemaynen Kirchenübungen,
denn 57 das dem wort Gottes stracks züwider oder aber in solchen myßbrauch geradten
ist, das es nun layder die ware gotsaligkait mehr hinderen dann fürderen mochte 58 .
Also haben wir uns auch von kainen dieneren der Kirchen abzogen, die uns nach dem
bevelch Christi die gehaimnussen Gottes getrewlich außspenden und sich diener
Christi beweysen wolten 59 .
60 Das wir uns aber der gemainen Pfaffhait 61 und ires vermainten Gotsdiensts ent-
schlagen haben, hat uns darzü das wort und gebott deß Herren getriben. Dann sy
gemainklich ire lere und Ceremonien dermassen füren und üben, das sich layder der
grosser thail der genannten Christen ires Absolvierens, Messens, Singens, Lesens und
anderer Kirchenübungen so vil getrostet, das sy an solchem allen iren gotsdienst
vermainen außzurichten Und daneben doch in offentlichen lasteren als geytz, neyd,
haß, hürey, trunckenhait und dergleichen beharren, Wie auch sy selb, die verweneten
Priester 62 , vor anderen, und das in hochsten, mitlen und understen graden, vom Bapst
an biß auf den meßner 62 “.
52. Vgl. i Kor 3,n.
5 3- Vgl. CA VII (BS, S. 6i): »Und ist nicht not zur wahren Einigkeit der christlichen Kirche,
daß allenthalben gleichförmige Ceremonien, von den Menschen eingesetzt, gehalten wer-
den ...«.
54. Vgl. i Kor 3,i2.
55. Vielfach, auf manche Art und Weise.
56. Vgl. Einleitung zur CT; BDS 3, S. 37f.: »... begern in vnderthenigister gehorsam nachzu-
kommen, alls denen, die nichts begyrlichers im hanndel vnnser haylligen Religion ye gesucht
haben, Dann das wir vnnd menigclich, hindangestellet aller irrungen vnnd fäl, so den hailligen
Euangelio vnnd gepotten Christi zuwider, ...«
57. Außer.
58. Vgl. Einleitung zur CT; BDS 3, S. 39, Z. 25-33.
59. Vgl. 1 Kor 4,1.
60. Warumb ivir uns des Bäpstlichen thuns entschlagen [Marg.].
61. »Pfaffheit« ist hier noch nicht abwertend gebraucht, sondern bezeichnet die romtreue,
altgläubige Geistlichkeit als ganze.
62. Vorgebliche, sogenannte Priester. Mhd. verwenet: kühn, verwegen oder: irregeführt, im
Wahn befangen. Vgl. Grimm 12,1, Sp. 2073—2075.
62a. Küster. Mlat. mesenarius.
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und Christum allain zum fundament 52 gelegt haben, als auf den sy all ir vertrawen
setzen, ware gemainschafft im Herren zu haben, sy als unsere bruder und glider in
Christo zu halten, wa sy joch seind und was brauch, Ceremonien und andre haltung sy
ymmer haben 53 , auch unangesehen, ob sy schon auff diß fundament holtz, hew, stupf-
len bawen 54 , das ist in | [H ib] | leere und leben annemen, das von menschlichem
anfechten und nit dem gaist Christi herrkommet, So ferr doch, das Christus, der Herr,
ymmer ir ainige zuversicht bleibe.
Wir erkennen ye und ruffen an Christum, unseren Herren, als unseren ainigen
hayland und erloser Und begeben uns in gehorsam des hailigen Evangelii, das wir uns
menigklich 55 , der sich deß nur undernemen will, wollen straffen und züchtigen lassen,
wa wir ymmer handlen oder fürhaben, das der leer Christi entgegen seye 56 ; Wollen
auch gern alle die zucht und ordnungen annemen und halten, so zur gotsaligkait
warlich dienen, Verwerffen auch überal nichts von allen gemaynen Kirchenübungen,
denn 57 das dem wort Gottes stracks züwider oder aber in solchen myßbrauch geradten
ist, das es nun layder die ware gotsaligkait mehr hinderen dann fürderen mochte 58 .
Also haben wir uns auch von kainen dieneren der Kirchen abzogen, die uns nach dem
bevelch Christi die gehaimnussen Gottes getrewlich außspenden und sich diener
Christi beweysen wolten 59 .
60 Das wir uns aber der gemainen Pfaffhait 61 und ires vermainten Gotsdiensts ent-
schlagen haben, hat uns darzü das wort und gebott deß Herren getriben. Dann sy
gemainklich ire lere und Ceremonien dermassen füren und üben, das sich layder der
grosser thail der genannten Christen ires Absolvierens, Messens, Singens, Lesens und
anderer Kirchenübungen so vil getrostet, das sy an solchem allen iren gotsdienst
vermainen außzurichten Und daneben doch in offentlichen lasteren als geytz, neyd,
haß, hürey, trunckenhait und dergleichen beharren, Wie auch sy selb, die verweneten
Priester 62 , vor anderen, und das in hochsten, mitlen und understen graden, vom Bapst
an biß auf den meßner 62 “.
52. Vgl. i Kor 3,n.
5 3- Vgl. CA VII (BS, S. 6i): »Und ist nicht not zur wahren Einigkeit der christlichen Kirche,
daß allenthalben gleichförmige Ceremonien, von den Menschen eingesetzt, gehalten wer-
den ...«.
54. Vgl. i Kor 3,i2.
55. Vielfach, auf manche Art und Weise.
56. Vgl. Einleitung zur CT; BDS 3, S. 37f.: »... begern in vnderthenigister gehorsam nachzu-
kommen, alls denen, die nichts begyrlichers im hanndel vnnser haylligen Religion ye gesucht
haben, Dann das wir vnnd menigclich, hindangestellet aller irrungen vnnd fäl, so den hailligen
Euangelio vnnd gepotten Christi zuwider, ...«
57. Außer.
58. Vgl. Einleitung zur CT; BDS 3, S. 39, Z. 25-33.
59. Vgl. 1 Kor 4,1.
60. Warumb ivir uns des Bäpstlichen thuns entschlagen [Marg.].
61. »Pfaffheit« ist hier noch nicht abwertend gebraucht, sondern bezeichnet die romtreue,
altgläubige Geistlichkeit als ganze.
62. Vorgebliche, sogenannte Priester. Mhd. verwenet: kühn, verwegen oder: irregeführt, im
Wahn befangen. Vgl. Grimm 12,1, Sp. 2073—2075.
62a. Küster. Mlat. mesenarius.