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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0107
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DIALOGI

I03

zügesandt, das ers ferner in die land verschicken solte. Bewegt den Kayser, das etwan
die, so in iren gescheften und verwaltungen nit waren trewlich gefaren, sich des Clo-
sterlebens darumb underzogen, das sy der rechnung ent-| [K ib] | gehn mochten und
was sy schuldig bliben nit bezalen dorften. So besorget der Kayser der krieger halben,
5 sy wurden nitt so güte Münch geben und damit vergebens von dem abzogen, darein sy
dem reych und also auch Got baß hetten dienen mogen. Nun aber der hailig Gregorius
hielte diß gesatz, sovil es erzelete stuck belanget, als für sehr unrecht. Dann er maynete,
es wären des reychs schaffner oder Krieger, so mochten sy im Closterleben sich zü
rechter büß und waren Christlichem leben wol üben. Und sovil die schaffner antrifft,
10 mochten die Closter für dieselbigen rechnung und bezalung thün, das irenthalb nye-
man verlüstig sein dorfte. Der krieger halb hatte er kainen zweyfel, sy geben auch güte
Münch, wie er das nun an etlichen erfaren hat. Was thät nun hierin diser recht hailiger
Bapst? Dem Kayser ware er gehorsam, verschicket das Kayserlich Edict in die land,
wie im gebotten ware. Dieweil in aber diß gesatz in gemelten stucken unrecht dauchte,
15 zaiget er daßselbig dem Kaiser an, gantz underthenigklich aber dabey auch ernstlich,
wie wir das zü sehen haben in seinem breif 334 an disen Kayser, ist in der zal seiner
sendbreifen der hundertest 335 .
336 »Aber was bin ich«, schreibt er nach meldung des handels, »der diß zü meinem
Herren rede, anders dann ain staub und wurm? Noch dieweyl ichs dafür halte, das diß
20 gesatz gerichtet sey wider Gott den Schopffer aller dingen, kan ich nit schweigen, dann
meinen Gotsäligen Herren ist der gewalt über alle menschen darumb vom hymel
gegeben, das sy denen, die des güten begeren, beholfen seyen, das der weg zum himel
eroffnet werde, daß das irrdisch reych dem hymlischen diene. Und syhe, mit klaren
worten wirt gesagt, das der, so zum krieg bezaichnet ist, unserm Herren Jesu nit
25 streyten solle, er habe dann seinen kriegsdienst vollendet oder sey des von blode wegen
des leibs erlassen. Auff diß, sehet, wirt Christus durch mich, den nachgiltigesten 337 ,
seinen und eweren knecht, antworten und sprechen: Ich habe dich auß ainem Notarien
gemacht zü ainem Graven der wächter, von ainem Graven der wächter zum verordne-
ten zum Kaiserthumb, auß aim verordneten zum Kaiserthumb zum Kaiser, vom
30 Kaiser zü ainem vatter der Kaiser. Meine | K 2a | Priester hab ich deiner hand befolhen
und du entzeüchst deine krieger von meinem dienst? Ich bitt, aller Gottsäligster Herr,
antworte doch deinem knecht, was wiltu deinem Herren, wenn er nun zum gericht
kommen und dir also züsprechen wirdt, zü antwort geben?«
Und zü end dises briefs schreibet er also: »Ich habe verschaffet, daß das gesatz in die
3; land daraffter 338 geschickt worden ist, weyl ich deinem gehaiß underworffen bin. Und
seytenmal diß gesatz mit dem Almächtigen Gott gar nit stimmet, sehet, hab ich dassel-
big meinem Durchleüchtigsten Herren durch die geschrifft dises meines anbringens
verkündet. Hab also zü beden thaylen verrichtet, das ich schuldig ware - quae debui,
334. Kurzes Schreiben (brevis libellus).
335. Vgl. Reg. Pont. Rom., Nr. 1266. E.Caspar: Geschichte des Papsttums 2, Tübingen
1933, S. 465 f. MGH Ep. 1, S. 219 — 222.
336. Wie sich der hai[lige] Gregorius dem Kaiser underworffen hab. [Marg.].
337. Minderwertigsten, geringsten.
338. Überall hin.
 
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