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Kurtze schrifftliche erklärung
für die kinder und angohnden ...
Durch die Prediger und diener der
gemein zu Straßburg
5 (D34)
[Vorrede]
| [A 1 b] | GNad, barmhertzigkeit und frid von Gott, unserem vatter, und unserem
herren Jesu Christo wünschen wir, die diener am heyligen Evangelio der gemeyn
Christi alhie zu Straßburg, allen glidern diser gemeyn, die Christum, unsern herren,
10 mit warem glauben iren heyland bekennen. Es seind, lieben brüder, nun bey drey zehen
jaren, das der almechtig, unser himlischer vatter, verluhen hat, das ir von uns das heylig
Evangeli unsers herren Jesu Christi etwas reiner und liechter dann zuvor hören. Im
xxi.jar hab ichs, Mattheus Zelle, im Münster angefangen. Dann zuvor ware sollichs
allein zun Carmeliteren, demnach und aber etwas dapfferer zun Augustineren fürge-
15 nommen, welches auch die genanten geystlichen als bald wider abgestellet hatten1. Im
xxiii.jar seind wir, Capito, Hedio, Bucerus, Antonius Firn, Symphorianus, Theobal-
dus, Johannes Latomus war auch einer, den der herr zu seiner rug2 berüffen hat, zum
teyl herkommen, zum teyl, als wir vor hie waren, uns zum predigampt, in dem wir zu
vor nit waren, begeben und berüffen lassen3. Demnach hat uns der herr die anderen
20 unsere mitgehilffen auch geben4. Mit disen haben wir bißhar einhellig geleret, daz uns
verzeyhung der sünden und alles heyl allein durch unseren herren Jesum Christum
zustaht, welches er uns in | A 2 a | seinem heyligen Evangelio und Sacramenten anbeu-
tet und dargibt und wirs, durch seinen heyligen geyst erleüchtet und getriben, im
glauben annemmen. Welcher glaube durch die liebe zu allen güten wercken thätig und
25 würckend ist5 bey jedem nach seinem beruff, das wir alle durch ein ander wie glider
eins leibs dienen zu gemeyner uffbawung des leibs Christi6, auch allen anderen zu nutz7
und niemant zu nachteyl leben. Wider dise lere, die doch die eynige lere Christi und das
ungezweiflet Evangeli ist, des eüch, lieben brüder, ewer eygen hertz zeügnus gibt, hat

1. Vgl. Adam, S. 3ff.; M. Lienhard und J. Rott: Die Anfänge der evangelischen Predigt in
Straßburg und ihr erstes Manifest: der Aufruf des Karmeliterlesemeisters Tilmann von Lynn
(Anfang 1522). In: Bucer und seine Zeit. Hrsg. von M. de Kroon und F. Krüger. Wiesbaden 1976.
S. 54-73.
2. Ruhe.
3. Siehe den Überblick über die Straßburger Evangelische Bewegung bei E.-W. Kohls: Die
Schule bei Martin Bucer in ihrem Verhältnis zu Kirche und Obrigkeit. Heidelberg 1963, beson-
ders S. 43ff.
4. Vgl. die zahlreichen Hinweise auf die Straßburger Mitreformatoren und die Mithelfer B.s
und Capitos in dem Aufsatz von O. Matthes: 10 Briefe aus den Jahren 1523—1590 aus dem Besitz
Johann Valentin Andreäs. In: Blätter für Württembergische Kirchengeschichte. 60/61.
1960/1961. S. 19—176.
5. Vgl. Gal 5,6.
6. Vgl. Eph 4,11 f.
7. Vgl. I Kor 12,7. Hier klingt das Motiv aus B.s Erstlingsschrift »Das ym selbs« an. Vgl. z. B.
BDS 1, S. 46, Z. 2—5.
 
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