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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0060
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56

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

Das Erst Gespräch: was darzü erfordret wirdt,
das man mit frucht von Gottes hendlen disputiere.
39FRidlieb. Meine lieben freünd und brüder, die weys thüts warlich nit. Wollen wir
dem willen Gottes recht nachfragen, wie dann in warer erkantnuß desselbigen uns das
ewig leben steht, müssen wir ainmal unsern aigenen willen und liebe und was an ;
derselbigen hanget, fallenlassen und uns dem gayst Christi, unsers Herren, gentzlich
ergeben. Dann der synn des flaischs ist ain feyndtschafft gegen Got, Roma. 8 [13]. So
ist der gaist Christi allain, der alle warhait leret, Joan. 16 [13].
40Nun aber, wa man aigens willens und liebe abgestanden ist und süchet Got allain,
da ist im hertzen alle gedult und ware senfftmüt und gegen dem nächsten in worten alle 10
zucht und beschaidenhait. Die red hat ir saltz, das sy dem horenden geschmacket und
angenem seye, Coloss. 4 [6],
41Und seytenmal Got, unser Herr, der erschrocklich und allmechtig allenthalb
zügegen ist und, wie gesagt, an dem, das wir sein hailigs wort und säligen willen recht
erkennen, alles unser hail steht. Wa ain rechter glaub zü Got bey uns wäre und wir sein 15
gotlich Majestat recht erkenneten, mit was zitteren und forcht wurden wir allemal von
im reden, Und mit was ernstlichem gebet wurden wir vor allem erforschen bey uns selb
oder disputieren mit anderen, ansüchen und bitten, das er uns seine seligmachende
warhait eroffnete.
42Mein Hartmüt, wenn deine kind sich ob deinem befelch, den | B 2 a | du 4nen 20
ettwan in ainer sach gegeben hettest, irreten, das ain mainete, du hettest den auf die
weys, das ander, du hettest in auf ain andere weys gegeben, zanckten also mitainander;
indem kemestu zü hauß, sy horten auch und sehen dich und fragten dich doch nit
alsbald umb beschaid, zanckten furtan und richten dieweil nichts auß; du sehest und
hortest inen zü; Lieber, wie lang wurde dirs also gefallen? 2;
Nun, wie mainstu, lieber Hartmüt? Got ist unser vater, der hat uns sein gehayß und
befelch fürgeben, wir irren und zancken uns darob: Der will Gottes wort und befelch
also, der ander sunst verstehn, und ist aber Gott mitten under uns, kan und will uns
vätterlich berichten, wie er uns das vilfältig züsagt. Und wir sollen ymmer im zanck
furtfaren und unseren so getrewen lieben vatter, der mitten under uns ist, uns zühort 30
und züsicht, nit vor allem umb sein vätterlichen beschaid von gantzem hertzen bitten
und dann in aller red ymmer mit aller forcht und andacht auf in sehen, als vor des43
augen wir stehn und allain zü seinem gefallen handlen sollen?
Hart: Wer wolte dawider sein? Frid: O, lieben brüder, wir müßten aber solchs auch
bey uns gelten lassen, so wir nit darwider seind. Freylich, wer mit solcher forcht Gottes 3;
und gebet zü Gott sein disputation anfacht und volfüret und sein hertz dermassen zü
39. Zü nütvficher erforschung gotlicher hendel seynd vonnoten: Verleügnuß seyn selh und ergebung an gaist
Christi. [Marg.].
40. Gedult, senfftmüt und beschaydenhait. [Marg.].
41. Zitrendes auffsehen und beten %ü Gott. [Marg.].
42. Was das sey: um den willen Gottes cyincken und doch nit immer auf Got sehen und in anrüffen.
[Marg.].
43. Dessen (Gottes).
 
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