DIALOGI
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den Aposteln. Aber nachdem er das werck unser erlosung außgericht hat und gen
hymel gefaren ist, da hatt er geben die gu A.postolen, die %u Propheten, die %u Evangelisten,
die hyrten und lerern, %u der ^usamenfugung der hailigen, e?u dem iverck des diensts, sfi der
erhawung des leihs Christi, biß wir alle ainander hegegnen und yusamenkommen in ainigkait des
glauhens und der erkantnuß des Suns Gottes %u ainem volkommenen man etc. Ephe. 4 [11—13].
Sihe, mein bruder, hiezu gibt der Herr seine diener am wort und Sacramenten, das will
er durch sy außrichten, das die hailigen zusamengehalten und als ain leib erbawen
werden und das sy in der ainigkait des glaubens und erkantnuß Christi wachsen und
Christo dem Herren ymmer anlicher werden.
| [E ib] | 141 Hie sihestu freylich klar: obwol der Herr ja allain alles guts in allen
würcket, das er doch dasselbig durch seine ordenliche diener und dermassen thün will,
das sich die seinen zusamenhalten, seyen mitainander als ain leib. Derhalb warlich alle
rechte Christen die gemainen versamlungen zum wort Gottes, gebett und Sacramen-
ten, auch den gemainen dienst in solchen theür und hoch allweg gehalten und mit aller
andacht besücht haben und on zweyfel also lang wir in disem leib leben halten und be-
süchen werden. Hart: Warlich, welche ich ye als recht frumme Christenleüt erkennet
habe, dieselbigen haben sich auch in den gemainen Kirchenversamlungen und -übun-
gen besonders fleyß und andacht vor anderen erzaiget und bewysen.
Sinnp: Ewere prediger haissent solche andacht Aposteytzlerey 142 . Frid: Ey, ewere
prediger! Wer Christum nitt trewlich prediget, der ist so wenig unser als dein prediger.
Die aber Christum getrewlich predigen, hoffe ich, du lassest solche auch deine prediger
sein. Ob den personen laßt uns auf kainen thail unartig eyferen. Es wirt kain Christli-
cher prediger Aposteytzlerey haissen die andacht, so bey den recht frummen leütten in
den Kirchenübungen gefunden wirt. Dann obgleich auch etwas irrthumbs bey solchen
mit einlauffet, so ist doch der recht frummen andacht in den hailigen Cerimonien
allweg auß rechtem glauben an Christum. 143 Aposteytzlerey ist die vermaint aber-
gleübische andacht und angenommener ernst, der auch das mehrerthail von Cerimo-
nien deß Herren zü den menschenfinden und -satzungen außschlecht 144 .
Das fünfft gesprach. Wieweyt wir in hailigen Cerimonien
der unhailigen gemainschafft meyden sollen.
Slnnprecht: Wolan, meine brüder, damit ich euch nit ergere, als ob ich zanck süchete
und der warhait nit wolte stattgeben, Solt ir wissen, das ich wol erkenne, wills auch
euch und ainem yedem gern gestehn, das auch wir Christen unser gemainden und
versamlungen zum wort Gottes, gebet und Sacra-| E 2a jmenten haben sollen und die
141. Summa vom dienst der Kirchen. [Marg.].
142. Die Etymologie des Wortes ist unklar; vgl. Grimm 1, Sp. 537, s. v. Apostützlerei. Es
bedeutet Aberglaube, superstitio, hypocrisis. Diese können sich hinter den kirchlichen Zeremo-
nien verstecken. Fridlieb (Bucer) dagegen sieht diese »Aposteytzlerey« auch in der rigorosen
Ablehnung sämtlicher Zeremonien (s. unten Anm. 144).
143. Was Apostejtßerey seje. [Marg.].
144. Anspielung auf Jes 29,13; Mti5,8. Auch die Zeremonien des Herren werden ausge-
schlagen und den Menschengeboten zugeordnet.
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den Aposteln. Aber nachdem er das werck unser erlosung außgericht hat und gen
hymel gefaren ist, da hatt er geben die gu A.postolen, die %u Propheten, die %u Evangelisten,
die hyrten und lerern, %u der ^usamenfugung der hailigen, e?u dem iverck des diensts, sfi der
erhawung des leihs Christi, biß wir alle ainander hegegnen und yusamenkommen in ainigkait des
glauhens und der erkantnuß des Suns Gottes %u ainem volkommenen man etc. Ephe. 4 [11—13].
Sihe, mein bruder, hiezu gibt der Herr seine diener am wort und Sacramenten, das will
er durch sy außrichten, das die hailigen zusamengehalten und als ain leib erbawen
werden und das sy in der ainigkait des glaubens und erkantnuß Christi wachsen und
Christo dem Herren ymmer anlicher werden.
| [E ib] | 141 Hie sihestu freylich klar: obwol der Herr ja allain alles guts in allen
würcket, das er doch dasselbig durch seine ordenliche diener und dermassen thün will,
das sich die seinen zusamenhalten, seyen mitainander als ain leib. Derhalb warlich alle
rechte Christen die gemainen versamlungen zum wort Gottes, gebett und Sacramen-
ten, auch den gemainen dienst in solchen theür und hoch allweg gehalten und mit aller
andacht besücht haben und on zweyfel also lang wir in disem leib leben halten und be-
süchen werden. Hart: Warlich, welche ich ye als recht frumme Christenleüt erkennet
habe, dieselbigen haben sich auch in den gemainen Kirchenversamlungen und -übun-
gen besonders fleyß und andacht vor anderen erzaiget und bewysen.
Sinnp: Ewere prediger haissent solche andacht Aposteytzlerey 142 . Frid: Ey, ewere
prediger! Wer Christum nitt trewlich prediget, der ist so wenig unser als dein prediger.
Die aber Christum getrewlich predigen, hoffe ich, du lassest solche auch deine prediger
sein. Ob den personen laßt uns auf kainen thail unartig eyferen. Es wirt kain Christli-
cher prediger Aposteytzlerey haissen die andacht, so bey den recht frummen leütten in
den Kirchenübungen gefunden wirt. Dann obgleich auch etwas irrthumbs bey solchen
mit einlauffet, so ist doch der recht frummen andacht in den hailigen Cerimonien
allweg auß rechtem glauben an Christum. 143 Aposteytzlerey ist die vermaint aber-
gleübische andacht und angenommener ernst, der auch das mehrerthail von Cerimo-
nien deß Herren zü den menschenfinden und -satzungen außschlecht 144 .
Das fünfft gesprach. Wieweyt wir in hailigen Cerimonien
der unhailigen gemainschafft meyden sollen.
Slnnprecht: Wolan, meine brüder, damit ich euch nit ergere, als ob ich zanck süchete
und der warhait nit wolte stattgeben, Solt ir wissen, das ich wol erkenne, wills auch
euch und ainem yedem gern gestehn, das auch wir Christen unser gemainden und
versamlungen zum wort Gottes, gebet und Sacra-| E 2a jmenten haben sollen und die
141. Summa vom dienst der Kirchen. [Marg.].
142. Die Etymologie des Wortes ist unklar; vgl. Grimm 1, Sp. 537, s. v. Apostützlerei. Es
bedeutet Aberglaube, superstitio, hypocrisis. Diese können sich hinter den kirchlichen Zeremo-
nien verstecken. Fridlieb (Bucer) dagegen sieht diese »Aposteytzlerey« auch in der rigorosen
Ablehnung sämtlicher Zeremonien (s. unten Anm. 144).
143. Was Apostejtßerey seje. [Marg.].
144. Anspielung auf Jes 29,13; Mti5,8. Auch die Zeremonien des Herren werden ausge-
schlagen und den Menschengeboten zugeordnet.