Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0106
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
102

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

nach gotlichem gesatz gehalten worden ist, Das namlich die Gotsaiigen Künig und
Kaiser von Propheten, Priestern und allen leerern gotlichs worts in aller gehorsame
den bevelch und das wort des Herren gehoret und auffgenommen haben? Darbey aber
haben sy nichtdestweniger alle Priester, Propheten und Bischoff wie andere irer
personen halb in gemainer gehorsame gehalten. Was dann mangels yederzeit in leer ;
und leben fürgefallen, es ware bey den Bischoffen selb oder bey dem volck, haben sy
solchen mangei zü erstatten, die Bischoff wol allweg zum vordersten raht gefraget, sy
darumb zü den Concilien versamlet, selb darbey gewesen, die parten 329 verhoret. Was
sy aber in dem als die warhait des Herren von Bischoffen oder anderen eriernet oder für
sich selb verstanden, das haben sy dann auß irem gewalt und ampt zü recht und von io
menigklich oder von denen, die es besonders belanget hat, zü halten erkennet und
gebotten. Und wa sich yemand dazü mit dem wort Gottes oder auch durch ir, der
Kaiser gebot, nit wolte weisen lassen, dieselbigen haben sy mit gewalt ires ampts zü
dem, das sy recht erkennet, gewisen und von irem widerwärtigen thün abgewendt, die
wären gleich 330 Bischoff oder andere. | K ia J Der Bischoflich nam oder weyhe hat 15
kainen des Kaiserlichen gerichts freyen mogen. Sinnp: Die Kaiser haben aber damit
auch offt sich lassen die bosen verfüren, das sy die frummen und gotsäligen verfolget
und die rotten und storrigen gehandthabt, als Constantius, Valens und andere mer
gethon haben. Frid: Ja, Also haben auch die Künig Juda offt die falschen Propheten
gepflantzet und die waren jämerlich ermordet. Dennocht will Got solche ordnung bey 20
den seinen haben, das denen die das schwerdt tragen, yederman underworffen seye 330a ,
auch die auß dem befelch gotlichs worts über alles volck, auch die Künig selb, gesetzet
seind. Vile der Herren solle 331 ye nichts und mag kain ordnung bestehen, wa nit entlich
alles under ainen gewalt kommet.
Derhalben, solang wir ware, recht gelerte und Christliche Bischoff gehebt, ist hierin 25
nye kain span gewesen, das nit auch sy, die gaistlichen, die gemainen und ordenlichen
oberkaiten wie andere in aller underthenigkait und gehorsame erkennen solten. Am
wort und befelch Gottes haben sy inen alle welt nichts lassen abbrechen 332 und haben
mit dem schwert gotlichs worts geherrschet und geregiert über alle, die sich Christlichs
namens bekennet und in gehorsame deß Evangelii geben haben. Dabey aber, weyl sy 30
wol wüsten, das sy noch menschen waren, irren und fehlen mochten, haben sy sich der
oberkait, so das schwert tregt, mitnichten entzogen, sonder deren gebott und gescheft
in allen sachen, .auch die Kirch belangend, in aller gehorsame aufgenommen, denselbi-
gen mitt hochstem fleyß nachkommen, wa sy das allain mit Got thün kündten. Deß
laßt uns ain fein exempel sehen im hailigen Gregorio. 35
Es hatte der Kayser Mauritius ain gesatz geben, in dem er under andern das Closter-
leben allen denen verbote, die in verwaltung waren gemainer gefell 333 oder von den
ordenlichen kriegeren des reichs. Diß gesetz hat der Kayser dem hailigen Gregorio
329. Parteien.
330. Ob sie nun ... waren.
330a. Vgl. Ro 13,1.
331. Sind wert, taugen.
332. Abbruch tun.
333. Einkünfte.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften