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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0203
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VON DER WAREN SEELSORGE

199

h. geysts Ordnung angezeyget haben, hette man sich von inen eyniger
gewaltsame oder tyrannei wenig zu besorgen 0338. Dises h. geysts Ord-
nung und werck wirt freilich nichts arges noch verderbliches geberen.
Zum dritten, so thüt man der Kirchenzucht und büßordnung gewalt,
5 wann man sagt, das der pfaffen gewalt und tyran- [82 (Y 2)b] nei auß
ir erwachsen seie.

Dann, so man den rechten grundt will wissen des, das die pfaffen und
der Bapst in disen grossen gewalt kommen sind, so ist er diser. Erstlich
haben die grossen herren und under denselbigen niemandt ehr und
10 mehr, dann die unseren, nemlich die alten Francen, ire sünd und übel
regieren, Gott damit wollen abkauffen, das sie vil güts an die kirchen
gegeben und den gwalt über soliche güter den Bischoffen gar gelassen 339
und dann dieselbigen Bischoff gen hof gezogen wider die öffentliche
Kirchenrecht, die wir in Keyserlichen gesetzen und regulen der Con-
15 cilien gar streng und ernstlich haben. Demnach, da die Bischoff gewaltige
landtsfürsten und zu hoff mechtig waren 340, wer dann gern zü grossem
gut und in hohen gewalt kommen were, der hat nach den Bisthumben
getrachtet. Dieselbigen Bisthumb haben dann die Künig und Keyser
auch bald angefangen nach günst und genieß und nach ansehen der
20 geschlechten zu verleihen d, dadurch die Bistumb mit der zeit gar zü
weltlichen fürstenthumben worden sind. Welche Simonei 341 hat bei
den Francischen künigen, die für anderen die Bischoff zü landsfürsten
gemacht haben 6, am ersten und gröbisten überhandt genommen, Also
das sich des der h. Gregorius an inen eben offt beklaget in seinen schriff-
25 ten, die er inen deßhalb hat zügeschriben. Als nemlich an künig Hilden-
brechten, künig Leuthern, den sie etwan Lotharium, etwan Clotharium
nennen, künig Dietrichen, künig Diethprechten und die [83 (Y 3) a]
künigin Brunhild; Welche schrifften wir noch haben under den sendt-
briefen sanct Gregorii, der Bapst warde, als man zalet nach der gebürt
3° Christi dxcii 342.

c) tum nulla vis aut tyrannis ab eis metuenda esset. - d) ex gratia et lucro, et re-
spectu familiarum conferre. — e) ex Episcopis Principes fecerunt.

338. Fürchten.

339. Zur Entstehung der Kirchengüter in fränkischer Zeit vgl. A. Hauck,
a.a.O. I, S. 134fr. - A. Werminghoff: Gesch. der Kirchenverfassung im Mittelalter.
1913. S. 147.

340. Bischöfe werden Landesfürsten, vgl. A. Hauck, a.a.O. III, S. 56ff. Vgl. auch
Erasmus: Ecclesiastes (CI. V, 807).

341. Simonie: CIC Decr. Greg. IX, 5,3.

342. Vgl. die folgenden Briefe Gregors (MSL 77): V, 55 (787 f.); VI, 6 (797!.)
Hildenbrecht. XI, 61 (n8of.) Leukter (Lotharius). VI, 58 (841 f.); IX, 110 (1039!.);
IX, 116 (1547L) Dietrich und Dietprecht. XIII, 7 (1262); XI, 59 (1179!.) Dietrich.
XI, 60 (1180) Dietprecht. VI, 5 (796!.); VI, 50 (835 f.); VI, 59 (842!.); IX, 11 (951 ff.);
 
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