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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0038
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

Nun, diß ist on alles widersprechen wider alle leere und gebott Gottes, die alles
vertrawen auff die gnad Gottes, auff den ainigen verdienst Christi Jesu setzen Und
tailen denselbigen allain denen zu, die sich in Christo, unseren Herren, durch waren
glauben ergeben, welcher glaub niemandt laßt in den lasteren verharren und bringet
allweg wie ware rew des argen, also auch satte63 besserung des lebens zu allem guten. 5
Und deßhalb hat uns der Herr Christus durch sich selb und seine lieben Apostolen
befolhen, das wir solcher frembden stim | H 2a | me und lere sampt allen dem, so nit
aller ding auß der hailigen schrifft fleüsset, fliehen sollen und denen nit Ave sagen, sy
nit in unser hauß aufnemen, die solche leer bringen64, Und dann auch nit essen mit allen
denen, die brüder und Christen genennet werden und aber Büler, Geytzige, Abgotti- 10
sche, Lesterer, Trunckene, Rauber und dergleychen seind65.
Der hailig Augustinus bekennet auch mit allen alten, das die den Hüren anhangen,
mit inen ain leib werden und yetz Christum nit zum fundament haben, auch nit glider
Christi sein künden, wie der hailig Paulus dann schreybt, 1. Cor. 6 [15 f]. So halten auch
sy, die Bäbstler, in iren aigen gesetzen, dist.32.ca. Nullus. und c. praeter66 und dist. 15
81. Ca. Si qui67. Item de Cohabitatione cler [icorum] c. Vestra68, das alle die in die sünd
der abgotterey fallen, die aines Priesters, der wissentlich mit der hürey behaftet ist,
oder Symoney, das ist, das er das gaistlich umbs zeytlich zü überkommen oder hinzu-
geben understande, Messe horet oder in ainiger Kirchenhandlung mit im gemain-
schafft hette. 20
Ja, lieben Christen, solte man alle die verbannet und ires ampts entsetzet halten,
welche die Bäpstlichen recht selb verbannen und entsetzen, wir wurden ainigen Bi-
schoff, Pfaffen oder Münch nit behalten in aller Europa, da man anders den Bapst als
den obersten Bischoff erkennet, Nämlich in dem thün sy yetzund seind. Dann ob schon
ettliche wären, die irer aigen mißhandlung halben von Bäpstlichen gesatzen unverban- 25
net und onentsetzet bleyben mochten, deren doch freylich nit züvil sein werden (dann
Gott hatt züvil warhait in die Gesetz fliessen lassen), so müßten sy dennocht deßhalb
verbannet und entsetzet sein, das sy mit denen, so ires aygen verwirckens halben
verdammet und entsetzet sein, sollen gemainschaft haben und sy nit als entsetzet und
verbannet halten. Ach, lieben Christen, es ist laider, laider mit aller gemainen pfaffhait 30
von obersten biß zun understen, von gaistlichesten und reformiertisten biß zun weltli-
chesten und freyesten in der gemainen haltung (Gott hatt aber der besonderen perso-
nen in diser Babylonischen gefengknuß nit wenig) dahin kommen, daz sy in der war-
hait vor ainigem rechten, auch dem natürlichen, nit bleiben noch beston mügen in dem
thün, sag ich, in J H 2 b | dem sy yetzund seind. Das rede ich vor Got, wie es an im selb 35
ist und ichs auch, der ich doch der geringsten ainer bin, waiß darzuthün.
Dieweil dann nun dem also ist, das auch unser so vil vor aller erbarkait zü erweysen

63. Gediegene, ausreichende.
64. Vgl. 2J0 10.
65. Vgl. 1 Kor 5,11.
66. Decr. Grat., D. XXXII. c. 5 und 6.
67. Decr. Grat., D. LXXXI. c. 15.
68. Decr. Greg. IX, Lit. III. tit. 2 c. 7.
 
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