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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0075
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DIALOGI

7*

predigeren etwan126 nit zu hart brennet und aber in dem schier nichts dann wider die
Bapstlichen Cerimonien schreien künden, Warlich, ob dann yeman sorget, das man den
gotsdienst nitt wider an das ausser hefftete, acht ich, der hette diser seiner sorgen nit so
gar kain ursach. Frid: Es ist, wie du | [D 4 a] | sagest. Der glaub will ja nit yedermans
5 ding sein. Die welt will als mitt dem ausseren gepreng127 iren gotsdienst außrichten.
Das ist auch der brunn aller abgotterey, deß die welt für und für, wie fast128 sy deren
namen und tittel endret, vol ist. Man solle auch daran nymmer nachlassen, die leüt zü
vermanen, das alle Cerimonien allain darzü geordnet seind, das der glaub an Christum
und auß dem alle hailigkait und gerechtigkait wachsen und zünemen, zü seinem preiß
10 und zü warer besserung deß nachsten und das sy für sich selb nur eüsserlich geübet und
nitt auß und zu fürderung deß waren lebendigen glaubens Gott ain grewel und unträg-
licher last seyend und über uns füren die schwäre rach Gottes. Dann solchs warlich
nichts anders ist, dann Gott verspotten. Darumb aber, mein Sinnprecht, müß man die
hailigen versamlungen nit verlassen noch die hailigen Sacramenten und Kirchenübun-
15 gen verachten, in denen uns die ewige barmhertzigkait und sälige erlosung Christi nit
allain anzaiget und fürtragen, sonder auch dargeraichet und übergeben wirdt.
Das vierdt gespräch. Y'on dem, das Gott den eüsseren dienst der Kirchen darzü gebrau-
chet, Das er seine himelische gaben mit den eüssern zaichen, Predigen und Sacramen-
ten übergebe.
20 Slnnprecht: Gott wirt die erlosung seines Suns selb geben müssen. 129Frid: Recht, er
gibt sy aber durch den dienst der Kirchen. Welchen ir — »ir« sagt er — die sünd ver^eyhen, den
sollen sy vertygen seinno. Der hailig Paulus hat dem Herren schon glaubet und gesagt:
Herr, was wiltu, das ich thue\ noch antwortet im der Herr und sprach: stande aujundgang in
die statt Damascum, da wirdt man dir sagen, was dir geordnet sey gu thun! Als er aber in die
25 statt kame, saget im der hailig Ananias auß dem gehayß deß Herren: stand auff, brüder,
und laß dir dein sünd abwäschen131. Diser hailig Paulus schreibt auch den Corinthern
von wegen seins diensts am hailigen Evangelio, den er bey inen | [D 4 b] | außgerichtet
hette: Ob ir schon sgehentausent spuchtmaister haben in Christo, so habt ir doch nit vil vdter. Dann
ich hab euch Christo Jesu durchs Evangeli geboren132.
30 133So ain schafner134 seines Herren güt auß deß Herren gehayß außgibt, spricht man
bede: der Herr habs geben, und auch der schafner habs geben. Also auch in disem
handel. Gott leeret selb, erleüchtet, gebüret135, trostet, macht wachsen im gayst, thüt

126. Bisweilen.
127. Zeremoniell, Pomp.
128. Schnell.
129. Wie not der dienst der Kirchen. [Marg.].
130. Jo 20,23.
131. Act. 12. [Marg.]. Vgl. Apg 9,6ff. u. 22,16. B. zitiert hier aus dem Gedächtnis.
132. 1X0^4,15.
133. Die kirchendiener sind außspender der gnaden undgaistlicher gutthaten gottes. [Marg.].
134. Aufseher, Verwalter.
135. Erhält, (er)hebt (von mhd. gebüren).
 
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