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SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Ibidem. [11-13]
viii. Nun aber hab ich euch ge sehr iben, ir sollt nichts mit inen %u schaffen haben,
nemlich, soyemandt ist, der sich lasset eyn bräder nennen und ist eyn hur er oder
eyn vorteyliger^, oder eyn göffendiener oder ein lesterer oder eyn trunckenbolt%,
oder eyn reuber, mit demselbigen solt ir auch nicht essen. Denn was gehn mich 5
die draussen an, das ich sie solte richten ? Richtet ir nit die da hinnen seind?
Gott aber würt die dr aussen sind, richten. Thund von euch selbs hinauß, wer da
böß ist.
Welche schaf man
gesundt heysset.
Wie diß werck, die
gesunden schaf bewaren,
gemeyn und der Seelsorger
eygen ist.
Welches die gesunden, starcken schaf sind, ist oben gesagt. Es ist wol
niemand gar on allen mangel und gebrechen, die aber in der forcht 10
Gottes leben, in der gemeynd Gottes bleiben, sich auch in derselbigen
fleissig und eifrig erzeygen bei den h. kirchenübungen und in allem
Christlichem leben, dise werden die gesunden und starcken schaf ge-
heyssen.
Die sollen nun bewaret und geweydet, das ist, vor allem nachteyl 15
behütet und mit aller notturfft versehen a werden, wie recht ist, mit der
masse und ordnung, wie es der Herre befolhen. An disem werck des
Herren sollen nun alle glider des Herren, yedes nach seinem befelch
und vermögen dienen, wie wirs [95 (b 3) a] hievor auch von den
anderen wercken des Herren diensts erkleret haben. Eyn yeder Christ 20
solle ja dem anderen darzü helffen und rathen, nach seinem besten ver-
mögen^ das er vor allem argen behütet und mit allem güten versehen
werde. Fürnemlich aber sollen sich des befleissen, die über andere
ettwas gewalt haben, als haußvätter, leermeyster, Und ob denen allen
die gemeynen obren 0. Weil wir aber hie handlen besonders von der 25
seelsorge und dem dienst des geystlichen hirtenampts, welches die diener
der kirchen verrichten sollen, so haben wir die sprüch alleyn angezogen,
so von dem bewaren und weyden lauten, welches durch die Eltisten
der Kirchen soll verrichtet werden. Wie dann der heylig Petrus und
Paulus selb waren und auch die, welche sie zü disem werck im anderen 30
und dritten Spruch vermanet haben.
So wir dann dise sprüch recht ansehen, so leren sie uns gar fein alles,
das zü disem dienst erfordert würt und wie er recht geleystet werden
möge. Erstlich haben wir hie zu sehen, welches das end und zil d ist
diß bewarens und weydens. Zum andern, wie und mit was werck man 35
zü disem end und zil kommen und es erreychen möge. Zum dritten,
wie die hirten und Seelsorger geschickt sein müssen, damit sie diß
a) omnibusque necessariis procurari. - b) pro virili sua. - c) et maxime magistra-
tus. - d) finis aut scopus.
376. Habgierig.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1538-1539
Ibidem. [11-13]
viii. Nun aber hab ich euch ge sehr iben, ir sollt nichts mit inen %u schaffen haben,
nemlich, soyemandt ist, der sich lasset eyn bräder nennen und ist eyn hur er oder
eyn vorteyliger^, oder eyn göffendiener oder ein lesterer oder eyn trunckenbolt%,
oder eyn reuber, mit demselbigen solt ir auch nicht essen. Denn was gehn mich 5
die draussen an, das ich sie solte richten ? Richtet ir nit die da hinnen seind?
Gott aber würt die dr aussen sind, richten. Thund von euch selbs hinauß, wer da
böß ist.
Welche schaf man
gesundt heysset.
Wie diß werck, die
gesunden schaf bewaren,
gemeyn und der Seelsorger
eygen ist.
Welches die gesunden, starcken schaf sind, ist oben gesagt. Es ist wol
niemand gar on allen mangel und gebrechen, die aber in der forcht 10
Gottes leben, in der gemeynd Gottes bleiben, sich auch in derselbigen
fleissig und eifrig erzeygen bei den h. kirchenübungen und in allem
Christlichem leben, dise werden die gesunden und starcken schaf ge-
heyssen.
Die sollen nun bewaret und geweydet, das ist, vor allem nachteyl 15
behütet und mit aller notturfft versehen a werden, wie recht ist, mit der
masse und ordnung, wie es der Herre befolhen. An disem werck des
Herren sollen nun alle glider des Herren, yedes nach seinem befelch
und vermögen dienen, wie wirs [95 (b 3) a] hievor auch von den
anderen wercken des Herren diensts erkleret haben. Eyn yeder Christ 20
solle ja dem anderen darzü helffen und rathen, nach seinem besten ver-
mögen^ das er vor allem argen behütet und mit allem güten versehen
werde. Fürnemlich aber sollen sich des befleissen, die über andere
ettwas gewalt haben, als haußvätter, leermeyster, Und ob denen allen
die gemeynen obren 0. Weil wir aber hie handlen besonders von der 25
seelsorge und dem dienst des geystlichen hirtenampts, welches die diener
der kirchen verrichten sollen, so haben wir die sprüch alleyn angezogen,
so von dem bewaren und weyden lauten, welches durch die Eltisten
der Kirchen soll verrichtet werden. Wie dann der heylig Petrus und
Paulus selb waren und auch die, welche sie zü disem werck im anderen 30
und dritten Spruch vermanet haben.
So wir dann dise sprüch recht ansehen, so leren sie uns gar fein alles,
das zü disem dienst erfordert würt und wie er recht geleystet werden
möge. Erstlich haben wir hie zu sehen, welches das end und zil d ist
diß bewarens und weydens. Zum andern, wie und mit was werck man 35
zü disem end und zil kommen und es erreychen möge. Zum dritten,
wie die hirten und Seelsorger geschickt sein müssen, damit sie diß
a) omnibusque necessariis procurari. - b) pro virili sua. - c) et maxime magistra-
tus. - d) finis aut scopus.
376. Habgierig.