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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0140
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

falschen. So man doch nit darf zü inen sagen: es gange euch nit an, Wer in ewerem reich
wolle züchtig oder unzüchtig sein.« Diß seind die wort Augustim, in denen du sichst,
das er dise mainung, das die obren sich der religion nit sollen annemen, also gar
unchristlich und auch unvernünfftig achtet, das sy kainer loben künde, der bey rechter
vernunfft seye. 5
565 Sinnp: Wie aber mitt dem spruch Hilarii 566 , den der Franck einfüret, in dem der
hailig Hilarius den Bischoffen das exempel der Apostolen fürwürffet, die das Evangelii
nit allain on fürschub 567 der weltobren, sonder in aller verfolgung von den gewaltigen
in die welt bracht haben. Verdammet hiemit ir fürnemen, das sy understünden, die leüt
durchs Kaisers gewalt zü irem glauben zu zwingen? Frid: Das diser hailig man des orts 10
verdammet, sollen alle Christen verdammen, Namlich durch gewalt zü gottlosen
irrthumben noten, wie dise Arrianischen Bischof thaten, wider die der hailig Hilarius
allhie schreibet.
Sinnp: Er redt aber in gemain da wider, das man bey den menschen gotlichem thün
hiiff und der Kirchen schutz wolle süchen und die leüt zum glauben noten. Frid: Recht, i 5
Dann das anders nichts ist dann Got verleügnen, wa man nit in allen dingen allen
schutz und hilff bey Got allain süchet. Ich schweige, das yemand wolte Gottlichem
thün durch menschlichen arm helffen. Und so Gott den glauben allain gibt, ware das
auch Gott m sein reich gegriffen, wa man yemand zwingen wolte zum glauben, wenn
es gleich die warhait ware. Dabey ist aber das auch recht und von Got gebotten, das die 20
obren ir ampt thüen, alles gütes zü fürderen und vor allem die Religion. Ist auch recht,
das sy hiezü alle Christen ermanen. Es mage sich auch tres ampts gebrauchen, doch im
namen und vertrawen zü Got, wer das ymmer bedürffen mag, wenns gleich ain Apostel
ware. Dann auch der hailig Paulus sich nicht gescheühet hatt, den dienst Romischer
oberkait, damit er sich vor der Juden wüten bey Gottes befelch erhielte, anzurüffen 25
und zü gebrauchen 567a . Es haißt da nit, Gottes arm verlassen und zum flaischlichen
| [P 4 a] j geflohen, wenn man im rechten vertrawen zü Got Gottes befelch bey der
oberkait begeret. So hilfft auch die oberkait nicht Gotlichem thün, sonder dienet im,
wann sy ir ampt an der Religion verrichtet. Also ist auch das nit zum glauben genottet,
wenn die obren falsche leer abstellen und die gesunden anrichten und darwider zü 30
handlen niemand gestatten. Der glaub ist des hertzens, der wirt allweg wol von aller
welt ungemaistert bleyben.
Sinnp: Wie ists dann mit dem unkraut 568 , das man nicht außrauffen solle, welches
auch auf die abfelligen vom rechten Gottesdienst von hailigen vatteren gedeüttet wirt,
darauß abermal der Franck seine mainung verhoffet zü bestatigen? Frid: Die hailigen 35
vätter reden recht hievon, Franck zeücht sy aber wider ire mainung an. Nitt allain die
irrigen in der Religion, sonder auch andre falsche Christen verstehn sy durchs un-

565- Der spruch Hilarii. [Marg.].
566. Liber contra Arianos vel Auxentium 3; MSL 10, Sp. 610f.
567• Hilfe, Förderung; Lexer 3, Sp. 608 (s. v. vürschup).
567a. Vgl. Apg 25,11.
568. Mt 13,24—43. Die Auslegung Sebastian Francks fmdet sich m der Schrift Ehems; vgl.
W. Hans, Gutachten und Streitschriften, S. 40.
 
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