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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0186
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I 8 2

SCHRIFTEN DER JAHRE I 5 3 8-1 5 3 9

wider uffnemen [Num 12,14]. Der Herr hat ir on zweifei verzigen gehabt,
sobald sie über ir sünd in der warheit erseufftzet, noch wolte er, das sie
siben tag büssete s. Und wolte das freilich ir und dem gantzen volck zu
guten.

Also hatt der Herr den David und andere, [69 (T 1) a] von denen 5
wir hie oben meldung gethon, auch gehalten; Desgleichen haben die
Apostolen und die h. Vätter, ja, der h. Geist in inen, auch gehandlet
an denen, die gesündet haben. Es ist die büß nit ein genügthün für die
vergangnen sünd, sonder ein artznei wider die gegenwürtigen und
künfftigen; Dann sie die übrigen lüste und begirde der sünden auß- 10
Quid sa/isfactio 290. purgieren und reinigen solle und dadurch vor künfftigen ubertretten

bewaren. Derhalben die Alten das büssen und gnügthün also be-
schreiben. Gnügthün ist, die Ursachen der sünden außreuten und den
anreitzungen zun sünden den Zugang verschliessen.

Derhalben sollen wol die waren seelertzet alle, die gesündiget haben 15
und von sünden abstohn und der gnaden begeren, vor allem der Ver-
zeihung der sünden festigklich vertrösten, wann sie Christo warlich
glauben und sie also die sünde gerewen. Weil aber der Herr disen seel-
ertzeten befolhen, das sie auch in der Kirchen binden und lösen sollen,
binden zur büß, lösen vom band der büß, und sollen nemlich die rewen- 20
den lösen und die sich zur besserung begeben; Wie kondte inen da
gepüren mit wenigerem ernst uffzusehen, ob die, so sie lösen sollen, in
der warheit die sünden klagen und sich zü besseren begeben, dann ein
jeder frommer Amptman uffsehen müß, wenn er die von dem band der
Züchtigung löset, die er von seins leiplichen herren wegen damit ge- 25
bunden hat.

Wa eins herren underthon schwerlich wider den herren gesündigt
haben und damit das leben verwürcket, Und der herre laßt sich er-
bitten, das er inen uff züsag [69 (T 1) b] der besserung verzeihet, Wille
aber dabei auch, das sie ire rewe und besserung vor den anderen bürgeren 30
zü einem güten exempel mit etwas büß beweisen, damit auch andere
von solcher mißhandlung und ongehorsame abgeschrecket werden.
Wann nun ein solicher herr seinem Amptman befelch thüt: »Du solte
allen denen, denen ir ungehorsame leydt ist, und sich besseren wollen,
verzeihen und inen das leben schencken, Doch sie den anderen zürn 35
exempel etwas züchtigen. Uff das man auch sehe, das inen ir sünd und
mißhandlung recht leydt seien. «

Müste da nit diser Amptman, wenn er seinem herren recht gehor-

s) Dominus ei procul dubio ignoverat quum primum illa ad peccatum suum vere
et ex anima ingemisceret; tarnen volebat eam satisfacere diebus septem.

290. Quid satisfactio? Thomas: Summa Th. III supp. q. 12-15.
 
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