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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0167
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DIALOGI

163

unserer gemainschafft in der warhait das nit abhielte, das sy die sach nit verstehn
künden oder das sy besorgeten, sy thäten vor Got unrecht, sonder vilmehr das sy
besorgen, es bringe inen bey der welt nachtail. Auch thut vilen weh, das sy nitt wollen
gesehen sein als die geirret haben. Das menschenhertz ist unerforschlich736 in seinen
tücken. Lieber mein Sinnprecht, wie ich vorgesagt habe: Der handel Gottes ist nun
mehr so hell am tag, die mißbreüch der Bäpstler seind so grob und erschrocklichen, So
vermag rechte gehorsame zur oberkait und liebe zur gemain sovil, das ich warlich
sorge, es habe ain grossen fehl an der rechten gottsäligkait und frümbkait bey allen
denen, die an den orten, da das hailig Evangely schrifftlich gepredigt und demselbigen
nach die Cerimonien gehalten werden, wohnen, ehrlich und wol gehalten werden und
sich doch nit gar in die gemainschaft unsers Herren Jesu mit iren oberen, burgeren,
brüderen und mitglideren in Christo begeben wollen.
737Doch sovil bey ainem yeden erbarkait, trew, glaub, liebe des vaterlands und
andere tugenden gefunden werden, sovii ehrlicher und baß solle ain yeder gehalten
werden. Dann Got selb solche ehrlich haltet, weyl er sy mit disen fürtreflichen tugen-
den zieret. Noch wa man sich Christo, unserem Herren, nit gar ergibt, fehlet es am
hochsten. Und wa Christus das hertz nit gar in- j V 2 a | hat, da regieret der, der da
wircket in den ungleübigen. Der kan dann nichts, dann allen unrhat den menschen
anrichten, wenn im Gott nit weeret. In Christo ist allain alle weyßhait und alles hayl;
glauben wir das, so werden wir allweg lügen738, wa sein gayst die oberhand hat und nit
zweyfelen, da seye, was ainfalt und nachgiltigkait vor der welt ymmer wolle, werde
dannocht alles wol und glücklich verrichtet werden. Dann der gaist Christi füret in alle
warhait739. Allain sehe man wol auff die frücht dises gaists, das der scheyn an nieman
triege.
740Sinnp: Wolan, so ist in diser sachen dein glaub, weyl unser gantzes leben zü haili-
gung des namens unsers Herren Jesu und zü mehrung seines reichs in allen dingen
dienen solle, das sovil moglich in den Christlichen policeyen, die zur regierung und
anlaytung desselbigen gesetzet und gebrauchet werden sollen, die unseren Herren
Jesum auch recht erkennen, vor augen haben, sich des auch in allem thün vernemen
lassen. 741Frid: Recht, sovil moglich. Ist aber den Christen nach gemainer ordnung das
moglich, darzü sy auß Gottes gnädiger schickung on zerstorung der gemainen berüf-
fung kommen mogen.
Sinnp: Das auch in diser spaltung der Religion die recht gotsäligen und verstendigen
leicht erkennen mogen, was schwärer mißbreüch in leere, leben und allen Kirchen-
übungen bey gemainer pfaffhait überhand genommen haben und sich deßhalb allweg
gantz getrewlich und bekenntlich zü denen halten werden, die nach dem unfehlenden
wort Gottes alles begeren zü besseren. Darumb es on zweyfel an der Gotsäligkait

736. Vgl. Spr Sal 25,3.
737. Nacb dem bey ainemyeden treü undglaub gefunden wirt, nach dem soll er gehalten werden. [Marg.].
738. Sehen.
739- VgL J° i6>D-
740. Epilogus dises gesprachs. [Marg.].
741. Was nach gemayner ordenung den Christen moglich sey. [Marg.].
 
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