SCHRIFTEN DER JAHRE 15 3 8-1 539
Die schweristen fei.
Wie die büß messigen 273.
176
Kirchen wol und recht geordnet, werden sie zu solchen Schäden und
wunden des innerlichen menschens, wa sie die an den schaffen Christi
erfaren, nimmermer stilschweigen und sie on büß lassen hingehn, sonder
wa die linde solche leut zur büß nit beweget, werden sie wie der h. Pau-
lus nit mehr scho- [64 (R 4) b] nen, sonder die macht Christi erzeigen 5
und scherffe brauchen, die demütigung und casteiung des frevelen 270
fleischs ufflegen und etwas scheinbarer 271 beweisung 0 der rewe und für-
genomer besserung erforderen. Dann sind solche hirten und Seel-
sorger wäre diener Christi in der seelsorg und dem hirtendienst und
werden von den Kirchen dafür erkennet; Wie solte dann der Geist 10
Christi solches in inen nit so wol würcken und üben, als er das im
heilig Paulo gewürcket und geübet und es auch seinem alten gröberen
volck geordnet und gepotten hat ? wie hievor anzeiget ist.
Nun sind aber noch schwerere und verderblichere Schäden, Als wol-
bedachte verleügnung des glaubens, annemung falsches gotsdiensts, be- 15
dachte frevele gotslesterung d, wissentliche verfürung durch falsche leer,
mordt, ehbruch, falsche gericht, falsche zeügnüß und dergleichen.
Dise Schäden erforderen noch ein grösseren ernst und eifer in der
straff und büß; Darumb klagt der h. Paulus, das die Corinther nit alle
für den fal des Corinthers, der sein stieffmüter onordenlich bey sich hat 20
(welcher fal von disen geferlichsten Schäden einer wäre), leydt getragen
und gebüsset hatten. Und schreibt, er sorge, das Gott in, wenn er zu
inen komme, zü solicher büß demütigen werde, für die vor gesündiget
hatten und noch nit büß gethon, für die onreynigkeit und hürey und
onzucht, die sie getriben hatten. Welche sie auch gantz grob und freve- 25
lieh getriben hatten.
Also ein ernste büß erfordert da die wäre seelsorge, das es der liebe
Apostel darfür hielte, Got wölte, [65 (S 1) a] das auch er für und mit
denen, die also schwerlich gesündiget und das bißher so gering geachtet
und on büß hingelassen hatten, büssen solte. Und doher ists körnen, 3°
das man in den Kirchen, solang die in rechter regierung gestanden,
alle, die in so gar schwere sünde gefallen und sich aber haben davon
wider wenden lassen, gar mit langer und strenger büß gezüchtiget
hat 272.
In dem aber, wie lange und strenge man die leut büssen solle, es 35
seyen die, so in die schwerere und verderblichere, oder die, so in die
allerschwereste und Verderblicheste Schäden, gefallen sind, ist die büß
c) significationem evidentiorem. — d) meditata et audax blasphemia.
270. Frevelhaft.
271. Sichtbar, deutlich.
272. Vgl. B. Poschmann, a.a.O. S. iff.
273. Bemessen.
Die schweristen fei.
Wie die büß messigen 273.
176
Kirchen wol und recht geordnet, werden sie zu solchen Schäden und
wunden des innerlichen menschens, wa sie die an den schaffen Christi
erfaren, nimmermer stilschweigen und sie on büß lassen hingehn, sonder
wa die linde solche leut zur büß nit beweget, werden sie wie der h. Pau-
lus nit mehr scho- [64 (R 4) b] nen, sonder die macht Christi erzeigen 5
und scherffe brauchen, die demütigung und casteiung des frevelen 270
fleischs ufflegen und etwas scheinbarer 271 beweisung 0 der rewe und für-
genomer besserung erforderen. Dann sind solche hirten und Seel-
sorger wäre diener Christi in der seelsorg und dem hirtendienst und
werden von den Kirchen dafür erkennet; Wie solte dann der Geist 10
Christi solches in inen nit so wol würcken und üben, als er das im
heilig Paulo gewürcket und geübet und es auch seinem alten gröberen
volck geordnet und gepotten hat ? wie hievor anzeiget ist.
Nun sind aber noch schwerere und verderblichere Schäden, Als wol-
bedachte verleügnung des glaubens, annemung falsches gotsdiensts, be- 15
dachte frevele gotslesterung d, wissentliche verfürung durch falsche leer,
mordt, ehbruch, falsche gericht, falsche zeügnüß und dergleichen.
Dise Schäden erforderen noch ein grösseren ernst und eifer in der
straff und büß; Darumb klagt der h. Paulus, das die Corinther nit alle
für den fal des Corinthers, der sein stieffmüter onordenlich bey sich hat 20
(welcher fal von disen geferlichsten Schäden einer wäre), leydt getragen
und gebüsset hatten. Und schreibt, er sorge, das Gott in, wenn er zu
inen komme, zü solicher büß demütigen werde, für die vor gesündiget
hatten und noch nit büß gethon, für die onreynigkeit und hürey und
onzucht, die sie getriben hatten. Welche sie auch gantz grob und freve- 25
lieh getriben hatten.
Also ein ernste büß erfordert da die wäre seelsorge, das es der liebe
Apostel darfür hielte, Got wölte, [65 (S 1) a] das auch er für und mit
denen, die also schwerlich gesündiget und das bißher so gering geachtet
und on büß hingelassen hatten, büssen solte. Und doher ists körnen, 3°
das man in den Kirchen, solang die in rechter regierung gestanden,
alle, die in so gar schwere sünde gefallen und sich aber haben davon
wider wenden lassen, gar mit langer und strenger büß gezüchtiget
hat 272.
In dem aber, wie lange und strenge man die leut büssen solle, es 35
seyen die, so in die schwerere und verderblichere, oder die, so in die
allerschwereste und Verderblicheste Schäden, gefallen sind, ist die büß
c) significationem evidentiorem. — d) meditata et audax blasphemia.
270. Frevelhaft.
271. Sichtbar, deutlich.
272. Vgl. B. Poschmann, a.a.O. S. iff.
273. Bemessen.