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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0175
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VON DER WAREN SEELSORGE X 71

aber nun die erzelte straff und büß, deren, so in die gröberen sünd
gefallen sind, zum heil der schifflin diene, das haben sie auß dem
Gsatz und Propheten vorlengest gelernet und auch schon in ubung
gehabt. Sind auch hiezu durch den heiligen Geist, der die Kirche Christi
5 regieret, getriben worden.

Und zwar hat der h. Geist, das an denen, die in die gröberen Sünden
gefallen, besondere Züchtigung und straff, die man auch etwan ein güte
zeit ube, hoch nütze und besserlich, ja auch notwendig seie, nit allein
das volck Gottes geleret, newes und altes, sonder leret es auch alle
10 menschen durch das liecht der naturP 2V Der vatter züchtiget sein kind,
spricht im ein zeitlang nicht zü, treibets etwan gar auß, laßt es nit für
sein äugen kommen, wann es zü grob gesündet und in zü frevenlich
ubergeben ^ hat, biß es eben wol büsset, und die rewe der ubertrettung,
sampt dem willen und fürsatz, sich zu besseren, in allem seinem thun
15 und lassen gründtlich beweiset; Mit dem, das es sich besonders fleiß
entzeuhet, alles desjenigen, das dem vatter mißfellig sein mag, und sich
alles des befleisset, das dem vatter wolgefallet. Und wenn das kind schon
diß alles gethon und gleich ein güte zeit gebüsset hat, etwan lang sich
in fil armüt und eilend gelitten, noch nimmets der vatter nit wider uff
20 in seine [61 (R i) a] vorige lieb und gunst, es muß in vor darumb in aller
demut bitten, offt auch andere an in schicken und bitten lassen und sich
dann auch ernstlich versprechen und verpflichten, wozü der Vatter wille.

Also halten auch fromme herren ire diener, die sich zü grob uber-
sehen. Und in allen rechtgeordneten Gemeinden müssen dermassen
25 büssen, genügthün und ire besserung bezeugen, alle, die etwas schweres
mißhandlet haben. Und würdt nieman gleich vergeben, wann er schon
von der ubertrettung abstoht und spricht, es sei im leidt; Dann mit
solcher straff, Züchtigung und büß gewinnen die leut ein rechte schewe,
onrecht zü thün r, und würdt irem fleisch der mütwill etwas gelegt, auch
30 die anderen von Sünden abgeschrecket.

Dieweil dann Got soliche Züchtigung, straff und büß zü nütz und
besserung den leuten verordnet hat und auch geprauchet durch alle
fromme vetter, zuchtmeyster und obren s Und in seiner Gemein die
beste Zucht und regierung sein solle, die leut von allem argen zü allem
35 güten zü ziehen, zü treiben und anzühalten, so hat er solche Züchtigung,
straff und büß auch seinem volck Israel gepotten und im die auch im
büchstaben fürgeschriben; Seinem newen volck aber durch die lieben

p) sed idem docet homines universos per lumen naturae. — q) quum is peccavit
gravius, ipsumque contempsit audacius. — r) gignitur in hominibus vera vitiorum
fuga. — s) per omnes probos patres, praeceptores et magistratus.

257. Zum »lumen naturale« bei B. vgl. Römer-Komm. (Bibi. Nr. 55) f° 28—39
und Lang, S. 335 f.

Büß der gröberen sünden
übet Gott in allen
rechtgeschaffen menschen.

Wasfft die strenge der büß
nüt%e.
 
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