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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0104
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IOO

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

zur hellen furen? Ach, lieber Gott, von früchten sollen wir die leüt erkennen317 und,
sovil uns ymmer moglich, die erwoleten Gottes von der stymm der frembden zü der
stymm ires hyrtens Christi, unsers Herren, füren318. Sinnp: Der Herr wolle selb helffen.
Frid: Lieber Sinnprecht, Priester, Bischoff, Bapst, Leerer und sollich namen Gaistli-
ches stands seind nitt namen ainer freyhait, sonder seind namen der ämpter, wie dise 5
namen Bauman, Hirt, Artzet, Leermaister und dergleichen. Wa man nun hat die zü
solchen ämpteren geschickt und trew seind, wer dann zü bawen hat, fraget gern umb
raht bey den bawleüten, wem mangel an seinem vich begegnet, den hyrten, der krank-
ken hatt den artzet, der kinder zü leeren hat den leermaister. Yedoch sicht er, des der
baw, j [I 3 b] | das vich, der kranck, die kinder seind, ymmer selb auch mitt zü, ob 10
solche das rathen, das irem ampt gemäß ist oder nit. Dann es auch denen fehlen kan, die
in solchen ämptern schon etwan besonders geschickt und getrew seind. Derhalb, wa
ainer seinen baw, vich, krancken, kinder denen vertrawen wolte, die allain diser ämpter
namen trügen und die besoldung davon einnemen, wüsten aber und hetten auch kainen
willen, in solchen ämpteren yeman zü nutzen, ja thäten allain schaden, lieber, wer 15
wurde nit sagen, das der nit bey im selb wäre319, der seine baw, vich, krancken, kinder
solchen lewten ergebe? Also nun die Gaistlichen, Priester und Bischoff sollen des
Herren bawleüt sein, die im auß den leüten ain hailigen tempel zürichten, sollen sein die
herd Christi vor den Wölfen, das ist, dem Teüfel und seinen dieneren und allem unge-
mach bewaren und bey der wayd Gottlicher leer trewlich behalten, bey den gleubigen 20
allen geprechen des recht Christlichen lebens mitt trost, warnung und straff haylen. Sy
sollen die rechten schül- und zuchtmaister sein der kinder Gottes, die sy weyß, klüg
und züchtig machen zum ewigen leben.
Wa wir nun solliche gaystliche bawleüt, hyrten, ärtzet und leerer hetten, die anders
nichts kündten, dann disen hailigen dienst mit gesunder lere und leben wol verrichten 2;
und wären mit so gewaltigem gaist begabet, das sy der warhait und rechten besserung
nymmer verfehlen möchten, da wäre ja billich, das man solchen alle der Kirchen- und
glaubens hendel vertrawete und zü richten haimstellete. Weil aber auch die allerbewär-
tisten und hailigsten in disen ämpteren noch fehlen künden, wie es am Mose, Aaron,
Petro und anderen hailigen Propheten, Apostolen und leereren allweg beschinen320 ist 30
und noch täglich bescheinet, soe hat es Gott gefallen, wiewol der Prophet und Priester
in dem, so sy das wort Gottes fürtragen, über allen gewalt sein und inen yederman
gehorsamen solle, das sy dannocht für ire personen auch under den gemainen Richte-
ren und Künigen seyen, auf das, wenn sy wider ir ampt, ire aigen wort anstatt Göttlichs
worts, das von wegen menschlicher blödigkait und aufsatzes321 des Sathans gar leicht 3;
geschicht, daf | [14 a] j noch wären, die solchem ergsten übel begegneten.
Hart: Solle es nun also gehalten werden, wenn man schon gantz frumme und bewä-
e) sa. — f) das (gibt keinen Sinn).
317. Vgl. Mt 7,20.
318. Vgl. Jo 10,4.5.
319. Daß der nicht bei Sinnen wäre, ...
320. Klar geworden, erwiesen, gezeigt ist. Vgl. Lexer 2, Sp. 687.
321. Böse Absicht, Feindschaft.
 
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