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VON DER WAREN SEELSORGE
221
Weil wir aber allen, auch den feinden, güts thün und wie unser
himlischer vatter geartet sein sollen 3® 4. Wie dann der gerechte Gott,
der allem argen ye zum höchsten feind ist, dennoch sein sonnen scheinen
und sein regen kommen lasset, auch über die bösen, ungerechten und
undanckbaren [Mt 5,45], und inen also die leipliche narung und was
zu disem leben erfordret würt, reichlich mitteylet, so müssen wir, seine
kinder, auch, solang wir in diser weit bei den bösen leben, inen den-
nocht zu irer notturfft keyn gütthat fürhalten oder [100 (c 4) b] ab-
schlagen. Alleyn müssen wir uns ires gottlosen thuns entschlagen und
uns mit entziehung der besonderen gemeynschafft gegen inen erzeygen
und beweisen, als denen ir gottlob thün eyn grosse beschwerd und
grewel ist, Und das wir darumb mit inen keyn gemeynschafft weiter,
dann sie unser zu irer notturfft bedörffen, haben mögen, weil sie die
gemeynschafft Christi also hinwerffen.
Dann indem, das der h.Apostel schreibt: Ir solt nicht mit inen
schaffen haben oder mit inen essen [1 Cor. 5,11], wille der Apostel alleyn
die gemeynschafft in essen und andern händlen verbieten, die wil-
körig 3® 3 ist a, und die nit von gemeyner notturfft der natur, burger-
schafft oder heußlicher verwandtschafft erfordret würdt.
Wie sich dann alle erbar leut der losen und leichtferigen und wie
etwan eyn gantze freundtschafft sich der iren, die eyn solche freundt-
schafft ungepürlich begeben und ungeschickt hußhaltet, entschlagen
und müssig gohn b. Solche erbar leut und freundtschafft handlen den-
noch mit solchen, die sie sonst meiden, in den dingen die bürgerliche
gemeynschafft oder gemeyne menschliche notturfft erfordret, thün mit
denselbigen, was inen eyn oberkeyt gerneynlich ufferlegt, deßhalben
sie ettwan auch mit inen essen, andere ding handlen, schaffen, kauffen
und verkauften, thün inen auch hilff in nöten. Ausserdem aber nemen
sie sich iren nichts an, haben nichts mit inen zu thün, fliehen ire gesel-
schafft c, beweisen in allen dingen eyn unlust und Unwillen ab irem leicht-
ferigen und unerbaren wesen. Also sollen sich nun auch die [101 (d 1) a]
Christen halten gegen denen, die von der gemeyn Gottes außgeschlossen
werden. Und so sie das thün, das sie solchen außgeschloßnen alles, das
bürgerliche gemeynschafft und gemeine notturfft d menschlicher natur
erfordret, getrewlich leysten, haben sich dieselbigen verbanneten e leut
ab den gläubigen des nichts zu beklagen, das sie iren in dem übrigen,
a) (communio) quae voluntaria est et libera. - b) et interdum universa cognatio
et familia, cum cognatis iis, qui cognationem moribus suis dissolutis labe igno-
miniae aspetgunt, nihil commercii habere vult. - c) Sed extra haec, nullam cum
eis amicitiam colunt, nihil cum eis commercii habent, societatem eorum fugiunt. -
d) societas civilis, et communis necessitas. — e) excommunicati.
384. Mt 5,44. 48. 385. Die dem freien Willen untersteht.
Der bann hindert nicht
die bürgerlich oder natür-
lich gemeynschafft.
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Weil wir aber allen, auch den feinden, güts thün und wie unser
himlischer vatter geartet sein sollen 3® 4. Wie dann der gerechte Gott,
der allem argen ye zum höchsten feind ist, dennoch sein sonnen scheinen
und sein regen kommen lasset, auch über die bösen, ungerechten und
undanckbaren [Mt 5,45], und inen also die leipliche narung und was
zu disem leben erfordret würt, reichlich mitteylet, so müssen wir, seine
kinder, auch, solang wir in diser weit bei den bösen leben, inen den-
nocht zu irer notturfft keyn gütthat fürhalten oder [100 (c 4) b] ab-
schlagen. Alleyn müssen wir uns ires gottlosen thuns entschlagen und
uns mit entziehung der besonderen gemeynschafft gegen inen erzeygen
und beweisen, als denen ir gottlob thün eyn grosse beschwerd und
grewel ist, Und das wir darumb mit inen keyn gemeynschafft weiter,
dann sie unser zu irer notturfft bedörffen, haben mögen, weil sie die
gemeynschafft Christi also hinwerffen.
Dann indem, das der h.Apostel schreibt: Ir solt nicht mit inen
schaffen haben oder mit inen essen [1 Cor. 5,11], wille der Apostel alleyn
die gemeynschafft in essen und andern händlen verbieten, die wil-
körig 3® 3 ist a, und die nit von gemeyner notturfft der natur, burger-
schafft oder heußlicher verwandtschafft erfordret würdt.
Wie sich dann alle erbar leut der losen und leichtferigen und wie
etwan eyn gantze freundtschafft sich der iren, die eyn solche freundt-
schafft ungepürlich begeben und ungeschickt hußhaltet, entschlagen
und müssig gohn b. Solche erbar leut und freundtschafft handlen den-
noch mit solchen, die sie sonst meiden, in den dingen die bürgerliche
gemeynschafft oder gemeyne menschliche notturfft erfordret, thün mit
denselbigen, was inen eyn oberkeyt gerneynlich ufferlegt, deßhalben
sie ettwan auch mit inen essen, andere ding handlen, schaffen, kauffen
und verkauften, thün inen auch hilff in nöten. Ausserdem aber nemen
sie sich iren nichts an, haben nichts mit inen zu thün, fliehen ire gesel-
schafft c, beweisen in allen dingen eyn unlust und Unwillen ab irem leicht-
ferigen und unerbaren wesen. Also sollen sich nun auch die [101 (d 1) a]
Christen halten gegen denen, die von der gemeyn Gottes außgeschlossen
werden. Und so sie das thün, das sie solchen außgeschloßnen alles, das
bürgerliche gemeynschafft und gemeine notturfft d menschlicher natur
erfordret, getrewlich leysten, haben sich dieselbigen verbanneten e leut
ab den gläubigen des nichts zu beklagen, das sie iren in dem übrigen,
a) (communio) quae voluntaria est et libera. - b) et interdum universa cognatio
et familia, cum cognatis iis, qui cognationem moribus suis dissolutis labe igno-
miniae aspetgunt, nihil commercii habere vult. - c) Sed extra haec, nullam cum
eis amicitiam colunt, nihil cum eis commercii habent, societatem eorum fugiunt. -
d) societas civilis, et communis necessitas. — e) excommunicati.
384. Mt 5,44. 48. 385. Die dem freien Willen untersteht.
Der bann hindert nicht
die bürgerlich oder natür-
lich gemeynschafft.