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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0215
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VON DER WAREN SEELSORGE

21 I

Welche dann kleynmütig werden, das inen das creutz und trübsal zu
schwer werden wille, denen muß man gar freundtlich und tröstlich
züsprechen, das ist, inen die gute Gottes und erlösung Christi gar
treülich einbilden u307, damit sie erkennen und glauben, das es der liebe
5 Gott gantz vätterlich und getrewlich mit inen meyne in allem, das er
inen zu leiden züschicket. Disen sind ire gedancken von iren Sünden
und allem unglück ymer abzuziehen und in die barmhertzigkeyt Gottes
und das heyl Christi Jesu zu erheben.

Die sich dann noch etwas in Gottes dienst irren, die sind uffzunemen
io in aller freundtlichheyt, denen muß man vil nachgeben, sie nit in allem
rechtfertigen 368, sie mit unzeitigem disputieren nit übertreiben" 369,
[92 (a 4) a] dann man sie damit alleyn verwürrete, sie auch mitnichten
dahin treiben, dahin sie noch nicht erstarcket sind; Gott solle man loben,
das sie so weit kommen sind, das sie Christum als iren heyland anrüffen,
15 bleiben bei der gemeyn Gottes, hören das wort des Herren; Auß dem
muß man sie ymer in dem stercken und inen fürt helffen, das Christus
der Herre uns alleyn durch sein leiden Verzeihung der Sünden erworben
hat und das er allen unseren fleiß und dienst wille dahin gekeret haben,
das wir unsere bösen lüsten und begirden tödten, alles unser leben zum
20 lob Gottes und besserung des nechsten anrichten, und das unser Gottes-
dienst muß im geyst und der warheyt beschehen 370. Auch das alles
eusserlich thün dahin ymer gericht sein solle, das wir Gott am nechsten
baß dienen 1" in aller heyligkeyt und gerechtigkeyt. Wenn dann dise
erkantnüs in den leuten wechset, so fallen inen zuletst selb ab, was sie
25 noch ungleubiger fantaseien irren mögen, werden auch dadurch von
tag zu tag geschickter und tauglicher, die lere Christi reyn und vol-
kommen zu fassen.

Wo dann sind, die der weit gunst und ungunst zü hoch schetzen, das
sie Christum unsern herren und sein wort nit freüdig gnüg bekennen
30 und preisen, denen muß man das ymer wol einbilden x, das der vatter
Christo unserm herren allen gewalt und alles gericht gegeben hat in
himel und erden 371, das er uns alleyn alles güts verleihen, alles arges
abwenden mage und wille, das alle weit von ir selb nichts ist und nichts
vermag. Item, das er an jenem tag [92 (a 4) b] vor seinem hymlischen

Wie die kleynmütigen %u
stercken.

Wie die schwachen im
verstand Christi %u
stercken.

Wie die %u stercken, bei
denen die weit etwan mehr,
dann der Herre will,
angesehen werden.

u) fidelissime eis inculcanda est bonitas Dei. - v) ab his non semper exiganda
iuris ratio: his disputationibus intempestivis non urgendi sunt. — w) ut Deo in pro-
ximo magis serviamus. — x) inculcandum est.

367. Einprägen.

368. Zur Verantwortung ziehen.

369. Überfordern; Grimm XII, 1, Sp. 607.

370. Io 4,24.

371. Mt 28,18.
 
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