Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0071
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIALOGI

67

dem hernacher102. 103Du bekennest nun, lieber Sinnprecht, das zu Kirchen gehn, das
wort Gots in gemain horen, gebett halten, allmusen in der gemain geben, die hailigen
Sacrament empfahen, den Herren mit den gleübigen loben und dergleichen, so man in
solchem handlet auß rechtem glauben, das diß alles Got gedienet sey, gefalle Got,
5 fürdere zur gotsaligkait und sey also im obristen gebot der liebe Gotes begriffen, wie
dann in dem alles verfasset ist, das Got ymmer gefallen mag. Sinnp: Ja, wenn die ding
auß warem glauben und freyem gayst geschehen, allain Gott zu ehren. Frid: Wa sy
anders werden furgenommen, sagen wir doch, das sy ain grewel vor Gott seyen.
Das dritt gesprach. Warumb der Herr die Kirchenubungen zu halten nit außtrucklich
io geboten noch befoihen hat. Und wie sy doch auß warem glauben selb fliessen, ob sy
wol on den glauben ain hochste Gotslesterung seind.
104SInnprecht: Noch irret mich ymmer, das wir doch niendert105 haben, das der Herr
gebiette: gond zusamen, mein wort zü horen, halten gebett, laßt euch taufen, empfahen
die Sacrament meins leibs und blüts und dergleichen. Frid: Da müst du gedencken,
15 mein Sinnprecht, das unser Herr Christus fürnämlich nichts hat geleret, dann im
glauben, als der uns verzeyhung der sünden und das ewige leben erworben hatt und
| [D ib] | auch züstellet. Und das wir in solchem giauben bestanden und ymmer
zünemen, der dann durch die liebe thätig seye. Vorhin ware im brauch bede bey den
Juden und Hayden, das die Gotsforchtigen sich zü besonderen zeyten und stetten
20 versamleten, sich durch ire gemaine diener etwas herrlich und mit besonderem ernst in
iren verordneten Cerimonien erinnerten, auch vertrosteten der güthaten Gottes, Die
dann inen auch ailda durch die hailigen Sacramenten übergeben wurden, Umb die sy
dann Gott in gemain dancksagten und sich also im bund Gottes erholeten und befestig-
ten und zur liebe des nächsten und ailem gütem erhitzigten, Welchs sy dann in den
25 gaistlichen malzeyten, so sy nach dem opferen hielten und anderen handraichungen
gegen den armen, gleich ins werck brachten und thätlich übeten.
106Solcher brauch und übungen hanget107 also dem glauben und dem waren Gottes-
dienst, das nit allain kaine gleubigen ye gewesen seind, die sich nit dermassen gehalten
Und erweckung auch mehrung des glaubens zü Got und was der glaub bey uns bringen
30 solle durch die hailigen Cerimonien, von Got eingesetzt, gesücht haben, sonder auch
alle, die allain nit haben gar wollen gotloß sein, hat die forcht Gottes, so von geburt her
yederman eingepflantzt ist, hiezü (wiewol sy on rechten glauben waren) getriben, das
sy sich dannocht auf solche weiß des Gotsdiensts und der hailigen Cerimonien haben
angenommen und gehalten. 108Derhalben Religio de iure naturae humanae gehalten

102. Nachher, hinterdrein.
103. Summa des, wie die Cerimonien und kirckenubungen %um Gottesdienst gehoren. [Marg.].
104. Waher, das^ uns Christus die kirchenübungen nit außtruckelich geboten. [Marg.].
105. Nirgends.
106. Kirchenübungen sind alweg bey allen volckern gehalten worden [Marg.].
107. Hänget ... an, ist wesentlich mit dem Glauben und dem wahren Gottesdienst verbunden.
108. 7r. (Pandektum) De iustitia et iu\tc\ C. Veluti. [Marg.].
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften