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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0149
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DIALOGI

145

darauff sehen, das die letste strenge gegen dem wissenden und trutzenden fravel geubet
werde, nit gegen denen, die auß unverschalcketem onwissen verirret seind, Auch nit
eh, dann so fürgangen ist gnügsamer bericht gotlichs worts. So hab ich das auch
vernommen, das ir die ware gerechtigkait nitt in zwang oder auffs menschlich thün
5 stellen, sonder lassen das schwert zur hertzlichen gerechtigkait dienen in seiner
ordnung, Das es das unrecht mitt straffen wehre und zum güten mit gesetzen und allen
gebürenden anraitzungen anfüre. Also hab ich zwar yetz nichts, das ich euch wider-
sprechen moge.
Noch622 weil dannocht diser handel ye sehr weitleüfig ist und der einreden eben vil
10 seind, hab ich gesagt, und als ich maine nit unbillich, ich wolle allem baß nachdencken
und eweren bericht fleissig erwegen und Gott umb den rechten verstand getrewlich
bitten. Frid: Das ist recht und Christlich. Wir sollen ja allweg fleissig darauf sehen, das
wir in allen dingen des gottlichen willens auß seinem wort satt berichtet und gentzlich
vergwisset werden. Dann im allain sollen wir in allem leben und dienen und das auß
15 gantzem hertzen, gantzer seelen und allen krefften und nierget in weder unser noch
anderer leüt dunckel623 volgen. Darumb bedencke, lieber Sinnprecht, und erwige alles
zum geflissesten und rüffe den Herren auffs allergetrewlichst an umb seine warhait, das
wollen wir mitt dir thün. Und zweyfelen auch nitt, ye mehr du das thün, ye mehr
würstu in yetz gefasseter warhait befestiget werden. Sinnp: Der Herr wolle uns in allem
20 zü seinem lob leeren und füren. Frid: Amen.
Das acht gesprach von dem, wieweyt die Oberkait
sich der Religion annemen solle.
i R 2a | Slnnprecht: Wieweyt solle aber die Oberkait sich der Religion annemen?
Das ware die andere hauptfrage. Frid: Man solle alles güts für voll thün und ymmer
2; auff das sehen, das alles unser thün Gott gefalle. So steht nun die Religion in warem
glauben, der durch die liebe thatig sej624, in allen güten wercken, on welchen glauben alle
Kirchenübungen vor Got ain grewel seind. Derhalb sollen die obren die Religion bey
den iren also versehen und fürdern, das dieselbigen zü warem glauben an Christum
geleeret und gezogen werden. Sinnp: Der glaub ist aber im hertzen, dahin mag die
30 Oberkait nitt kommen. Frid: Wieso? Wann die Oberkait rechtgeschaffen prediger
bestellet, versicht625, das die Kirchenübungen Christlich gehalten und yederman darzü
angehalten werden, ermanet, locket und raytzet auch in alle andere weg zur Gottsalig-
kait, und Gott gibt hiezü das gedeyhen626, kommet die oberkait nit also mit irem ampt
ins hertz? Sinnp: Ja, wann Got das gedeyhen gibt. Hart: On Gottes gedeyhen wirt auch
35 der Prediger das hertz nit bekeren.

622. Trotzdem.
623. Dünkel, Hochmut oder Dunkel(heit) der Unwahrheit. Zum Vorhergehenden vgl. 5 Mos
6,5 u. Mt 22,37 Par-
624. Gal 5,6.
625. Darauf achtet.
626. Vgl. 1 Kor 3,6.
 
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