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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0124
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I 20

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

Zauberer blind machete 464 ? Sinnp: Das gienge aber mit worten zu. Frid: Ich hore wol,
wenn man mit worten todtet, blind machet und sunst plaget, so ists lindigkait, wenn
mans aber mit ordenlichem mittel des schwerdts thut, so ists unlindigkait? Was solle an
mittlen gelegen sein? Oder kan der linde gayst Christi das mittel des schwerts nit
gebrauchen? Zwar 465 wa der gayst Christi nit auch das schwert brauchen kan, so mogen 5
die obren nit Christen sein. Dann der ain Christ ist, der soll alles auß dem gayst Christi
thun und was er nit auß dem gayst Christi thun kan, solle er lassen, Dann es sünd und
unrecht ist. Lieber Sinnprecht, wenn du durch mittel der artzney gesund gemacht
würst, erkennest du nicht, das dich dennocht allain Gott gesund gemacht habe? Sinnp:
Warumb nitt? Frid: Nun wirdt doch da das mittel der artzney geprauchet. Sinnp: Der 10
gaist aber Christi, meines ainigen artzets und haylands, würcket die gesundthait. Frid:
Also, Wann die obren durch mittel des schwerts das arg nach Gottes befelch und
ordnung straffen, würcket da der gaist Christi nit weniger dann durchs wort Petri, da
er Ananiam und Saphyram todtete? Dann wie der Herr unser ainiger mittler ist, durch
den wir von Got alles güts empfahen, also müssen wir bekennen, das überal kain güt 15
werck ist, das er nit allain thü und würcke in allem.
Sinnp: Noch 466 hat Got im newen Testament nit solche wun- | N ia | derbare
plagen wider die verachtung seiner gebott geübet, wie er die am volck Israel allain in
der wüste geübet hat. Frid: Gott hat auch solche wundergüthaten, wie er die dem Israel
in der wüsten bewysen, hernacher weder an disem volck noch anderen gewircket. 20
Israel solte dazümal und auch hernacher ain mustervolck und exempel sein aller welt,
1. Cor. io[6], An im zü lernen, wie Gott halten will bede, die in vor augen haben und
die in verachten. Sunst zwar haben die genandten Juden und Christen, die Christum
verachten, ire so schware und schwarere straffen und plagen von Got eingenommen,
nach der erhohung Christi, unsers Herren, als vor ye. Es ist ye die letste zerstorung der 25
Juden so grausam ergangen, das dergleichen jamer und morde vor nye gewesen und
nymmer wirt. So haben die Juden nye so vil erlitten von Egyptiern, Syriern, Assyriern,
Caldeern und anderen, die Christen haben dise plagen als erschrocklich erlitten von
Persiern, Wandlen 467 , Gotthen, Francken, Thürcken und anderen volckeren. Die
Juden waren sibentzig Jar im Babilonischen ellend; so ists nun bey den neünhundert 30
jaren, das die zerstorung der Christlichen Kirchen durch den Mahomet angefangen
und seyther so jamerlich ymmer gewachsen ist, nit allain in Palestina, welches land die
Juden eingewohnet haben, sonder durch gantz Syrien, Asiam und Kriechenland,
Egypten und Aphricam, welche land alle des hailigen Evangelii mitt unerhoreten
landtszerstorungen beraubet worden seind. So hatt es auch zwar an Pestilentzen und 35
theürungen nye gemanglet. Ware doch im anfang des Evangelii so ain schwäre theü-
rung under dem Kaiser Claudio, das man in allen lenderen samlen müßte, die hailigen
in Judea zü erhalten 468 . Was begegnet dann den Corintheren, die gleich zun zeyten

464. Vgl. Apg 13,8—11.
465. Wahrlich. Für das Folgende vgl. Apg 5,1-11 u. 1 Tim 2,5.
466. Dennoch, doch.
467. Vandalen.
468. Vgl. Apg 11,28.
 
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