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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0189
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VON DER WAREN SEELSORGE

185

waren liebe aller heiligen befindet und mit dem Geist Christi gewaltiger
getriben würdt; Ja, anders mage es nit sein, wann ein solcher mit dem
verlornen Son zum haus seines himlischen vatters, das ist, zu der Kirchen
körnet, je gütiger im sich da der vatter erzeiget und das gantze haus, je
5 mit grösserem hertzen würt er auch da seine sünde beichten und sich
zu aller straffe und Zucht ergeben und sprechen: Vatter, ich hab ge sün-
diget, ich bin nit mehr wert, das ich dein Son heisse, mach mich %ü einem tag-
löner [Lc 15,18h]; Ein solcher begeret von hertzen auch die gemeinschafft
des leidens Christi an seinem fleisch zu befinden, er wille auch dem todt
10 Christi änlich werden, [71 (T 3) b] damit so die sünde in im getödtet,
er auch Christo unserem Herren entgegen kome in der ufferstendnis 296
von todten, werde also aller ding in Christo erfunden und habe nit
seine, sonder die gerechtigkeit Gottes, Philip, iii. [9—11].

Also sind die, so gesündiget und rewen ja zu trösten und zu der
15 gemeinschafft Christi anzureitzen, aber dermassen, das sie in Got ge-
tröstet und Christi unsers Herren warlich teilhafftig seien. Diss erfor-
deret aber nun, wie wirs doch auch in Christo unserem Herren sehen,
das die demütigung und traurigkeit für die sünd, die gantze begnadi-
gung von der Kirchen und volkomne gemeinschafft mit den heiligen
20 fürgangeH Ja, der wäre trost in Got und die gemeinschafft Christi,
deren die, so von schwerer Sünden uffstohn, teilhafftig sein mögen, gibt
und wurcket aus in selb demütigung und traurigkeit seine zeit; Wie
wir das sehen im David, im Petro, im Corinthier 297 und allen, die uns
zum exempel der rechten rewe fürgestellet sind; Auch in der gleichnüs
25 des verlornen Süns, der zuvor, ee im der vatter entgegen lieffe, an hals
fiele, köstlich bekleidet und im das freüdenmal zurichtet, lang elend und
hungersnot leiden und sich vor dem vatter demütigen und zü aller Zucht
begeben müste.

Nun aber, weil das h. Nachtmal die herlichste und gantz freüden-
30 reichste gedächtnüs und gemeinschafft des Herren ist, in deren die
höhiste begnadigung, der gantze frid und volkomne gemeinschafft mit
deren und allen glideren Christi gehalten und mitgeteilet würt, so hats
der heilig Geist also geordnet und [72 (T 4) a] in seinen Kirchen all-
weg gehalten, das die rewenden wol alweg der gnaden Gottes und erlö-
35 sung Christi hertzlich zü trösten sind und zur gemeinschafft Christi
anzureitzen, welches auch allein die wäre Büß bringet; Doch das sie vom
h. Abetmal solang außgeschlossen und abgehalten werden, bis sie ire
rewe in warer demütigkeit also bewisen haben, das sie die Kirche

y) ut humiliatio et tristitia pro peccato, perfectam cum Ecclesia reconciliationem,
plenamque cum sanctis communionem praecedat.

296. Auferstehung.

297. 2 Reg 12,13 f.; Mc 14,72; 2 Cor 2,6—8.
 
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