Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0222
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
21 8

SCHRIFTEN DER JAHRE X 5 3 8—1 5 39

fünfften Spruch: Wie eyn vatter seine kinder hab ich eynen yeden under
euch vermanet etc. Die lere des h. Evangeli Christi ist die lere der
ewigen seligkeyt und ist uns aber von wegen unser verderbten natur
nichts schwerers und kümmerlichers zu lernen; Darumb erfordert dise
lere das aller getrewest, ernstlichest und unabläßli ehest leren [98 (c 2) a], 5

underrichten und vermanen, das der mensch ymer mehr beweisen möge.
Was aber nun die leut auch besonders underweisen und ermanen ver-
möge, weyß eyn yeder wol.

Derhalben muß man die Christliche lere und vermanung ja nicht in die
versamlung und uff die cantzel schliessen; Dann deren gar vil sind, die, was 10
also ingemeyn geleret, und ermanet wirt, gemeyn bleiben lassen und es als
mehr uff andere, dann uff sich selbs deuten und verstehn 0; Derhalben
vonnöten, das man die leut auch zu hauß und besonders eynen yeden
under weise, lere und anfüre in Christo. Und darumb haben die kirchen
weißlich gehandelt, die den besonderen Zugang, eynen yeden in Christo 15
dem herrn die büß und den glauben zu leren, behalten haben. Und
widerstreben die dem h. geyst und widerfechten die besserung der
kirchen, die das zu hinderen begeren, das nicht alle diener Christi allent-
halben die lere Christi, nit alleyn in den öffentlichen und gemeynen
predigen, sonder auch von haus zu haus, gegen eynem yeden in sonder- 20
heyt, außspenden und treiben. Es ist ye das werck des h.geysts im hey-
ligen Paulo dar vor äugen; Was dann der h.geist im lieben Paulo zu
besserung seiner kirchen gewürcket hat, warumb solte er das nicht auch
in allen andern seinen werckzeügen dises berüffs und befelchs würcken ?

Aber unser tückisch widerspenstig fleysch das wille ymer den schein 25
haben, als ob es auch wölte Christi schüler sein und mag doch nichts
weniger dann die lere Christi gedulden. Darumb wolte es gern, das mans
mit der lere Christi liesse eyn gemeynes sagen bleiben, treffe es, so
treffe esP. Dabei kan es aber der [98 (c 2) b] geyst Christi nicht bleiben
lassen, er ist eyn getrewer lerer, der nit uffhöret, biß er seine schüler in 30
alle warheyt füret 381. Darumb luget er auch von haus zü haus q, von
menschen zü menschen, wie seine lection der öffentlichen gemeynen
predigen uffgenommen werde, was sie bei yedem verfahe, behöret seine
schüler 1, sihet, was sie begriffen haben oder nicht. Also hat ers in seiner
kirchen alweg gehalten; Und wem das nit gefallet und das nit wider in 33
die Übung zubringen begeret, der wille nicht, das der h.geyst seine

o) permulti sunt, qui quod ita publice et generatim docetur, generale esse sinunt:
et omnia potius de aliis, quam de se ipsis interpretantur. — p) Itaque optaret, doc-
trinam Christi relinqui in concionibus publicis, et proponi generaliter. - q) cir-
cumspicit per domos singulas. - r) quid apud unumquenque proficiat: dictata a dis-
cipulis suis repetit.

381. Io 16,13.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften