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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0138
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

im, >Von aller welt glauben<548. Frid: Ach Got, was solle er da seltzams dings einfuren.
Lieber, lise solche bucher allweg mit gutem auffmercken, bass nit leicht, auff ain yedes
schreiben549. Sinnp: Nun, was seind seine fürnäme fehl? Frid: Das er vom wort Gottes,
das eüsserlich außgespendet wirt, von Sacramenten und allen Kirchenbreüchen allzu
verächtlich redt und sich in seinen schrifften und sunst allerding beweyset als der zu ;
diser zeyt auch kaine oder gar wenige Kirchen Christi zu finden wisse, mit deren er im
Flerren gemainschaft hette, Und dringet darauf besonders fleysses, das sich die Christ-
lichen obren der Religion nichts annemen sollen, gibt inen deß die Haiden zum
exempel für, denen sy billich nachfolgen sollen und mit namen den Gallionen, den
pfleger zü Co- j [P 2 b] j rintho, von dem wir leesen Act. 18 [12] und Pilatum. Davon 10
liß in dem ort der Chronick, da er will bericht geben, wer ain Ketzer seye und wie man
die Ketzer straffen solle550.
Sinnp: Nun lasse sein, er habe in dem und anderem geirret. Was sagstu aber darzü,
das er die vätter anzeücht, die, als er fürgibt, leeren sollen, das man an die Ketzer kainen
gewalt legen solle? 551Hart: Was sagstu darzü, das er hat dürffen am rand des büchs 1;
schreiben, fo. ccccliiii: »Augustinus will, das Christen auch nit Dieb und Morder sollen
richten noch todten552.« Sinnp: Das mochte villeicht der trucker hinzüthon haben.
Hart: Nayn. Er ist bey dem truck allzeyt selb gewesen und hat das büch selb Corrigiert.
Sinnp: Die mainung ist nichts werdt.
Frid: Nun, derlay findest du nit wenig in dises Francken bücher, Gott gebe es im zü 20
erkennen. In disem handel, da er understeht zü bewären553, das man falsche lere und
Gottesdienst nit straffen solle, Darff er dasjhenige, so die Ketzer, die Donatisten, dem
hailigen Augustino entgegenwerffen, dargeben, als werens die wort des hailigen
Augustini554. 555Die Donatisten sagten, die ware Kirch verfolget nyeman, sonder leidet
verfolgung Und wolten damitt eben das anzaigen, das der Franck zü bestreiten bege- 2;
ret, Nämlich, das die Kirch, Bischof und Kaiser nit Christlich füren, das sy sträflich
gegen inen, den Donatisten, handleten. Diß nun, das der Kirchen Christi nit züstehn
solte, yeman zü verfolgen und zü straffen, will der hailig Augustinus widerlegen und
haißt den Apostel fragen, was Kirchen Sara und Agar556 bedeüten, und auß dem will er
anzaigen, das etwan die ware Kirch verfolget und die falsche leydet verfolgung, wie 30
dann Sara die Agar verfolget habe. Zaiget dann an in disen und anderen orten der
schrifft, das darauf zü sehen seye, warumb yeman verfolge oder verfolgung leyde, dann

548. Es handelt sich entweder um Francks kleine Schrift: Zweintzig Glauben / oder Secten /
alleyn des einigen Christen Glaubens / On alle orden / Secten vnd sundere glauben, Fünffzehn
beiglauben vnd Ketzereien der Juden. Frankfurt (Main) 1532 (vgl. Th. Sippell, ThStKr 95.
1923/4. S. 147—150) oder um sein „Weltbuch“ (1534). Vgl. K. Kac^eroivskj, a.a.O., Nr. A 64,
S. 61 und Nr. A 74—77, S. 69 — 71.
549. Satz: Lies solche Bücher aufmerksam auf jeden Text, besser nicht flüchtig.
550. In der Ulmer Ausgabe von 1536 S. 201b (Nachdruck Darmstadt 1969).
551. Ain falsch des Francken wider den hailigen August[inum], [Marg.].
552. Vgl. Ep. 185,11; CSEL 57, S. 9h Vgl. Ulmer Ausgabe, 8.203a.
553. Nachzuweisen.
554. Vgl. M. de Kroon, a.a.O., S. 90 h
555. Ain ander falsch wider den Augustinum. [Marg.].
556. Vgl. Gal 4,21 ff.
 
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