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SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 539
Das geset^j das
Theodosius %ür büß
hat lassen außgohn.
außgeschlossen b, biß er umb den grausamen mordt und so schwere
ergernuß gepürende büß thette. Solches band hat der Keiser acht monat
mit Christlicher demüt geduldet; Und als er erstlich durch seinen Hof-
meister Rufinum, darnach auch durch sein selb person zugegen den
h. Ambrosium umb die begnädigung und versünung der Kirchen in 5
höchster demüt mit weinen gepetten, hat im doch der h. Ambrosius
diß band eher nit uffgelöset, dann der Keiser in der Kirchen sich öffent-
lich under die büssenden begeben, zür erden uff sein angesicht gefallen,
da seine sünd vor der Gemeinde Christi öffentlich bekennet und bewei-
net; Auch zür büß, die im der h. Ambrosius uffgesetzet, ein gesatz in 10
allem reich außgehn zü lassen, bewilliget 238, wie ers auch alsbald hat
lassen außgehn; Dadurch seine rewe und büß auch im gantzen reich
erkennet und alle diejenigen, so an seiner gehe 239 in straff der uffrür zü
Thessalonica billich verletzet waren, an solicher büß wider ergetzet
würden und alle verergreten gebesseret; Nachdem sye in diesem gesetz 15
hell sahen, das dem Keyser soliche sein zü schnelle und ernste straff
hertz- [55 (P 3) b] lichleydt wäre und das er sich in der warheit zü der
besserung begeben hatte.
Dann in disem gesetz hat er aller onzeitigen schnelle und scherpffe
in der straff im selb und anderen fürsten rigel fürgeschoben und alle 20
soliche scherpffe zü milteren zeit verordnet 0; Und darumb hat er auch
diß gesatz nit allein in seinem namen lassen aussgohn, sonder vor-
gesetzet die namen Gratiani und Valentiniani des Jüngern, seiner mit-
genossen am Keyserthumb, welchen er auß irs vatters, des eiteren
Valentiniani, verordnen als fil als vormundt und doch auch mitgenoß 25
am Keyserthumb wäre.
Dises gesetzes inhalt d ist. Wenn die Keyser yeman scherpffer zü
straffen befelhen, dann ire gewonheit sye, in ansehen der mißhandlung,
so sollen dieselbigen beschuldigeten, deren straff befolhen würdt, nit
so bald gestraffet werden noch ir urteil entpfahen; Sonder das glück 30
und der fal ires standts solle dreissig tage uffgehalten werden. Doch
sollen die beschuldigeten dieweil in banden und in der hüt sein und mit
fleissigen hietern verwaret werden.
b) adeoque ab Ecclesia Christi excommunicavit. — c) Etenim in edicto omni
immaturae celeritati et acrimoniae pessulum obdidit, omnemque talem acrimoniam
mitigandi tempus constituit. — d) summa.
B. lehnt sich in seiner Darstellung offensichtlich an Theodoret: Hist. eccl. an, wie er
sie in der Hist. trip. IX,30 (CSEL 71, 54off.) vorfand. In Einzelheiten weicht er
allerdings von seiner Vorlage ab. So verlegt er die Buße und Absolution des Kaisers
in die Kirche.
238. Cod. Theod. IX,40 c. 13.
239. Schroffheit.
SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 539
Das geset^j das
Theodosius %ür büß
hat lassen außgohn.
außgeschlossen b, biß er umb den grausamen mordt und so schwere
ergernuß gepürende büß thette. Solches band hat der Keiser acht monat
mit Christlicher demüt geduldet; Und als er erstlich durch seinen Hof-
meister Rufinum, darnach auch durch sein selb person zugegen den
h. Ambrosium umb die begnädigung und versünung der Kirchen in 5
höchster demüt mit weinen gepetten, hat im doch der h. Ambrosius
diß band eher nit uffgelöset, dann der Keiser in der Kirchen sich öffent-
lich under die büssenden begeben, zür erden uff sein angesicht gefallen,
da seine sünd vor der Gemeinde Christi öffentlich bekennet und bewei-
net; Auch zür büß, die im der h. Ambrosius uffgesetzet, ein gesatz in 10
allem reich außgehn zü lassen, bewilliget 238, wie ers auch alsbald hat
lassen außgehn; Dadurch seine rewe und büß auch im gantzen reich
erkennet und alle diejenigen, so an seiner gehe 239 in straff der uffrür zü
Thessalonica billich verletzet waren, an solicher büß wider ergetzet
würden und alle verergreten gebesseret; Nachdem sye in diesem gesetz 15
hell sahen, das dem Keyser soliche sein zü schnelle und ernste straff
hertz- [55 (P 3) b] lichleydt wäre und das er sich in der warheit zü der
besserung begeben hatte.
Dann in disem gesetz hat er aller onzeitigen schnelle und scherpffe
in der straff im selb und anderen fürsten rigel fürgeschoben und alle 20
soliche scherpffe zü milteren zeit verordnet 0; Und darumb hat er auch
diß gesatz nit allein in seinem namen lassen aussgohn, sonder vor-
gesetzet die namen Gratiani und Valentiniani des Jüngern, seiner mit-
genossen am Keyserthumb, welchen er auß irs vatters, des eiteren
Valentiniani, verordnen als fil als vormundt und doch auch mitgenoß 25
am Keyserthumb wäre.
Dises gesetzes inhalt d ist. Wenn die Keyser yeman scherpffer zü
straffen befelhen, dann ire gewonheit sye, in ansehen der mißhandlung,
so sollen dieselbigen beschuldigeten, deren straff befolhen würdt, nit
so bald gestraffet werden noch ir urteil entpfahen; Sonder das glück 30
und der fal ires standts solle dreissig tage uffgehalten werden. Doch
sollen die beschuldigeten dieweil in banden und in der hüt sein und mit
fleissigen hietern verwaret werden.
b) adeoque ab Ecclesia Christi excommunicavit. — c) Etenim in edicto omni
immaturae celeritati et acrimoniae pessulum obdidit, omnemque talem acrimoniam
mitigandi tempus constituit. — d) summa.
B. lehnt sich in seiner Darstellung offensichtlich an Theodoret: Hist. eccl. an, wie er
sie in der Hist. trip. IX,30 (CSEL 71, 54off.) vorfand. In Einzelheiten weicht er
allerdings von seiner Vorlage ab. So verlegt er die Buße und Absolution des Kaisers
in die Kirche.
238. Cod. Theod. IX,40 c. 13.
239. Schroffheit.