VON DER WAREN SEELSORGE
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reich inhaben, die nit alle des Reichs und des Keyserthumbs stett
gewesen seien.
Also ists ja eynem yeden Christen der bedencken will, wie der schwer
abfall in der Kirchen eingerissen ist, leicht zu erkennen, das die Kirchen-
5 Zucht der pfaffen tyrannei, gewalt und pracht keyn ursach geben hat,
sonder das mehr des alles ursach ist, das die kirchenzucht so gar an
inen, den kirchendienern und andern, verfallen ist; Ja, dises und anders
nichts hat dem teuffei die thür uffgethon zu allen Stenden, sie in solcher
abfall und verkerung zu bringen. Dis hat, wie das heylsame reich Christi r
10 allenthalben verstöret, also des widerchrists tyrannei auch allenthalben
uffgerichtet.
Darumb, wen der pfaffen tyrannei trucket, die aber alle Christen uff
das beschwerlichst trucken solle, dann die Christen ye nichts mehr
lieben und begeren sollen, dann uffgang des reichs Christi, der bitte
15 den [85 (Z x) b] Herren, das die kirchenzucht uns nur bald wider uff-
gerichtet werde, so würt im kirchengüt und gewalt niemand geduldet
werden, dann der war lieh am reich Christi diene; Die geystlichen alle
werden sich der ordenlichen oberkeyt gentzlich underthon halten 353,
land und leut werden sie fürsten und herren, und wen Gott sunst darzü
20 berüffet, regieren lassen und sie der kirchen warten; Zehenden und
andere alte und gepürende kirchengüter würt man durch recht getrewe
und bewerte Diacon zu seliger uffbawung der kirchen, zu erhalten
witwen und weysen und alle dürfftigen, zu losen die gefangnen vom
Türcken und zu aller gemeyner notturfft und nutz der menschen an-
25 legen 354. Und wer in dem etwas fälen würt, den würt dise Zucht zur
besserung treiben oder sein die kirchen alsbald entledigen.
Diß wollen die lieben herren Christlich bedencken, die ymer förchten,
wenn man von der kirchenzucht und ordnung redet, man wolle sie
wider einthün s und die newen pfaffen wollen ire herren werden wie die
alten 355. Wie unser ander artickel dis büchlins inhaltet vom reich Christi,
30 das nemlich in der kirchen uberal keyn gewalt noch herrschafft, dann
alleyn unsers herren Jesu Christi gespüret und befunden werde, dahin
wolten wirs gern richten und zu keynem anlaß widerchristlichs gewalts
der pfaffen oder anderer.
r) Christi regnum salutare. — s) Haec domini illi perpendere Christiane» animo
velint, qui semper metuunt, quum de disciplina Ecclesiastica verba fiunt, hoc agi, ut
ipsorum ius et libertas minuantur.
353. Evangelische Geistliche in Straßburg nehmen das Bürgerrecht an und unter-
stehen der weltlichen Obrigkeit in weltlichen Dingen, vgl. Adam, S. 58L
354. Verwendung des Kirchenguts zur Armenversorgung, vgl. Winckelmann I,
S. 8of. und 109L, als Lösegeld für Gefangene bei den Türken, vgl. G. Uhlhorn:
Die christliche Liebestätigkeit. 2. Aufl. 1895. S. 234!.
355. Zur Sorge des Magistrats, die Prediger würden zu selbständig, s. Adam, S. 177 ff.
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reich inhaben, die nit alle des Reichs und des Keyserthumbs stett
gewesen seien.
Also ists ja eynem yeden Christen der bedencken will, wie der schwer
abfall in der Kirchen eingerissen ist, leicht zu erkennen, das die Kirchen-
5 Zucht der pfaffen tyrannei, gewalt und pracht keyn ursach geben hat,
sonder das mehr des alles ursach ist, das die kirchenzucht so gar an
inen, den kirchendienern und andern, verfallen ist; Ja, dises und anders
nichts hat dem teuffei die thür uffgethon zu allen Stenden, sie in solcher
abfall und verkerung zu bringen. Dis hat, wie das heylsame reich Christi r
10 allenthalben verstöret, also des widerchrists tyrannei auch allenthalben
uffgerichtet.
Darumb, wen der pfaffen tyrannei trucket, die aber alle Christen uff
das beschwerlichst trucken solle, dann die Christen ye nichts mehr
lieben und begeren sollen, dann uffgang des reichs Christi, der bitte
15 den [85 (Z x) b] Herren, das die kirchenzucht uns nur bald wider uff-
gerichtet werde, so würt im kirchengüt und gewalt niemand geduldet
werden, dann der war lieh am reich Christi diene; Die geystlichen alle
werden sich der ordenlichen oberkeyt gentzlich underthon halten 353,
land und leut werden sie fürsten und herren, und wen Gott sunst darzü
20 berüffet, regieren lassen und sie der kirchen warten; Zehenden und
andere alte und gepürende kirchengüter würt man durch recht getrewe
und bewerte Diacon zu seliger uffbawung der kirchen, zu erhalten
witwen und weysen und alle dürfftigen, zu losen die gefangnen vom
Türcken und zu aller gemeyner notturfft und nutz der menschen an-
25 legen 354. Und wer in dem etwas fälen würt, den würt dise Zucht zur
besserung treiben oder sein die kirchen alsbald entledigen.
Diß wollen die lieben herren Christlich bedencken, die ymer förchten,
wenn man von der kirchenzucht und ordnung redet, man wolle sie
wider einthün s und die newen pfaffen wollen ire herren werden wie die
alten 355. Wie unser ander artickel dis büchlins inhaltet vom reich Christi,
30 das nemlich in der kirchen uberal keyn gewalt noch herrschafft, dann
alleyn unsers herren Jesu Christi gespüret und befunden werde, dahin
wolten wirs gern richten und zu keynem anlaß widerchristlichs gewalts
der pfaffen oder anderer.
r) Christi regnum salutare. — s) Haec domini illi perpendere Christiane» animo
velint, qui semper metuunt, quum de disciplina Ecclesiastica verba fiunt, hoc agi, ut
ipsorum ius et libertas minuantur.
353. Evangelische Geistliche in Straßburg nehmen das Bürgerrecht an und unter-
stehen der weltlichen Obrigkeit in weltlichen Dingen, vgl. Adam, S. 58L
354. Verwendung des Kirchenguts zur Armenversorgung, vgl. Winckelmann I,
S. 8of. und 109L, als Lösegeld für Gefangene bei den Türken, vgl. G. Uhlhorn:
Die christliche Liebestätigkeit. 2. Aufl. 1895. S. 234!.
355. Zur Sorge des Magistrats, die Prediger würden zu selbständig, s. Adam, S. 177 ff.