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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0181
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VON DER WAREN SEELSORGE

I77

allweg dem nach zu messigen, das sye ein wäre und heilsame artzney
seye wider die sünd und nit erst die schaden erger mache.

Dann in dry weg mage soliche büß schaden; Der ein, wann durch
die scherffe der büß die leut dahin verursachet werdend das sie die Kirch
5 gar verlaßen und die Zucht aller ding hinwerffen, welche man durch
lindere büß zü rechter rewe und leydt irer Sünden und warer besserung
bringen mochte. Gegen solichen müß man ja etwas linder faren; Dann
je weger ein schwache büß und blöde besserung, dann keine f.

Wo aber leut weren, die in die gröberen Sünden fielen und wolten
io gar kein Zucht noch büß uffnemen, die werden auch gar kein rewe irer
Sünden haben, sonder verachten Christum und seine Kirchen dermassen,
das sie warlich keine getrewe Diener der Kirchen könden von der
Sünden band ledig sagen und zü der gemeinschafft Christi lassen. Der
Herr hat je befolhen, al- [65 (S 1) b] lein die rewenden und die seinem
15 wort glauben, von Sünden zü lösen. Und wölcher sein wort von der
Kirchen nit hören noch uffnemen wollen, zü halten wie Heyden und
die von der Kirchen abgefallen sind.

Der ander weg, da diß ufflegen der büß schaden mag, ist, Wenn sie
on rechten ernst und getrewes uffsehen uff das gewissen 6 ufferlegt wirdt;
20 Also, das die leut wol die eusseren Zucht uff sich nemen und üben,
bleiben aber on hertzliche rewe und besserung des lebens. Diser schad
hat in der Kirchen alsdann uberhandt genommen, da die liederlichen
Bischöff nicht meer uff die gewissen und war gleubige rewe, sonder
allein uff die eussere ubung und casteiung des leibs gesehen, Und nach
25 dem die ubertrettungen an inen selb groß oder gering gewesen, onbe-
dacht die gelegenheit der bussenden, die büß gemessiget haben.

Davon sie dann auch ire bußbücher gemachet 374, in denen sie für ein
jede sünd ire bestimpte büß geordnet haben. Als für einen mütwilligen
todschlag, meineyd, ehbruch, erstlich ein Caren 375, das ist, xl. tag anein-
30 ander mit wasser und brodt zü fasten, und dann siben jar lang drei tag
in der wochen, montag, mitwoch und freytag, mit fil anderem abbruch h
und büßubungen; Für geringere sünden, geringere zeit und maß zü
fasten und ander abstinentz zu thün. Soliches fasten haben sie dann
mit der zeit nachgelassen umb gepett, speysung der armen oder auch
35 gelt, das zü lösung der gefangnen oder den Dieneren Gottes, wie sie
derzeit die Münch geheissen haben, oder den armen oder auch uff den
heiligen altar gegeben warde. Daher ist ferner der Aplaß entstanden 376.

Den schwachen müß man
in der rewe mit linder büß
helffen.

Wie die zü halten sind,
die kein büß wollen
annemen.

Büßbücher.

Garen.

Ablaß.

e) ita exacerbantur. - f) Melior enim est certe poenitentia vel languida, emenda-
tioque imbecilla, quam omnino nulla. — g) sine vera severitate, fidelique obsecra-
tione conscientiae. — h) una cum plurium rerum abstinentia.

274. Poenitentiales libri, vgl. RE 3, 582!. 275. Caren von lat. quadraginta,

276. Vgl. W. Köhler: Dokumente zum Ablaßstreit. 2. Aufl. 1934. S. 15.
 
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