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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0139
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DIALOGI

135

nicht yede verfolgung martrer mache. So feret diser Franck zu und schreibt, es stande
lautter in S. Augustins worten, wann ain gemaine die ware Kirch seye, so seye es die,
die verfolgung leyde, nicht die verfolget. Diß schreibt Franck am 460. blat seiner
Chronick557. Dagegen halte du das 8. Capit. des buchs Augustini an Bonifacium558;
; | P 3 a | daselbet ist der spruch, den Franck verkeret. Hart: Fridlieb, wiltu des Francken
bucher also verwerffen und iren fehl anzaigen, würstu bey vilen leüten klainen
danck verdienen, die werden dich auch darfür halten, als wollest du, die dir nit
gehellen559, verfolgen und niendert dulden. Frid: Müssen wir aber nit alles, das uns
ymmer lieb sein mag, unser aigen leben umb der warhait Christi willen verleügnen?
10 Franck widerficht die Christliche warhait, schentzlet560 hailige Gotsforchtige leerer
und Kaiser und ist im auch bey disen zeyten nichts recht, wie sein lied lauttet, in dem
er singet, er moge weder des noch jhenes sein, thüt das in offentlichen getruckten
bücheren. Darff nun er also offentlich ergeren, gebüret warlich allen Christen, das sy
die leüt vor im getreülich warnen. Will er aber der unwarhait abstehn und die gegeben
15 ergernuß wider hinnemen, solle man im alle milte und freüntschaft beweysen. Des bin
ich im auch genaigt, und wer ain Christlich, güt gemüt hat, wirt sollichs weder mir
noch anderen verargen. Es ist layder die sach dises Francken halb erger dann ichs hie
anzaige.
Sinnp: Wir wollen den man Gott befelhen. Sag du, Fridlieb, wie der alten vatter
20 haltung gewesen sey von dem, das die obren sollen falsche leer und Gotesdienst straf-
fen. Frid: Lise das anzogen büch Augustini an Bonifacium und das er wider die ander
Epistel Gaudentii561 geschriben hat. Dergleichen findest du auch fast in allen seinen
büchern, die er wider die Manicheer und Donatisten geschriben hatt. Da würstu wol
sehen, wie es diser hailiger Leerer als bey allen Christen ongezweyflet dargibt und auch
25 auß der hailigen schrifft überflüssig bewäret, das die Christlichen Kaiser und obren
inen die Religion zum hochsten sollen lassen angelegen sein und, waß dawider einreis-
set, zum scherpfesten straffen. Im 13. cap. des mergemelten büchs zum Bonifacio
schreibt der hailig man Gottes dise wort:562
563»Nachdem angefangen hat erfüllet zü werden, das im Psalmen564 geschriben steht:
30 Es werden in alle Künig der erden anbetten, und alle volcker werden im dienen, wer dorfte zun
Künigen sagen, der anderst bey im selb ware: fraget dem nicht nach, von wem in
ewerem reich die Kirch ewers Herren geschützet | [P 3 b] | oder widerfochten werde.
Es solle euch nitt angehn, wer in ewerem reich der waren Religion gelebe oder der

557. In der Ulmer Ausgabe S. 209b. B. zitiert korrekt. An der gleichen Stelle lautet auch die
Marginalie: Die kirch verfolgt niemant, sunder wirt verfolgt.
5 5 8. Nach der Zählung von Wolfgang Musculus; vgl. »Vom Ampt der oberkait«, Bl. C 1. Ep.
185,11; CSEL 57, S. 9, Z. 22h »si ecclesia vera ipsa est, quae persecutionem patitur, non quae
facit ...«.
5 5 9. Zustimmen.
560. Verspottet.
561. Vgl. Lib. 2 contra Gaudentium, ep. 2; CSEL 53, S. 201—274.
562. Nach der Zählung von Wolfgang Musculus; vgl. »Vom Ampt der oberkait«, Bl. D 2a.
Ep. 185,20; CSEL 57, S. 18, Z. 18 — S. 19, Z. 2.
563. Die wort Augustini. [Marg.].
564. Vgl. Ps 72,11.
 
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