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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0169
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DIALOGI

165
wieweyt die oberkait an der Religion dienen künden und sollen. Der Herr gebe allen
Oberen solches zü hertzen zü fassen und also mit irem ampt zum reych unsers Herren
Jesu iren dienst getrewlich zu laysten. Frid: Amen.
Das letst Gespräch. Ob auch denen Oberkaiten gebüre, der offenlichen Predigen
5 und Cerimonien halb besserung fürzunemen, denen sollichs ire Oberen oberkaiten
verbieten.
HArtmut: Gott sey lob, das wir uns bißher so wol verglichen haben. Wenn wir die
letste frag, was den underen oberen in sachen der Religion wider verbott der hoheren
oberen gebüre, auch so wol vergleichen kündten! Frid: Dise frag ist ja etwas verwicke-
10 leter; yedoch wirt uns der Herr weder in dem noch anderen stecken lassen, wa wir
trewlich auff in sehen und seines gaysts von hertzen begeren. Sinnp: Der wolle uns
füren und gelayten in diser und allen sachen, das wir seines willens niendert in verfeh-
len. Frid: Amen.
749Nun, ir wollet eingedenck sein, das wir vor erkennet haben, das die offenlichen
15 predigen und Kirchenübungen allain die oberkaiten zü versehen haben, die Merum
Imperium haben750, das schwert füren, denen die regierung des menschlichen lebens
befolhen ist, die für sich selb gebot und verbott, gesetz und Statuta zu machen haben,
des die oberen oberkaiten unbefraget751. Wie sichs gemainlich haltet bey den stenden
des hailigen Romischen reichs, Fürsten, Graven, Stetten, auch vilen vom Adel und
20 anderen, die alle sich erkennen als die underthonen Kayser. Majestat und haben aber
doch bey den iren gebott und verbott, gesetz und Statuta zu machen, über das blüt zu
richten, des Kayserlichen Majestat besonders unbefraget, sonder, so in dem gemainen
Kaiserlichen rechten nichts entgegen fürgenommen wirt, solle Kaiserliche Majestat die
stend der regierenden | [V 3 b] | underthonen des reichs bey solchen iren freyhaiten
25 und gerechtigkaiten handthaben und schützen, die inen nicht minderen sonder meh-
ren. Hart: Wa uns Gott gebe, das yeder seins berüfs wol wartete752 und andere in dem
iren nicht zu hinderen, sonder zu fürderen sich beflisse, wie wurde es so seligklich bey
uns nahergehn753, weyl er uns doch solche grosse freyhait und schone ordnung der
regierung gegeben hatt.
30 Sinnp: Nun, weyl dann alle Stend des Reychs sich underthonen Kaiserlicher Maje-
stat erkennen, wie sy auch seind, und empfahen allen iren gewalt zü regieren von
Kaiserlicher Majestat, solte nicht billich sein, das sy denselbigen gewalt der regierung
auch nach der maß, die Kaiser. Maje: gibt, übeten?
754Frid: Aygentlich755. Es hat ja kainer seinen gewalt weyter zu strecken dann er den
35 von Kaiser. Majestat empfangen hatt. Es hatt ye kainer über des anderen underthonen
749. Merum Imperium. [Marg.].
750. S. oben, S. 79, Anm. 177.
751. Latinisierender Nebensatz; vgl. auch oben, S. 53, Anm. 25.
752. Wahrnehme, ausübe.
753. Vorgehen, zugehen.
754. Nieman sol seinen gewalt iveyter strecken, dann er in empfangen hatt. [Marg.].
755. Genau.
 
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