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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0105
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DIALOGI

IOI

rete Priester und Bischoff hatt, was ist dann zü unseren zeyten vonnoten, da wir an statt
der Bischoff den mehrer und gewaltigern thail - Gott seye es geklagt, das ich in dem so
war sage - doch nichts dann lare namen, ja lauter verstorer haben aller Gotsäligkait,
Welche nichts fürnämers thun, dann das sy das so mercklich gut der Kirchen, so zü
5 erhalten Christliche leere, hailige zucht und notdurft der armen gegeben ist, zü ver-
derblicher undertruckung aller Christlichen leere und lebens verschwenden und
umbpringen. Ach, das unser Herr Jesus unseren Fürsten und Herren doch zü erkennen
geben wolte, das alle freyhaiten und gewalt, deren sich die gaistlichen ymmer rhümen
mogen, allain zur besserung der Kirchen und also denen gaistlichen gegeben seind, die
xo der Kirchen in disen ämpteren zü warer besserung dienen und das überall niemand, der
unrecht handlet, irem gewalt und straf entzogen ist.
Frid: Darumb solten wir ja alle on unterlaß bitten, das der ertzhyrt unserer seelen322,
unser Herr Jesus, unseren obren und die seine underhyrten sein sollen, ainmal zü
erkennen gebe, was und warzü die gaistlichen gesetzet, gefreyet und mit solchem güt
15 und gewalt begabet seind. Wie er uns doch sollichs im Büchstaben nit allain der haili-
gen schrifft, sonder auch der lieben hailigen vätter und Bäpst selb genügsam fürgeben
und bißher wunderbarlich erhalten hat.
Im Bäpstlichen Decret, dist. 40323, wirt eingefüret ain spruch des Bapsts Symmachi,
lautet also: 324»Wir haltens, wie du sagst, ja nit darfür, das sant Peter oder seinen nach-
20 kommen in dem, das sy anderen fürgesetzet seind, gewalt zü sünden empfangen haben,
dann er, sant Peter, die ewige gab des verdiensts auf seine nachkommen mit dem erb
der unschuld bracht hatt; deßhalb, was im durch die güten werck verlihen ist, gehoret
denen zü, die ain gleyches liecht des lebens erleüchtet.« Diß schreibet der Bapst Sym-
machus. Mit dem stymmet, das gleich im nachgehnden Capitel auß dem hailigen Hiero-
25 nymo einbracht325 ist: »Es ist nitt leicht, an sant Peters oder Pauli ort stehn und in
| [I 4 b] j haben den stül deren, die mit Christo regnieren. Dann hie sagt man, das seind
nit kinder der hailigen, die an irer stadt seind, sonder die ihre werck üben.«
Hart: Wie dann umb das letst capitel diser distinction, das also lautet326: »Es seind vil
Priester und wenig Priester, vil mit dem namen und wenig mit dem werck. Darumb
30 secht, brüder, wie ir auff dem Priesterlichen stül sitzet, dann der priesterlich stül
machet kainen Priester, sonder der Priester machet ain priesterlichen stül. Die statt327
hailiget den menschen nit, sonder der mensch die statt. Es ist nitt ain yeder Priester
hailig, sonder ain yeder hailig ain Priester etc.«
Frid: Nun, deren sprüch hetten wir gnüg, wenn Got allain gnad gebe, das unsere
3; oberen dieselbigen recht fassen und bedencken wolten. Und ob328 wir deren sprüch
gleich kaine hetten, solte nit gnüg sein, das es bede im volck Israel und bey uns
Christen, nachdem nun die Kaiser sich Christo, unserem Herren, begeben haben, also
322. Anspielung auf 1 Petr 2,25.
323. Decr. Grat., D. XL. c. 1.
324. Der Priester frejhait undgewalt geht die nichts an, die nit ware hailige priester seind. [Marg.].
325. Decr. Grat., D. XL. c. 2.
326. Decr. Grat., D. XL. c. 12. (non cathedra facit sacerdotem, sed sacerdos cathedram ...).
327. Platz, Amt.
328. Auch wenn.
 
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