Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0227
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
VON DER WAREN SEELSORGE

223

Es ist dennoch, damit die gläubigen, ire göttliche beschwerde,
scheühe und kümmernüs über der un- [102 (d 2) a] gleubigen verderben
Christlich und besserlich und die berüffungen Gottes der besonderen
verwandtschafften unverletzet beweisen'. Erstlich, so werden soliche
5 gläubige in der ungläubigen sünd nit gehellen’; sonder darüber eyn
hertzlichs leyd tragen. Zum anderen werden sie sich uffs gegentheyl
zum recht thün desto eifriger und ernstlicher halten und mit irem güten
leben der iren böß leben verdammen und inen abschewlich machen.
Zum dritten, die iren, wenn sie des immer stadt haben mögen, zur
10 besserung mit höchstem ernst, mit bitten und flehen, ja, mit trehern
ersuchen und vermanen.

Ist aber etwas oberhand k da, wie bei dem mann gegen dem weib,
bei dem vatter oder müter gegen den kindern, der herrschafft gegen
dem gesind, der eiteren freünden gegen den jüngeren, do werden die
15 solche gleubigen oberhand iren unlust ab diser unbilliehern leben
erzeygen 1, auch mit wenigerem annemen, züsprechen, mit entziehen be-
sondrer gemeinschafft und ergetzlicheyt, item mit mehrem ernst in allen
dingen, auch scherpfferer und zeitigerer straffe m. Doch werden sie auch
diß alles ymer also messigen, das es möge besserlich und die leut zur
20 büß zu vermögen dienstlich sein und den berüff Gottes irer verwandt-
schafft nit zerstöre und also übel erger mache.

Die aber underthon sein sollen in disen berüffungen, als die eeweiber,
kinder, gesind und die jungen freund, die werden mit weynen, bitten
und flehen gegen Gott und den iren, die unchristlich leben, iren quäl
25 ab dem verderben der iren offt zü mercklicher [102 (d 2) b] besserung
erzeygen. Also werden die Christen ymmer verhüten, das das böß zü
keynem exempel und nachfolge geradte" oder weniger abschewlich
werde, sonder das es ymer mehr geschewet und geflohen und zum
grewel und doch keyn von Gott geordnete verwandtschafft nach pflicht
30 zerstöret oder irget in verletzet werde. Diß sollen dann die Seelsorger
mit dem zeitigen außschliessen von der gemeyn Christi getrewlich ford-
ren, damit sie die gesunden schaf vor der befleckung und erben des
argen bewaren und sie zü allem güten desto baß fürbringen mögen.

Diß ist nun dasjenige, das die getrewen Seelsorger fürnemen und üben
35 sollen, dadurch sie ir vorgesetzet zil des Christlichen weydens desto
ehr und volkomner erlangen: Die schäfflin Christi on underlaß mit
höchsten trewen und ernst der erlösung Christi erinneren und was
die bei uns bringen solle underrichten und allen rath Gottes verkündigen,

i) »Es ist dennoch ... beweisen« fehlt in der lateinischen Übersetzung. — j) in pec-
cata incredulorum non consentient. — k) potestas et eminentia. — 1) ibi superiores
illi atque eminentiores, quam detistentur vitam istorum impiam, testabuntur atque
ostendent. — m) dum eos increpabunt acrius et maturius. — n) ne quae peccata male
geruntur, in exemplum cedant.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften