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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0209
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VON DER WAREN SEELSORGE

205

Und darumb muß diß erinnerung allweg geschehen durch das wort
Christi, Vertröstung der Verzeihung und aller gnaden bei unserem
himlischen vatter durch Christum, obwol die schwere der Sünden auch
mit ernst anzuzeygen ist, uff das man die recht erkenne und hasse Und
5 die gnad des Herren und Verzeihung der Sünden desto theurer schetze
und sehnlicher drumb bitte. Derhalben dann offt scharffe straffe und nit
alleyn mit Worten, sonder auch mit leiplicher casteiung und Züchtigung,
gebrauchet werden muß.

Und dis alles darumb, das Gott dis also seinem alten und newen volck
10 verordnet und bei im alweg, wann es seine Ordnung recht gehabt,
erhalten und geübet hat, wie das der Propheten, Apostel, martyrer und
h. vatter schrifften zeugen. Man erwege alleyn die schrifften, die wir
hievor eingefüret haben, recht christlichs fleis.

[87 (Z 3) a] Dis ist nun der begriff* 357 dises artickels: der Herre gebe,
15 das er von allen denen, die Christen sein wollen, auch Christlich erwegen
werde. Und weil der Satan ja nichts feiren würt, alle dise warheyt und
notwendige lere Christi in falschen verstandt und argwon zu ziehen,
so muß ich zwey ding weiter verwarenü Das eyn, das ich ettlichmal
gesetzet habe; Es seie nit gnüg eynen yeden aller ding von seinen Sünden
20 zu lösen und zum h. nachtmal zu lassen, der nach den grobem Über-
tretungen spreche: Es ist mir leyt, ich will es nit mehr thün.

Da merck frommer leser, das ich auch ettlichemal hinzu gesetzet
habe: und sonst die wäre rewe mitnichten beweiset. Es solle ja der
fromme hirt und artzet hierin sehen, das sich die armen sünder nit
25 selb und die Kirchen understanden zu triegen 2. Der trewe vatter, die
sorgfeltig mutter laßt ir ja nit genüg sein, wenn das kindt ettwan spricht:
Mir gebrist nichts mehr a, sonder sie sehen auch mit zu, ob im in der
warheyt also seie.

Wir wöllen wol, das yedem in Sachen seines gewissens uff sein selb
30 erkantnüß geglaubet werde, so ferre doch, das die that das widerspil 358
nit anzeyge. Wer dise wort von hertzen redt, nemlich uff die grobem
und schwerem sünden: Es ist mir leyd, Ich will es nit mehr thün, Der-
selbige würt neben disen Worten noch gar vil ernste anzeyge geben der
reüwe; Wirt auch sich mit höchster demüt, gantz begirigem gemüt der
35 Kirchenzucht underwerffen und nichts liebers thün, dann der Kirchen
durch sein büß ge-[8 7 (Z 3) b] nügthün und, die er durch seine sünd
verletzet, wider besseren.

Nun, weil die kirch den erwachsnen den heiligen tauff uff blosse wort

x) summa. - y) munire. — z) ne miseri peccatores et seipsos et Ecclesiam conentur
fallere.— a) Nihil mihi amplius deest.

357. Inhalt, Grundgedanke. 358. Gegenteil.

Warurnb nit bei eynem
yeden genug sei, sagen:

Ich wille es nit mehr thün.
 
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