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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0168
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164

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

denen fehlen müsse, die an den orten, da man auf waren glauben an unseren Herren
Jesum und liebe zum nachsten alle lere richtet und die hailigen Sacramenten laut der
ainfaltigen einsatzung Christi haltet, sich von der gemainschaft der Kirchen entziehen
und wie solchen am verstand Gottes manglet, das man sich im reich Christi solcher
klüghait und geschicklichait garnicht zü trosten hab742.
Frid: Doch künden die rechtgleubigen sich auch der gaben, die disen verlühen seind
zum hayl der Kirchen, gebrauchen, werden auch fleyssig darauff sehen, warzü Got
ainen yeden brauchen wolle.
| [V 2 b] |Sinnp: Item, das auch in anderen dingen, weil uns der Herr Jesus ye alles
sein solle, die haußgenossen des glaubens743 und bekanten glider Christi billich bey uns
vor anderen verehret werden. Frid: Ja, das man aber die gotsaligkait nit allain auß den
worten und empfahung der Sacramenten, sonder auch auß den recht gewissen früchten
des glaubens, warer liebe, zucht und gelassenhait erkenne.
Sinnp: Und das alle, die sich unserem Herren Jesu noch nit gantz ergeben und aller
ding bekennen, diser schwaren verachtung ires schepfers und hailands, wa die Christen
die oberkait haben, billich entgelten sollen. Frid: Doch das mit yederman also gefaren
und menigklich die güte Gottes also bewysen werde, das man sehe und greiffe, das man
in solcher absünderung und nachgiltiger haltung oder auch straf deren, die sich
Christo, unserem Herren, noch nit gar aufopferen oder sein reich verhinderen wolten,
nichts dann den aufgang und besserung des reichs Christi und also das hayl aller
menschen, die inen nit wollen helffen lassen, mit hochsten trewen süche und überal
kainer flaischlichen anmütigkait744 und unchristlichen gesüch stattgebe.
745Sinnp: Wol, Dann diß aller regierung der Christen end746 sein solle, das sy den
waren glauben an Christum, unseren Herren, der durch die liebe zü allen güten wer-
cken thätig ist747, furtbringen und alle verhinderung desselbigen abschaffen. Frid:
Yedoch, das man überal nieman note, Christum zü bekennen in worten oder Sacramen-
ten, wie der Bapst die leüt notet zü bekennen, das man mit im habe. Sinnp: Darumb
wirt bey denen, die mit dem glauben nit begabet seind, in allen darauf gehandlet
werden, das sy den glauben bey anderen nicht verhinderen mit worten oder wercken.
Frid: Ja, mit worten und wercken, die stracks wider den glauben wären als falsche
leere, lesterung der warhait, thätliche abgotterey und falscher Gottesdienst. Dann was
die ungleubigen reden und thünd, ist an im selb alles dem glauben verhinderlich. Wenn
sy aber in solchem auch nach irem werdt gehalten werden und alles unrechten nach der
ordnung Gottes entgelten und das alles unrecht seinen schaden und schand hatt, so
mag der ungleubigen thün den anderen desto | V 3 a | weniger nachtaylig sein, wiewol
es seinethalb allweg ergerlich ist. Sinnp: Nun, ich will disem allem auch fleyssig nach-
dencken. Als michs yetzund ansicht748, solte man hierauß wol vernemen mogen,
742. Weltliche Klugheit und Geschick sind für das Reich Gottes nicht ausschlaggebend.
743. Vgl. Gal 6,10.
744. Hier pejorativ gemeint.
745. Das ende aller regierung bej den Christen. [Marg.].
746. Ziel.
747. Vgl. Gal 5,6.
748. Wie mir jetzt scheint.
 
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