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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0072
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

worden ist, Quia de iure gentium 109 . Dann kaine volcker so vihisch und unartig seind,
bey denen nitt allweg ain eüsserer Gottesdienst gewesen seye.
Dieweyl es dann der Cerimonien und des eüsseren Gottesdiensts halb dise gestalt
mit aller welt und bey allen volckeren hat, ware nit ursach, das unser Herr Jesus etwas
davon besonders leret oder gebutte. Zudem waren auch bede, Juden und Hayden, von
iren ersten vatteren - und die Juden weyters durch den Mosen — das alles gnugsam
geleret, Wie alle Hayden dannocht vom Noah herkommen seind; also ists kain wunder,
das auch bey inen etwas davon bliben ist, das sy des gotsdiensts | D 2 a | halb von iren
ersten vattern geleret waren. Und sollichs hatt man auch wol gesehen am Melchise-
dech, Job, Jethro und vil anderen. Daran falets aber beden, bey Juden und Hayden, das
die leüt in den Cerimonien alier ding 110 auf die eüsseren werek gefallen waren und
maineten, wenn sy solche ubungen auch on allen glauben ubeten, es künde sy für Got
fürtragen.
Dieweil dann alle welt on das wol wüßte, das die hailigen versamlungen und Ceri-
monien zum Gotsdienst gehoreten, auch bey allen volckeren zuvor im brauch waren,
hat er nit ursach, besonders zu leeren und gebieten, das man solliche ubungen halten
solte. Als aber der falsche wohn 111 darein gefallen ware, als ob die on glauben helffen
mochten, hatt er disen falschen wohn wollen abtreiben und leeren, das uns allain durch
in, so wir im glauben, mage 112 geholffen werden.
113 Und demnach bey Juden und Hayden der Cerimonien so überauß vil waren,
welche, dieweil er nun selb vorhanden, auf den sy gedeütet hatten, und er seinen gaist
und verstand so reichlich allen vcrlckeren wolte mittailen, das so vil Cerimonien nit
mehr nutzen mochten, hatt er uns anstatt der so vilen und so manigfaltigen Cerimonien
bey Juden und Hayden wenig und gleichformige verordnet. Die aber, wie der hailig
Augustinus Con[tra] Faustum 114 schreybet, in der krafft grosser, im nutz besser und im
thun leichter seind Und seind die fürnemen der Tauf und das hailig Abentmal. Zum
ersten mitthailen seiner gnaden und einleiben in seine Kirch und gmain hat er den Tauf
auf den namen des Vatters, Suns und Hailigen gaists verordnet Und zu der hailigen
ubungen in der gemain, wenn sich die in seinem namen versamlete, anstatt der alten
opfer und zu seiner besonders herrlichen gedächtnuß das hailig Abentmal.
Dise Cerimonien hat er dann auch allain seinen gleubigen, die in yetzund als iren
hayland auß dem hailigen Evangelio erkennen, doch für sy und ire kinder verordnet,
und darumb hat es des gar nitt gedürfft, das er sagte: Ir, die an mich glauben werden,
laßt euch auf meinen namen täufen oder halten mein Abentmal, dann alle, die im, dem
Herren, warlich glauben, sobald die vernemen, das der Herr den Tauf, damit die wider-
| [D 2 b] | geburt und das hailig Abentmal, die ware gmainschaft seines leibs und blüts,
damit zü übergeben geordnet hat, ist der Herr inen so lieb, sein wort und ordnungen so
109. Corpus Iuris Civilis, Dig. I, 1.2.
110. In jeder Hinsicht, durchaus.
111. Wahn.
112. Könne.
113. Endrung der Cerimonien. [Marg.].
114. Augustin: Contra Faustum: et alia [sacramenta] sunt instituta uirtute maiora, utilitate
meliora, actu faciliora; CSEL 25,1, S. 510, Z. 25h
 
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